„Nichts und Etwas“

Installation "Täuschung?" von Birgit Rehsies. Foto: Birgit Rehsies
Installation „Täuschung?“ von Birgit Rehsies.
Foto: Birgit Rehsies

Zeitgenössische Kunst

Lage (lwl). „Nichts gibt es nicht, und etwas ist immer“ – zu diesem Motto haben 16 Künstlerinnen des Vereins für aktuelle Kunst Minden-Lübbecke gearbeitet. Die Ergebnisse zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in einer Schau in seinem Ziegeleimuseum in Lage. Zur Ausstellungseröffnung lädt der LWL am Sonntag (31.5.) um 15 Uhr alle Kunstinteressierten in die Villa Beermann, das ehemalige Fabrikanten-Wohnhaus auf dem Gelände des LWL-Industriemuseums, ein. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung ist die Fortsetzung einer Reihe von Projekten, die 1997 begann. Unter anderem arbeiteten die Künstlerinnen schon zu den Themen Stühle, Paravents, Schattenfänger, „Hauptsache Grün und Haut“. Jetzt haben sie sich mit den Fragen „Wie kann das Nichts künstlerisch sichtbar werden?“ und „Was ist eigentlich Nichts?“ beschäftigt.

Die Antworten zeigen eine große Vielfalt: Das Spektrum reicht von Skulpturen über Acrylbilder bis zu Installationen. Und auch das Gedankengerüst hinter den einzelnen Arbeiten ist breit angelegt. Rita Oremek thematisiert zum Beispiel den wissenschaftlichen aber auch den symbolischen Begriff „Schwarzes Loch“. Bettina Bradt greift den Komplex „Vertreibung und Neuanfang“ auf. Ihre Mutter wurde 1946 aus Schlesien vertrieben. Fast das gesamte Hab und Gut musste sie zurücklassen und nur wenige Habseligkeiten konnte sie mitnehmen. Die Installation „Nichts mitgenommen – Etwas begonnen“ besteht nur aus einem Koffer, ein paar Fotos, Briefen und Dokumenten.

Birgit Rehsies geht in ihrer Installation „Täuschung?“ der Frage nach, wie Dinge von Etwas zu Nichts werden. Verpackungsband aus Kunststoff ist nach dem Einsatz als Paketsicherung wertlos geworden, also „nichts“. Aber ist es dann wirklich nichts? Oder doch etwas, nur anders?

Die teilnehmenden Künstlerinnen sind: Bettina Bradt, Inge Therese Dietrich, Ursula Gebert, Ester Hansen, Manuela Johne-Sander, Friedl Lapp, Isolde Merker, Rosita Oremek, Heidi Pfleiderer, Birgit Rehsies, Regine Rinke, Susanne Sander, Lieselotte Scherer, Annelene Schulte, Ulrike Voegele und Gudrun Wenz.

„Nichts und Etwas“
Ausstellung des Vereins für aktuelle Kunst Minden-Lübbecke
31.5.-27.9.2015
LWL-Industriemuseum I Ziegeleimuseum Lage
http://www.lwl-industriemuseum.de

Henrichshütte lädt zur Extraschicht

In der Schaugießerei fließt glühendes Metall. Foto. LWL/Hudemann
In der Schaugießerei fließt glühendes Metall.
Foto. LWL/Hudemann

Hattingen (lwl). Am Samstag (20.6.) legt das Revier wieder eine „Extraschicht“ ein. Auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) feiert die 15. Nacht der Industriekultur an seinen fünf Ruhrgebiets-Standorten des LWL-Industriemuseums. Mit dabei: die Henrichshütte Hattingen.

150 Jahre lang stachen hier Hüttenwerker flüssiges Eisen ab. Heute ist Hochofen 3 der älteste Hochofen im Revier. An „Hot Spots“ auf dem Rundweg über das Gelände erzählt das LWL-Industriemuseum den Gästen der Extraschicht von Arbeit und Leben auf und mit der Hütte. Glühendes Metall fließt in der Schaugießerei, wo Hitze, Staub und der Geruch nach verbranntem Sand die Szenerie bestimmen. Spektakuläre Bilder auch in den Ausstellungen. „Uomo e Macchina. Mensch und Maschine“ zeigt Pino Bertellis Arbeiterporträts in toskanischen Betrieben. Unter der Erzbrücke führt die Ausstellung an die „Front 14/18. Der Erste Weltkrieg in 3D“. Ausgestattet mit Spezialbrillen folgen die Besucher zwei Soldaten an die West-Front. Ihre 3D-Fotos bewegen sich zwischen Tourismus in der Etappe und Tod an der Front.

Das Berliner Duo "Schwarz un Schmitz" ist auf der Kabarett-Bühne in Hattingen zu Gast. Foto: Schwarz un Schmitz
Das Berliner Duo „Schwarz un Schmitz“ ist auf der Kabarett-Bühne in Hattingen zu Gast.
Foto: Schwarz un Schmitz

Musik, Comedy und feuriges Finale
Doch es gibt auch leichtere Kost: Die junge Jazz-Szene macht die Gebläsehalle zu ihrer Bühne. Das Klavier-Festival Ruhr mit der Folkwang Universität gibt den Takt vor. Sie entführen die Nachtschwärmer in Klangwelten der „JazzLine“. Auf der Kabarett-Bühne stehen Comedy und Chansons auf dem Programm. Helmut Sanftenschneider bringt die Gäste um 18 Uhr in den Abend hinein und gegen 23.30 Uhr wieder hinaus. Dazwischen kommen die Berliner „Schwarz un Schmitz“ mit ihrem „Flugenten“-Programm auf die Bühne. „Da wollen zwei etwas erzählen. Unbedingt. Sie sind witzig und ernst, laut und leise, grell und poetisch“, lobt die Presse. Um 19 und 20.30 Uhr heißt es „rock step, triple step“ beim Lindy Hop-Tanzworkshop. Um 21.15 und 22.45 Uhr verwandelt die „Latin Session Band“ die Hütte in einen Salsa-Tanzpalast. Nach Spaß mit Schweiß rocken dann Alpcologne die Hütte mit Alphorn-Klang und finalem Feuerwerk.

Für Essen und Getränke ist gesorgt. Speziell zur Toskana-Ausstellung bietet das Museum-Restaurant „Henrichs“ zudem die schnelle „italienische Karte“ mit Antipasti und Pasta.

LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Werksstr. 31-33
45527 Hattingen
Karte und Routenplaner

Was tun, wenn der Hund unter Reisekrankheit leidet

Tommy ist ein geübter Reisebegleiter und ist gerne mit Herrchen oder Frauchen auf Tour.  Foto: obs/Bundesverband für Tiergesundheit e.V./ Andrea Klostermann
Tommy ist ein geübter Reisebegleiter und ist gerne mit Herrchen oder Frauchen auf Tour.
Foto: obs/Bundesverband für Tiergesundheit e.V./ Andrea Klostermann

(ots) – Tommy freut sich schon auf die Ferien. Frauchen hat dann viel Zeit und lange Spaziergänge stehen auf dem Programm. Tommy hat aber auch ein wenig Angst. Auto fahren ist nicht gerade seine große Leidenschaft, weil ihm häufig übel wird. Damit steht er nicht alleine. Marktforschungen zufolge leiden 16 Prozent aller Hunde unter der Reisekrankheit (Kinetose). Die Ursachen sind die gleichen wie beim Menschen. Egal ob im Auto, im Zug, auf dem Schiff oder im Flugzeug – während der Fahrt passen die Informationen, die der Körper dem Gehirn meldet, nicht zusammen, mit dem, was das Auge wahrnimmt. Besonders unangenehm ist es, wenn das Fahrzeug die Richtung wechselt, beschleunigt oder abbremst. Viele Hunde werden dann regelrecht seekrank. Sie reagieren mit starkem Hecheln, Panik, Bellen oder sogar mit Erbrechen. Auch die Angst vor dem Fahren kann der Auslöser für die Reisekrankheit sein.

Vor allem junge Hunde sind betroffen. Es ist deshalb ratsam, früh mit einem „Fahrtraining“ zu beginnen. Zunächst sollte man den Hund an das stehende Auto gewöhnen und ihn belohnen, wenn er einsteigt. Hat er sich erst einmal mit der fremden Umgebung angefreundet, kann man erste Fahrten wagen. Hundeexperten raten, längere Reisen mit einem entspannten Spaziergang unmittelbar vor Fahrtantritt zu beginnen. Auch mit leerem Magen fährt es sich stressfreier. Der Hund sollte im Auto ausreichend Platz haben und sicher untergebracht sein. Gut geeignet sind Trennnetze oder -gitter.

Hunde mögen keine allzu große Hitze. Autos mit modernen Klimaanlagen bieten nicht nur den Menschen, sondern auch dem Hund entsprechenden Reisekomfort. Kritisch sind dagegen Pausen. Hier darf ein Hund niemals allein im Auto zurückgelassen werden, auch nicht bei leicht geöffneten Fenstern. Die Temperaturen steigen in einem in der Sonne geparkten Auto schnell auf 50 Grad Celsius und mehr an. Gut ist es, den Hund bei kleinen Zwischenstopps zu bewegen und ihn ausreichend mit Wasser zu versorgen. Der normale Wasserbedarf eines (mittelgroßen) Hundes (0,5 bis 1 Liter pro Tag) steigt bei sommerlichen Temperaturen schnell auf das Doppelte. Er benötigt dieses Mehr an Flüssigkeit, um übers Hecheln seine Körpertemperatur zu regeln. Schwitzen im klassischen Sinn kann ein Hund nämlich nicht.

Häufige Pausen helfen außerdem, den vierbeinigen Fahrgast abzulenken und ihm die Angst vorm Fahren zu nehmen. Das wirkt sich insgesamt auf sein Wohlbefinden aus und die Reisekrankheit lässt sich möglicherweise schon auf diese Weise verhindern. Viele Hundehalter versäumen es, die Unpässlichkeit ihres Hundes beim Tierarzt zu erwähnen, weil sie meinen, man könne ohnehin nichts daran ändern. Für hartnäckige Fälle gibt es aber die Möglichkeit, spezielle Medikamente zu verabreichen. Dazu kann jeder Tierarzt Auskunft geben. Weitere Informationen zum Thema „Reisen mit Tieren“ sind hier veröffentlicht:

Nervenzellen auf der Überholspur

Auf dem Bild sind die Dopamin produzierenden Neurone zu erkennen (rot). Blau sind die Nervenzellen, die Glutamat für die Signalweiterleitung verwenden. © Foto: Life & Brain
Auf dem Bild sind die Dopamin produzierenden Neurone
zu erkennen (rot). Blau sind die Nervenzellen, die Glutamat für die Signalweiterleitung verwenden. © Foto: Life & Brain

Dopamin produzierende Neurone beeinflussen zahlreiche wichtige Gehirnfunktionen, und bei Erkrankungen wie Parkinson und Schizophrenie ist die Dopamin-Signalübertragung im Gehirn beeinträchtigt. Forscher der Universität Bonn und des Uniklinikums Bonn haben nun an Mäusen beobachtet, wie sich eine spezielle Form dieser wichtigen Zellen bildet und welche Netzwerke sie im Lauf der Gehirnentwicklung ausbildet. Dabei entdeckten die Wissenschaftler eine Art Datenautobahn: Diese Nervenzellen nutzen nicht nur Dopamin zur Signalübertragung, sondern auch das deutlich schnellere Glutamat. Die Ergebnisse sind nun im Fachjournal „Nature Neuroscience“ veröffentlicht.

Das Bild zeigt die Verknüpfungen, die von den Dopamin produzierenden Zellen in den präfrontalen Cortex reichen (rot). Grün eingefärbt sind Zellen, die mit einem lichtempfindlichen Protein markiert wurden. © Foto: Life & Brain
Das Bild zeigt die Verknüpfungen,
die von den Dopamin produzierenden Zellen in den präfrontalen Cortex reichen (rot). Grün eingefärbt sind Zellen, die mit einem lichtempfindlichen Protein markiert wurden. © Foto: Life & Brain

Dopamin produzierende Neurone nehmen eine Schlüsselrolle in der Signalübertragung ein: Während der Gehirnentwicklung reifen sie zu mehreren spezialisierten Subtypen heran, die als eine Art Netzwerker zu zahlreichen anderen wichtigen Gehirnregionen Verknüpfungen herstellen. Ihr Name rührt daher, weil sie Dopamin als Botenstoff nutzen. Dieser Neurotransmitter ist sehr wichtig: Er beeinflusst Bewegungssteuerung, Belohnungsvehalten und andere Funktionen des Gehirns, wie zum Beispiel Motivation und Impulsivität. Bei Erkrankungen wie Parkinson und Schizophrenie kommt es zum Absterben der Dopamin-Neurone beziehungsweise zu Störungen in der Dopamin-Signalübertragung.

Wissenschaftler der Universität Bonn haben nun in einer Kooperation mit Kollegen des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), dem Life & Brain Zentrum Bonn sowie der Universität Bochum im Tiermodell eine Art Datenautobahn entdeckt. „Während die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen mittels Dopamin vergleichsweise langsam ist, haben die von uns untersuchten Dopamin produzierende Neurone zusätzlich Glutamat als Botenstoff benutzt“, berichtet Milan Pabst vom Labor für Experimentelle Epileptologie und Kognitionsforschung des Universitätsklinikums Bonn. „Außerdem konnten wir erstmals Einblicke in die Entwicklungsgeschichte dieser Nervenzell-Subtypen gewinnen“, sagt Privatdozentin Dr. Sandra Blaess vom Institut für Rekonstruktive Neurobiologie des Life & Brain Zentrums der Universität Bonn.

Forscher regten einzelne Nervenzellen durch Lichtreize an

Mit gentechnologischen Methoden koppelten die Wissenschaftler die Dopamin produzierenden Neuronen von Mäusen mit lichtempfindlichen Proteinen. Dadurch konnten sie einzelne dieser Dopamin-Nervenzellen mit Lichtreizen anregen und den Signalweg weiterverfolgen. „Mittels des Glutamats wurden im präfrontalen Cortex lokale hemmende Neurone aktiviert“, berichtet Pabst. Der präfrontale Cortex ist so etwas wie das Kontrollzentrum im Gehirn, in dem zum Beispiel Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung erfolgen sowie auch das Arbeitsgedächtnis seinen Sitz hat.

Die durch das Glutamat aktivierten hemmenden Neurone sind wiederum für die Regulation der Signalübertragung im Präfrontalen Cortex zuständig: Sie entscheiden zum Beispiel mit darüber, ob ein Signal weitergeleitet wird. „Deshalb kommt dem identifizierten Glutamatweg bei der Signalverarbeitung im präfrontalen Cortex eine zentrale Bedeutung zu“, sagt Prof. Dr. Heinz Beck vom Labor für Experimentelle Epileptologie und Kognitionsforschung des Bonner Uniklinikums.

„Es ist weitgehend unklar, wie verschiedene Subtypen von Dopamin-produzierenden Neuronen entstehen“, berichtet Dr. Blaess. Daher untersuchten die Wissenschaftler die Entwicklungsgeschichte der Dopamin produzierenden Nervenzellen, indem sie in den Mäusen ein Gen stumm schalteten. „In den Tieren konnten daraufhin keine Vorläuferzellen mehr produziert werden, aus denen die Dopamin-Nervenzellen, die das wichtige Netzwerk zur Schaltzentrale im präfrontalen Cortex aufbauen, hervorgehen“, sagt Dr. Anna Kabanova, frühere Mitarbeiterin von Dr. Blaess.

Mäuse mussten ein aufblinkendes Licht anstupsen

Welche Auswirkungen hatten die fehlenden Dopamin produzierenden Zellen? Das testeten die Wissenschaftler zusammen mit dem Team von Prof. Dr. Magdalena Sauvage von der Ruhr-Universität Bochum in Aufmerksamkeitsversuchen. Die Mäuse wurden mit Futter belohnt, wenn sie möglichst rasch ein aufblickendes Licht anstupsten. „Die Ergebnisse zeigten, dass die Tiere, in denen genetisch die Dopamin produzierenden Zellen ausgeschaltet waren, keine offensichtliche Veränderung in ihrer Aufmerksamkeit und Impulskontrolle, aber ein deutlich verstärktes Beharren auf bereits einstudierten Verhaltensmustern aufwiesen“, sagt Prof. Sauvage.

Ein krankhaftes Festhalten an Vorstellungen oder die Wiederholung von Wörtern oder Bewegungen in unpassenden Zusammenhängen tritt auch bei psychischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen oder Schizophrenie auf, in denen die Funktion des präfrontalen Cortex gestört ist. „Unsere Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Entwicklung und Funktion der Dopamin produzierenden Neurone und möglicherweise damit zusammenhängender Erkrankungen bei“, sagt Dr. Blaess.

Publikation: Function and developmental origin of a mesocortical inhibitory circuit, Nature Neuroscience, DOI: 10.1038/nn.4020

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