Ältestes preußisches Gefängnis wird 160 Jahre alt

Aus der Vogelperspektive erkennt man den sternförmigen Aufbau der JVA Münster. Foto: Archiv JVA Münster
Aus der Vogelperspektive erkennt man den sternförmigen Aufbau der JVA Münster.
Foto: Archiv JVA Münster

Ungewohnte Ansichten

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Münster wird 160 Jahre alt. Mit einer Internetpräsentation (http://www.lwl-dlbw.de) und einer Postkartenedition ungewohnter Ansichten des Gefängnisses macht der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im Rahmen des Öffentlichkeitstages der JVA am 15. September auf die Geschichte des Denkmals aufmerksam.

Den meisten ist das Denkmal Justizvollzuganstalt Münster, das in seiner ersten Bauphase 1853 fertiggestellt wurde, nur bekannt durch das Vorbeifahren am Haupteingang an der Gartenstraße. Die Größe der denkmalgeschützten Anlage sowie seine städtebauliche Figur erschließen sich nur aus der Luft vollkommen. Von hier aus zeigt sich das großflächige Areal mit sternförmig angelegten Ziegelsteinbauten.

Von der Zentrale, dem sogenannten Panoptikum, können alle vier Zellenflügel überwacht werden.  Foto: LWL/Dülberg
Von der Zentrale, dem sogenannten Panoptikum, können alle vier Zellenflügel überwacht werden.
Foto: LWL/Dülberg

Deutlich liegen die vier Zellenflügel und der Verwaltungstrakt sternförmig um die Zentrale, das sogenannte Panoptikum. Die Strafanstalt zählt zu einer Reihe preußischer Staatsbauten, die im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts das städtebauliche Gefüge Münsters bestimmten. Heute zählt sie zu den prägenden Elementen im Münsteraner Stadtbild. „Die gesamte Anlage gilt als eines der wichtigsten nicht kirchlichen Denkmäler Münsters. Es ist das älteste erhaltene Gefängnis Preußens und setzt damit auch überregional ein Zeichen in der Architekturgeschichte“, erläutert LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Markus Harzenetter.

Blick in Richtung Verwaltungstrakt mit Uhrenturm und Kirche im Obergeschoss.  Foto: LWL/Dülberg
Blick in Richtung Verwaltungstrakt mit Uhrenturm und Kirche im Obergeschoss. Foto: LWL/Dülberg

Mit dem geplanten Umzug der JVA Münster in ein moderneres Gebäude steht die Zukunft des Denkmals zur Diskussion. Die LWL- Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur setzt sich für die Erhaltung des Denkmals ein. „Ziel des Amtes ist es, dass die Werte des Denkmals bewahrt werden und dass sich aus der genauen Analyse des Denkmals eine angemessene zukunftsfähige Umnutzungsstrategie entwickeln wird. Deshalb ist es uns jetzt wichtig, die Werte dieses Denkmals für die Denkmallandschaft in Westfalen-Lippe zu vermitteln“, so Dr. Harzenetter weiter.

Hintergrund

Das Gefängnis in Münster ist die älteste erhaltene Justizvollzugsanstalt Deutschlands aus preußischer Zeit. Das ehemals so genannte „Neue Zuchthaus“ wurde als „Isolier Strafanstalt zu Münster“ ab 1845 nach Plänen des Oberbaurats Carl Ferdinand Busse von der Oberbaudeputation in Berlin erbaut, ab 1853 wurde es mit Gefangenen belegt. Es folgten schon bald Ergänzungen, während der Zeit zwischen 1919 und 1932 auch einige Umbauten. In den 1950 bis 80er-Jahren wurde ein Flügel nach Kriegsbeschädigungen wieder aufgebaut, außerdem ergänzen weitere Bauten wie die Werkstätten und Küche das Areal.

Der historisierende Gefängnisbau mit seinen vier sternförmig angeordneten Flügeln inklusive Mittelbau liegt in einem unregelmäßigen fünfeckigen Areal, das von einer Mauer umfasst wird. Ursprünglich gab es entlang der Mauer fünf quadratische Ecktürme mit Wohnungen für die Wärter, von denen heute noch drei erhalten sind: einer im Nordosten und zwei vor den südwestlichen Ecken. Der Eingang zur Anlage befindet sich in einem flachen Torgebäude im Südwesten zwischen zwei symmetrisch angeordneten, dreigeschossigen Ziegelbauten. Hier waren ursprünglich Beamtenwohnungen für den Direktor, den Mediziner und den Geistlichen untergebracht.

Hinter dem Zugang betritt man einen Verbindungstrakt, der als Kopfbau zum Flügel der Verwaltung mit Kirche im Obergeschoss überleitet. Darauf folgt die überkuppelte Zentrale oder das Panoptikum, von dem aus die vier Zellenflügel überwacht werden. Die vier Flügel, die von diesem Knotenpunkt ausgehen, beinhalten die schmalen Zellentrakte. Die sternförmige dreigeschossige Anlage wurde im so genannten panoptischen System erbaut. Dabei können die Insassen von einem zentralen Ort beaufsichtigt werden. Schmückende Elemente der Torgebäude und am Kopfbau des Mittelbaus wie runde Eck- und Giebeltürmchen und Zinnenkränze bewirken einen kastellartigen und wehrhaften Eindruck.

„Mit der Justizvollzugsanstalt ist der frühe Typ „Zellengefängnis“ des 19. Jahrhunderts heute noch sehr gut ablesbar“, erklärt Harzenetter.

Öffentlichkeitstag in der JVA Münster:
Sonntag, 15. September, 10 bis 17 Uhr

Gartenstraße 26, 48147 Münster

Internetpräsentation zur Architekturgeschichte:
http://www.lwl-dlbw.de

LWL-Einrichtung:

LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Fürstenbergstr. 15
48147 Münster
 Karte und Routenplaner

Ökomarkt auf Zeche Nachtigall

Selbstgemachte Marmeladen und Säfte warten auf Käufer.  Foto: LWL / Ehses
Selbstgemachte Marmeladen und Säfte warten auf Käufer.
Foto: LWL / Ehses

Am 15. September, dem diesjährigen Tag des Geotops, lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Ökomarkt in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten ein. Von 11 bis 17 Uhrerwarten Besucher natürliche Produkte aus Werkstatt, Feld und Garten. Führungen und Vorführungen rund um das Industriedenkmal, seine Natur und die Geologie vor Ort runden die Veranstaltung ab.

Zwischen Besucherbergwerk, Steinbruch und Ringofen gibt es ein abwechslungsreiches Waren- und Informationsangebot mit Erzeugnissen aus biologischer Landwirtschaft und traditionellem Handwerk der Region. Der Eintritt in das Wittener LWL-Industriemuseum und zum Markt ist an diesem Tag frei.

Biologisches Streuobst wird zu Apfelsaft verarbeitet. Foto: Birgit Ehses
Biologisches Streuobst wird zu Apfelsaft verarbeitet.
Foto: Birgit Ehses

Der bunte Markt lädt mit Handwerksprodukten aus Wolle, Holz, Wachs, Leder und Stein zum Schauen, Kaufen und Ausprobieren ein. Ob frisches Obst, Gemüse, Kräuter, Brot oder Honig: Händler aus der Region bieten viele Bioprodukte an. Von besonderen Geschenken über Schmuck, Spielzeug, Filzarbeiten, Mineralien und Bücher ist für alle Besucher etwas dabei.

Auch zum Thema gesundes Wohnen gibt es Angebote. Darüber hinaus informiert die Biologische Station (NaWit) über ihre vielfältige Naturschutzarbeit in Witten und bietet Gelegenheit, mit einer Handpresse frischen Wittener Streuobstwiesen-Apfelsaft zu pressen und zu probieren.

„Das Angebot ist diesmal noch vielfältiger als in den letzten Jahren“, so Organisatorin Birgit Ehses. „Von selbstgemachten Insektenhotels, über naturnahe Pflanzberatung, Naturkosmetik bis hin zur Wildnispädagogik und ökologischen Cocktails bieten wir in diesem Jahr wieder ein buntes Markttreiben. An einigen Ständen können die Besucher live miterleben, wie die Produkte hergestellt werden. Außerdem gibt es spannende Mitmachangebote für große und kleine Besucher“, versichert Ehses.

Der Ökomarkt findet in diesem Jahr am Tag des Geotops statt. „Mit zwei einzigartigen Geotopen, dem Steinbruch Dünkelberg und dem Besuchbergwerk, hat unser Standort auch geologisch einiges zu bieten“, betont LWL-Museumsleiter Michael Peters. Der Steinbruch, zu dem es zukünftig eine Dauerausstellung geben wird, ist an diesem Tag für die Besucher zugänglich. „Normalerweise können Besucher dieses Areal nicht betreten“, so Peters weiter. Die Führungen durch das zweite Geotop, das Besucherbergwerk Nachtigallstollen, sind zum Tag des Geotops kostenlos.

Kohleflöz im Sandstein - das Muttental hat geologisch Spannendes zu bieten. Foto: LWL
Kohleflöz im Sandstein – das Muttental hat geologisch Spannendes zu bieten.
Foto: LWL

Als zusätzliches Highlight wird den Besuchern an diesem Tag ein exklusiver „Blick hinter die Kulissen“ ermöglicht. Am Standort Zeche Nachtigall soll noch in diesem Jahr das Infozentrum des Geopark Ruhrgebiet eröffnet werden – schon lange wird im Hintergrund an der musealen Konzeption gearbeitet. Zukünftig sollen sich Besucher im Infozentrum anschaulich über das „Rohstoffland NRW“ informieren und alles rund um den Geopark Ruhrgebiet erfahren. Aber auch geologische Führungen und museumspädagogische Programme zum Thema Geologie werden Teil des Angebots sein. Am 15. September zeigt das LWL-Museum erste Ergebnisse dieser konzeptionellen Arbeit. Die Gäste können so die Entwicklung von der ersten Idee einer Ausstellung bis zur Eröffnung nachvollziehen. Darüber hinaus informiert der Geopark Ruhrgebiet über seine geologische Arbeit in der Region.

Da rund um das LWL-Industriemuseum keine Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen, empfiehlt das Museum den Besuchern, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu kommen. Einige Parkmöglichkeiten bestehen auf dem oberen Parkplatz Nachtigallstraße. Die Muttentalbahn verkehrt außerdem von 10 bis 18 Uhr vom Parkplatz Nachtigallstraße.

LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Nachtigallstr. 35
58452 Witten
 Karte und Routenplaner

Gefälligkeiten können teuer werden

Guten Freunden hilft man gerne und schreibt auch nicht immer gleich eine Rechnung. Auch Architekten oder Statiker greifen Freunden bei Planungen und kleineren Umbauten schon mal unentgeltlich unter die Arme und planen, rechnen oder überwachen „nebenbei“ den einen oder anderen Bau. Vor diesem Freundschaftsdienst warnt die Arbeitsgemeinschaft für Bau- und Immobilienrecht (ARGE Baurecht) im Deutschen Anwaltverein (DAV): Auch bei Freundschaftsdiensten haftet der Architekt. Passiert etwas, muss er dafür geradestehen – und trägt dasselbe Haftungsrisiko, wie bei ordnungsgemäßer Beauftragung mit auskömmlichem Honorar.

Wegen dieses enormen Haftungsrisikos rät die ARGE Baurecht von solchen Gefälligkeiten ab. Auch unter Freunden sollten Architekten ihre Leistungspflichten ernst nehmen und so sorgfältig wie immer arbeiten, um das Risiko eines Haftungsfalls zu verringern. Gute Arbeit kostet natürlich Zeit und dafür wird Honorar fällig, ganz wie bei jedem anderen Bauherren auch. Wahre Freunde werden dafür Verständnis haben. Übrigens, erinnert die ARGE Baurecht: Bei Tätigkeiten für Familienangehörige besteht ohnehin kein Versicherungsschutz.

Weitere Informationen zur ARGE Baurecht unter www.arge-baurecht.com.

Link: www.anwaltverein.de

 

Nachhaltigkeit bewegt die Lebensmittelbranche

Das Thema Nachhaltigkeit bewegt die Lebensmittelbranche. Und das sowohl auf Unternehmens- als auch auf Produktebene. Der ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaften Food“, den das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten/Herdecke gemeinsam mit dem TÜV Rheinland Cert und mit Praxispartnern aus Handel und Industrie entwickelt hat, findet zunehmend Resonanz in der Lebensmittelwirtschaft.

Dr. Axel Kölle (l.) und Dr. Christian Geßner (r.)
Dr. Axel Kölle (l.) und Dr. Christian Geßner (r.)

„Viele Unternehmen haben erkannt, dass die Strukturierung ihrer zum Teil sehr vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten und die externe Zertifizierung der systematischen Weiterentwicklung des Themas einen konkreten Mehrwert im Dialog mit den Anspruchsgruppen bieten, in erster Linie für die eigenen Mitarbeiter und die Handelspartner“, so die beiden Gründer und Leiter des ZNU, Dr. Christian Geßner und Dr. Axel Kölle. „Wir freuen uns darauf, den ZNU-Standard ab sofort der gesamten Branche zur Verfügung stellen zu können“, so die ZNU-Beiräte Hans-Günter Trockels, Philip Dean Kruk-De la Cruz und Dr. Michael Raß. In der nun beendeten Pilotphase haben bereits zahlreiche Unternehmen aus dem ZNU-Partnernetzwerk den standortbezogenen Standard erfolgreich durchlaufen.

Hierzu zählen zuallererst die vier Unternehmen Kuchenmeister, Brandt, Teutoburger Ölmühle und Söbbeke, die alle in diesem Jahr bereits das Überwachungsaudit bestanden haben. In 2013 haben sich darüber hinaus die Bitburger Braugruppe (Standorte Bitburg, Wernesgrün und Lich), Ritter Sport, Wiesenhof (Standort Holte) und VION (Standort Buchloe) erfolgreich der Auditierung des TÜV Rheinland unterzogen. „Der ZNU-Standard hilft uns dabei, die ehrgeizigen Ziele, die wir uns gesteckt haben, umzusetzen und zu kommunizieren“, betont Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik der Bitburger Braugruppe. Zahlreiche weitere Unternehmen (u.a. Agrarfrost, erlenbacher, IDB Kerrygold, Kanne, Steinhaus, Sweet Tec, ültje, Bahlsen und iglo) werden sich in den kommenden Monaten nach dem ZNU-Standard zertifizieren lassen.

„Für uns ist es wichtig, dass unser Standard neben den Prozessen auch die Produkte und deren „Hot-Spots“ entlang der Wertschöpfungskette beleuchtet und so insgesamt Anstöße zu nachhaltiger Verbesserung fordert und fördert“, so Geßner. Neben dem nachhaltigen Wandlungsprozess auf Unternehmensebene – unter dem Motto „Denken, Handeln; Messen; Kommunizieren“ – betont der ZNU-Standard insbesondere die Früherkennung und die Stakeholder-Orientierung. Mit dem ZNU-Standard „Nachhaltiger WirtschaftenFood“ ist nun erstmals ein Instrument auf dem Markt, das alle für die Branche relevanten Nachhaltigkeitsanforderungen bündelt und auch für KMU anwend- und überprüfbar macht. „Unser Ansatz ist es, bestehende Systemzertifizierungen wie die 14001 oder auch Produktsiegel zu berücksichtigen und nicht das Rad zum fünften Mal neu zu erfinden“, so Kölle.

Dies gilt auch für die Einbindung von etablierten Zertifizierungsgesellschaften in den Unternehmen. Interessierte Zertifizierer können im November erstmalig eine fundierte Schulung rund um den ZNU-Standard besuchen, um somit – neben dem Entwicklungspartner TÜV Rheinland – für die Audits zugelassen zu werden.

Weitere Informationen unter:
www.uni-wh.de/znu

 

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