Weniger Kühe auf den Alpen

70.000 Kühe verbringen jährlich in der Schweiz den Sommer auf einer Alpe. Rund 7.000 Alpen gibt es in der Schweiz und rund 17.000 Älpler ziehen jährlich auf die hoch gelegenen Sömmerungsgebiete in den Bergen. Um herauszufinden, wie sich diese Form der Alpwirtschaft entwickelt, haben die Forschungsanstalt Agroscope und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft das Forschungsprogramm AlpFUTUR angestoßen.

Die Anzahl der Tiere, die im Sommer auf die Alpen gehen, hat insgesamt abgenommen, aber die Tiere bleiben länger auf der Alp als früher. Es gehen mehr Mutter- und weniger Milchkühe auf die Alpen, da zum einen die Zahl der Milchkühe in der Schweiz insgesamt rückläufig ist und weil andererseits Hochleistungskühe weniger für die Alpwirtschaft geeignet sind. Obwohl AlpFUTUR nicht untersucht hat, ob die Sömmerung weiter abnehmen wird, gehen andere Modellrechnungen von einem Rückgang um ca. 10 Prozent bis zum Jahr 2024 aus. Die Hälfte der von AlpFUTUR befragten Bauern gab an, künftig das Futter für ihre Tiere überwiegend auf dem eigenen Betrieb erzeugen zu wollen.

Auswirkungen dürften Veränderungen der Alpwirtschaft auf die Artenvielfalt der Sömmerungsgebiete haben. Abgelegene und schwer erreichbare Standorte dürften weniger oder überhaupt nicht mehr genutzt werden. Das führt zu einem Zuwachs an Wald um ca. 2.400 Hektar jährlich. Vor allem im Wallis, im Tessin, den Zentralalpen und den südlichen Bündner Alpen ist diese Entwicklung zu beobachten. Eine flächendeckende Offenhaltung der Flächen wird von AlpFUTUR als sehr teuer eingeschätzt und damit als kaum finanzierbar. Die Wissenschaftler plädieren dafür, sich auf Flächen zu konzentrieren, die für die Versorgungssicherheit, die Artenvielfalt, den Tourismus und das Verhindern von Naturgefahren wichtig sind.

Untersucht wurde auch die Wirtschaftlichkeit der Alpwirtschaft. Die Buchhaltung von exemplarisch 18 Sömmerungsgebieten hat gezeigt, dass alle Betriebe schwarze Zahlen geschrieben haben, allerdings waren die Unterschiede zwischen den Betrieben sehr groß. Der Arbeitsverdienst lag zwischen 55 und 6,50 Franken pro Stunde.

Renate Kessen, www.aid.de

Neues Studentenwerksgesetz NRW: Unnötig, kontrollversessen, falsch

Als unnötig, kontrollversessen, die Arbeit und unternehmerische Leistung der Studentenwerke verkennend und letztlich falsch kritisieren die zwölf nordrhein-westfälischen Studentenwerke die Änderungen, die das Land Nordrhein-Westfalen parallel zum „Hochschulzukunftsgesetz“ am Studentenwerksgesetz vornehmen will.

„Der Gesetzentwurf ist ein einziger Affront. Uns Studentenwerken wird kollektiv das Misstrauen ausgesprochen“, sagt Günther Remmel, Geschäftsführer des Studentenwerks Bielefeld und Sprecher der NRW-Studentenwerke. „Anstatt mit uns, wie von Ministerin Svenja Schulze angekündigt, einen offenen Dialog zu führen, will das Land massive Eingriffs- und Kontrollrechte verankern.“

Unterstützt werden die NRW-Studentenwerke in ihrer Kritik vom Deutschen Studentenwerk (DSW), dem Verband der 58 Studentenwerke in Deutschland. Dessen Präsident Prof. Dr. Dieter Timmermann, ehemaliger Rektor der Universität Bielefeld und Mitglied im Verwaltungsrat des Studentenwerks Bielefeld, erklärt: „Das Land NRW will offenbar das Rad zurückdrehen. Der Gesetzentwurf verkennt die Arbeit und die unternehmerische Leistung der NRW-Studentenwerke zum Wohl der Studierenden und der Hochschulen.“

„Die Zuschüsse des Landes NRW an die Studentenwerke sind in den vergangenen Jahren auf gerade noch 12 Prozent ihrer Einnahmen gesunken. Die NRW-Studentenwerke erhalten also immer weniger staatliche Unterstützung, sollen sich aber nun gravierende staatliche Eingriffe in ihre wirtschaftliche und finanzielle Autonomie gefallen lassen?“, fragt Timmermann.

Der Gesetzentwurf sieht unter anderem zusätzliche Gremien zu den bereits bestehenden Verwaltungsräten vor sowie weitgehende Eingriffs- und Kontrollrechte in die Wirtschaftsführung der Studentenwerke „außerhalb von Maßnahmen der Rechtsaufsicht“, wie es heißt.

„Keine einzige der geplanten Änderungen macht aus unserer Sicht Sinn“, erklärt Günther Remmel. „Die Verwaltungsräte als Aufsichtsgremien haben sich bewährt. Der Landesrechnungshof prüft die Studentenwerke; öffentlich bestellte Wirtschaftsprüfer kontrollieren die Wirtschaftspläne, die Jahresabschlüsse und die Geschäftsberichte – was will das Land NRW denn noch kontrollieren?“

„Das ist die Rückkehr der ministeriellen Fachaufsicht durch die Vordertür, das ist ein Rückschritt in die 1970er Jahre, und ein Verständnis von Studentenwerken als Behörden, das seit bald zwanzig Jahren von der Wirklichkeit überholt ist“, so Remmel weiter.

Remmel und DSW-Präsident Timmermann fordern die Landesregierung auf, den Gesetzentwurf fallen zu lassen.

www.studentenwerke.de

Arbeitskosten: Deutschland im europäischen Mittelfeld

Deutschland liegt bei den Arbeitskosten für die Privatwirtschaft weiterhin im westeuropäischen Mittelfeld – 2012 mit 31 Euro pro Arbeitsstunde an achter Stelle unter den EU-Ländern. Gegenüber 2011 ist die Bundesrepublik um einen Rang nach hinten gerutscht und hat mit Finnland die Position getauscht. Höhere Arbeitskosten weisen unter anderem wichtige Handelspartner wie die Niederlande, Frankreich, Belgien und Schweden auf. Schweden hatte im vergangenen Jahr mit 42,20 Euro pro Stunde die höchsten Arbeitskosten in Europa. Geringfügig niedriger als in Deutschland sind die Arbeitskosten in Österreich.

In den Krisenländern Italien, Irland, Spanien, Griechenland und Portugal reichen sie von 27,40 bis 11,70 Euro pro Stunde (siehe Tabelle 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Zu diesen Ergebnissen kommt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung auf Basis der neuesten verfügbaren europäischen Daten. Nachdem sich die Arbeitskosten in Deutschland bis zur globalen Wirtschaftskrise weitaus schwächer entwickelt hatten als in den anderen EU-Ländern, sind sie 2012 und im ersten Halbjahr 2013 wieder etwas überdurchschnittlich gestiegen. Die Wissenschaftler werten das als „Normalisierung“. Derzeit sei der Nachholprozess aber noch zu schwach, um einen relevanten Beitrag gegen die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der EU zu leisten. Die IMK-Arbeitskostenuntersuchung erscheint heute als IMK-Report Nr. 88 und wird auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt.*

„Die enormen Überschüsse in der deutschen Leistungsbilanz sorgen für breite internationale Kritik. Es ist im deutschen Interesse, diese Kritik ernst zu nehmen. Erfolg im Außenhandel ist sehr wichtig. Aber er wird nicht dadurch erreicht, dass ein Land seine Überschüsse immer weiter maximiert“, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. „Viele Ökonomen und Politiker in Deutschland waren extrem fixiert auf möglichst niedrige Arbeitskosten. Die Kehrseite bildete eine schwache Entwicklung bei Löhnen, Binnennachfrage, Importen und Investitionen. All das hat unserer wirtschaftlichen Basis nicht gut getan. Und es hat zur Krise im Euroraum mit beigetragen. Die aktuellen Arbeitskosten-Daten signalisieren den vorsichtigen Einstieg in eine Korrektur dieser Fehlentwicklung. Wir erleben derzeit die positiven Auswirkungen: Höhere Löhne bei stabiler Beschäftigungsentwicklung schaffen die Voraussetzungen für einen relativ kräftigen privaten Konsum. Das stützt unsere Wirtschaft.“

Die Arbeitskosten in der deutschen Privatwirtschaft stiegen nach Analyse der IMK-Experten Dr. Alexander Herzog-Stein, Dr. Ulrike Stein und Dr. Rudolf Zwiener sowie ihrer Ko-Autorin Prof. Dr. Heike Joebges 2012 und im ersten Halbjahr 2013 um jeweils 2,8 Prozent und damit etwas stärker an als im Durchschnitt von Euroraum und EU (je 2,2 Prozent). Doch dem steht eine langjährige gegenläufige Entwicklung gegenüber, zeigt die Untersuchung: Von 2000 bis zum Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 wuchsen die Arbeitskosten in Deutschland im Jahresdurchschnitt um lediglich 1,8 Prozent, während es im Mittel der Währungsunion 3 und im Durchschnitt der EU 3,6 Prozent waren (siehe Tabelle 2 in der pdf-Version).

Selbst im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 lag der Anstieg in Deutschland mit 2,2 Prozent geringfügig unter der Entwicklung in Eurozone und EU (je 2,3 Prozent) – trotz zum Teil drastischer Rückgänge in den Euro-Krisenstaaten, die die Durchschnittswerte nach unten ziehen. So sanken allein 2012 die Arbeitskosten in Griechenland und Portugal um 5,8 beziehungsweise 4,9 Prozent, in Spanien stiegen sie um lediglich 1,1 Prozent. Im gesamten Zeitraum zwischen 2000 und 2012 nahmen die Arbeitskosten der deutschen Privatwirtschaft um durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr zu. Im Euroraum waren es hingegen 2,8 Prozent und in der gesamten EU 3,2 Prozent. Der gleiche Trend einer lediglich langsamen Annäherung zeigt sich bei den Lohnstückkosten, welche die Arbeitskosten ins Verhältnis zur Produktivität setzen (Einzelheiten siehe unten).

– Stärkeres Wachstum der Löhne würde bei Krisenlösung helfen – „Nach einem Jahrzehnt von Reallohnrückgängen beziehungsweise Reallohnstagnation in Deutschland“ seien Zuwachsraten von knapp drei Prozent bei Löhnen und Arbeitskosten „ein Schritt in die richtige Richtung“ , schreiben die Forscher über die aktuelle Entwicklung. Er gehe aber noch nicht weit genug, um die Krisenlösung im Euroraum spürbar zu beschleunigen.
Die zu Beginn der Krise sehr großen Unterschiede bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit verkleinern sich nach der IMK-Analyse derzeit vor allem dadurch, dass die Arbeitskosten in Griechenland, Portugal, Irland oder Spanien nur sehr schwach steigen oder zum Teil sogar rapide sinken. Das geschehe stark durch Entlassungen und Lohnkürzungen. Dadurch geht die Europäische Währungsunion jedoch „enorme deflationäre Risiken“ ein, warnen Herzog-Stein, Joebges, Stein und Zwiener. Zudem schade die wirtschaftliche Schrumpfung in den Krisenländern auch der deutschen Konjunktur und steigere die Nervosität an den Finanzmärkten. Daher sei es „gesamtwirtschaftlich deutlich besser, wenn die Löhne in Deutschland für eine absehbare Zeit jährlich um deutlich mehr als drei Prozent zulegten.“ Damit würde die Lohnpolitik deflationären Risiken entgegenwirken, ohne Inflations-Impulse zu setzen. Und: „In den europäischen Nachbarländern würde der restriktive und teilweise sogar gefährliche Anpassungsdruck nach unten, der eine Abwärtsspirale der Gesamtwirtschaft ausgelöst hat, gemildert.“ Um die Lohnentwicklung in Deutschland zu stärken, empfiehlt das IMK einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn und eine gesetzliche Stabilisierung des Tarifsystems.

– Arbeitskosten 2012: 31 Euro pro Stunde – Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung sowie als Arbeitskosten geltende Steuern. Die IMK-Forscher nutzen für ihre Studie die neuesten verfügbaren Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Deren Arbeitskostenstatistik erlaubt einen Vergleich auf breiterer Basis als Datenquellen, auf die sich beispielsweise das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) bislang stützt.
2012 mussten deutsche Arbeitgeber in der Privatwirtschaft (Industrie und privater Dienstleistungsbereich) 31,0 Euro pro geleistete Arbeitsstunde aufwenden. Höher liegen die Arbeitskosten in sieben Ländern: In Schweden, Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und Finnland müssen zwischen 42,20 und 31,10 Euro pro Stunde ausgegeben werden. Etwas niedriger als in Deutschland sind die Arbeitskosten in Österreich (30,20 Euro). Der Durchschnitt des Euroraums liegt bei 28,20 Euro. Etwas darunter folgt Italien, das 2012 Arbeitskosten von 27,40 Euro auswies. In den übrigen südeuropäischen EU-Staaten betragen sie zwischen 20,80 Euro (Spanien) und 11,70 Euro (Portugal). Die portugiesischen Arbeitskosten liegen damit unter denen im EU-Beitrittsland Slowenien, wo 14,50 Euro aufgewendet werden müssen. In der Tschechischen Republik, Ungarn und Polen liegen die Stundenwerte zwischen 10,70 und 7,20 Euro. Schlusslichter sind Rumänien und Bulgarien mit Arbeitskosten von 4,50 und 3,60 Euro pro Stunde.

– Knapp 20 Prozent Abstand zwischen Industrie und Dienstleistungen – Im Verarbeitenden Gewerbe betrugen 2012 die Arbeitskosten in Deutschland 35,10 Euro pro geleisteter Arbeitsstunde. Im EU-Vergleich steht die Bundesrepublik damit wie in den Vorjahren an fünfter Stelle als Teil einer größeren Gruppe von Industrieländern, die mit 32 bis knapp 44 Euro pro Stunde über dem Euroraum-Durchschnitt liegen. Dazu zählen auch Schweden mit industriellen Arbeitskosten von 44 Euro, Belgien (42 Euro), Dänemark (38 Euro) und Frankreich (36,40 Euro) sowie Finnland, die Niederlande, und Österreich (33,80 bis 32 Euro). Dabei ist nicht berücksichtigt, dass das Verarbeitende Gewerbe in der Bundesrepublik stärker als in jedem anderen EU-Land von günstigeren Vorleistungen aus dem Dienstleistungsbereich profitiert (mehr im folgenden Abschnitt). 2012 stiegen die industriellen Arbeitskosten in Deutschland um 2,4 Prozent. Das ist geringfügig weniger als der Durchschnitt in EU (2,6 Prozent) und Euroraum (2,5 Prozent). Im ersten Halbjahr 2012 wuchsen die Arbeitskosten der deutschen Industrie etwas stärker – um 3,3 Prozent. Der Anstieg ist damit etwas höher als im Mittel von Euroraum und EU (je 2,5 Prozent).

Im privaten Dienstleistungssektor lagen die deutschen Arbeitskosten 2012 mit 28,40 Euro weiterhin an neunter Stelle nach den Benelux-Ländern, den nordischen EU-Staaten, Frankreich und Österreich. Den höchsten Wert wies auch hier Schweden mit 41,90 Euro aus, der Durchschnitt im Euroraum beträgt 27,70 Euro. 2012 stiegen die Arbeitskosten im deutschen Dienstleistungssektor um 3,1 Prozent. Damit lag der Zuwachs erstmals seit Beginn der Währungsunion über dem Euroraum-Durchschnitt (2,1 Prozent). In der ersten Hälfte 2013 verlangsamte sich der Anstieg in Deutschland auf 2,6 Prozent. Da der Zuwachs in einigen Nachbarländern aber einbrach und in Griechenland und Spanien die Arbeitskosten im Dienstleistungsbereich sogar rückläufig waren, liegt die durchschnittliche Steigerungsrate im Euroraum (1,2 Prozent) und der EU (1,5 Prozent) derzeit niedriger.

– Industrie kann Vorleistungen günstiger einkaufen – Der Rückstand der Arbeitskosten im Dienstleistungssektor hinter denen im Verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland nach wie vor größer als in jedem anderen EU-Land. Er beträgt knapp 20 Prozent. Vom vergleichsweise niedrigen Arbeitskostenniveau in den deutschen Dienstleistungsbranchen profitiert auch die Industrie, die dort Vorleistungen nachfragt. Eine neue Studie im Auftrag des IMK hat diesen Effekt durch eine umfassende Input-Output-Analyse erforscht. Danach entsteht eine Kosteneinsparung für die Industrie von acht bis zehn Prozent oder rund drei Euro je Arbeitsstunde. Während der Dienstleistungssektor die Industrie hierzulande bei den Arbeitskosten entlaste, sei es insbesondere in den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern umgekehrt, betonen die Forscher.

– Öffentliche Dienstleistungen: Anstieg besonders niedrig – Bei den öffentlichen Dienstleistungen in Deutschland stiegen die Arbeitskosten lange Zeit noch weitaus langsamer als im privaten Sektor. Zwischen 2000 und 2008 lag der durchschnittliche jährliche Zuwachs lediglich bei 0,9 Prozent. Im Zeitraum von 2008 bis 2012 beschleunigte sich die Entwicklung zwar auf durchschnittlich 2,3 Prozent. Im Gesamtzeitraum von 2000 bis 2012 legten die Arbeitskosten im öffentlichen Dienst aber nur um durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr zu. Das ist unter den 14 EU-Staaten, die dazu Daten liefern, der drittniedrigste Wert. Lediglich in Griechenland und Portugal war die Rate noch geringer – als Folge massiver Rückgänge in den vergangenen Jahren.

– Lohnstückkosten: Jährlich 0,7 Prozent Zunahme von 2000 bis 2012 – Die Lohnstückkosten, welche die Arbeitskosten in Relation zur Produktivitätsentwicklung setzen, sind in Deutschland zwischen 2000 und 2012 um lediglich 0,7 Prozent im Jahresmittel gestiegen – und damit deutlich langsamer als im Euroraum insgesamt (+1,7 Prozent). Zwischen 2000 und 2008 stagnierten sie sogar. Im Zuge der Wirtschaftskrise stiegen die deutschen Lohnstückkosten dann deutlich stärker als im Euroraum-Durchschnitt. Mit dem Ende der Krise im Jahr 2010 hat sich der Zuwachs wieder verlangsamt.

Für 2012 beobachten die Forscher bei den Lohnstückkosten dasselbe Muster wie bei den Arbeitskosten. Der Zuwachs in Deutschland betrug 2,9 Prozent, im Euroraum-Durchschnitt 1,9 Prozent. Im ersten Halbjahr 2013 sind die Lohnstückkosten in Deutschland gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,6 Prozent gestiegen, im Mittel des Euroraums um 1,5 Prozent. Auch wenn sich der über Jahre aufgelaufene Abstand zwischen Deutschland und seinen Euro-Partnern verringere, „hat Deutschland gegenüber dem Rest Europas weiterhin einen extrem hohen preislichen Wettbewerbsvorteil“, schreiben die Forscher. Deutschlands hoher Leistungsbilanzüberschuss von mehr als 185 Milliarden Euro 2012 werde dieses Jahr wahrscheinlich nicht zurückgehen, „obwohl die Krisenländer Europas ihre Importe zurückfahren müssen“.

Griechenland, Irland, Spanien und Portugal hätten durch eine sehr schwache Lohnstückkostenentwicklung in den vergangenen Jahren zwar wieder Anschluss an den Durchschnitt des Euroraums gefunden, konstatiert das IMK. Das sei auch an deutlich wachsenden Exporten ablesbar. Die Position der deutschen Wirtschaft erreichten sie aber längst noch nicht.

*Alexander Herzog-Stein, Heike Joebges, Ulrike Stein, Rudolf Zwiener: Arbeitskostenentwicklung und internationale Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Arbeits- und Lohnstückkosten in Europa in 2012 und im 1. Halbjahr 2013. IMK Report Nr. 88, Dezember 2013. Download: http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_88_2013.pdf

Die PM mit Tabellen (pdf): http://www.boeckler.de/pdf/pm_imk_2013_12_02.pdf

www.boeckler.de

Sechs Monate nach der Flut: ASB zieht Zwischenbilanz der Fluthilfe

Ein halbes Jahr nach der „Rekordflut“ zieht der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) eine erste Zwischenbilanz der Hilfsmaßnahmen. Dirk Biereige, ASB-Fluthilfekoordinator, resümiert: „Für Sachsen und Schleswig-Holstein können wir durchaus erfreuliche Fortschritte verzeichnen. Dort stehen einzelne Projekte wie die Sanierung von sozialen und kulturellen Einrichtungen nahezu vor dem Abschluss.“

ASB-Bundesgeschäftsführer Christian Reuter ergänzt: „Der ASB hat insgesamt 11,3 Millionen Spenden eingenommen. Rund die Hälfte der Mittel ist bereits für Hilfsmaßnahmen verplant, ein Viertel der Summe bereits ausgezahlt.“ Die Spendensumme setzt sich zusammen aus Eigenmitteln, Spenden des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), des Bayerischen Rundfunks (BR) sowie von Aktion Deutschland Hilft.

Nahe bei den Menschen

Seit Juni 2013 ist der ASB in den Flutgebieten aktiv: „Der ASB ist nahe bei den betroffenen Menschen und bietet unkompliziert Hilfe an“, erläutert Fluthilfekoordinator Biereige. In Sachsen-Anhalt zum Beispiel, wo das Projekt „mobile Engel“ ins Leben gerufen wurde, kümmern sich Handwerker um Abriss- und Renovierungsarbeiten. Außerdem organisieren ASB-Mitarbeiter Betreuungsnachmittage für Kinder, damit ihre Eltern Zeit für die Sanierungsarbeiten und ihre Erholung haben. In Sachsen besuchen ASB-Mitarbeiter Hochwasserbetroffene und helfen bei der Antragstellung oder zahlen Haushaltshilfen für den Kauf von neuem Inventar aus. Außerdem organisiert der ASB Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche, damit sie eine Auszeit von der „Baustelle zu Hause“ nehmen können.

Trockner laufen noch immer

Anders sieht die Situation jedoch in Sachsen-Anhalt, Bayern und Thüringen aus. „Wir schätzen, dass der Wiederaufbau dort noch mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen wird“, erläutert Dirk Biereige. Eine Ursache dafür liegt darin, dass in Sachsen-Anhalt und Bayern die Trocknergeräte noch immer auf Hochtouren laufen. Ob in Fischbeck oder Deggendorf: Eine Vielzahl von Hausbesitzern kämpft auch ein halbes Jahr nach der Flut mit feuchten Wänden und wartet auf die Erfassung der Schäden an ihrem Wohneigentum. Im schlimmsten Fall droht der Abriss.

Viele Betroffene haben deshalb noch keine Anträge auf Wiederaufbauhilfe gestellt. Das ist jedoch eine notwendige Voraussetzung für die Auszahlung von Einzelfallhilfen. Die ASB-Hilfe erfolgt nachrangig zu den Leistungen der Städte, Gemeinden und der Versicherungen, das heißt insofern Betroffene von diesen Stellen keine finanzielle Hilfe erhalten haben. „Wir stellen damit sicher, dass die Spenden auch dort ankommen, wo sie am Nötigsten gebraucht werden“, betont Dirk Biereige.

www.asb.de

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