Kommunikation fördert das Wohlbefinden im Büro

Teambüros und Gruppenbüros mit bis zu 25 Arbeitsplätzen oder auch das noch größere Großraumbüro sind in vielen Firmen inzwischen Standard. Laut Statistischem Bundesamt fühlt sich rund ein Drittel der Mitarbeiter in diesen Büros allerdings durch das Raumklima beeinträchtigt und empfindet die Geräuschkulisse als störend. Die Arbeitsstättenverordnung regelt, welches Raumklima in einem Büro herrschen sollte und wie laut es sein darf. Die Wohlfühltemperatur wird beispielsweise mit 20 bis 22 Grad Celsius angegeben. Der Lärmpegel sollte 55 Dezibel nicht überschreiten. Das entspricht der Lautstärke eines normalen Gesprächs.

Für konzentrierte geistige Arbeit ist eine ruhigere Umgebung mit einem Geräuschpegel von 35 bis 45 Dezibel förderlich. Diese Lautstärke erreicht das Ticken einer leisen Uhr oder ein nahes Flüstern. Dr. Karin Müller, Fachgebietsleiterin für betriebliches Gesundheitsmanagement bei TÜV Rheinland: „Was bei einer Tätigkeit als störend empfunden wird, ist individuell sehr unterschiedlich und auch von der zu bearbeitenden Aufgabe abhängig. Wichtige Voraussetzung dafür, dass sich alle Mitarbeiter in einem Büro wohlfühlen, ist eine funktionierende Kommunikation im Team.“

Absprachen reduzieren die Lärmbelastung

Büros mit mehreren Arbeitsplätzen bieten durchaus Vorteile, vor allem erleichtern sie die Zusammenarbeit in den Teams. Damit dieses Ziel erreicht wird, ist die Toleranz der Mitarbeiter gefordert. Sie müssen bei unterschiedlichen Bedürfnissen nach Licht, frischer Luft und Wärme ebenso Kompromisse finden wie bei den unvermeidbaren Arbeitsgeräuschen der Kollegen. Störgeräusche lassen sich durch technische Maßnahmen wie schallschluckende Bodenbeläge oder Trennwände zwischen den Arbeitsplätzen verringern. Auch sogenannte „Telefonboxen“ und Teamräume für Besprechungen tragen dazu bei, konzentriertes Arbeiten in gemeinsam genutzten Büros zu fördern.

Die Vereinbarung von Arbeitsphasen, in denen nicht telefoniert wird, und gegenseitige Rücksichtnahme sind weitere Möglichkeiten, Belastungen zu reduzieren. Voraussetzung für individuelle Absprachen zur Arbeitsgestaltung im Team ist eine offene Kommunikation über Faktoren, die als störend empfunden werden. Arbeitgeber und Führungskräfte tragen durch eine Unternehmenskultur, die Offenheit und Konfliktlösungsvermögen fördert, zum Wohlbefinden der Mitarbeiter und zu einer positiv empfundenen Arbeitssituation bei. Darüber hinaus unterstützen gezielte Teamentwicklungsmaßnahmen wie moderierte Gespräche die Kommunikation in der Gruppe.

Mit Entspannungstechniken Belastungen senken

Leiden Mitarbeiter unter der Arbeitssituation im Büro, kann dies zu gesundheitlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Verspannungen führen. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen zeigt, wo Verbesserungen notwendig sind. „Strategien zum persönlichen Stressmanagement haben sich bewährt, wenn Mitarbeiter die unvermeidbaren Störungen im Büro als zu belastend empfinden. Denn ob die Gespräche der Kollegen als Nebengeräusch oder unwillkommene Störung wahrgenommen werden, hängt auch davon ab, wie gestresst sich ein Mitarbeiter fühlt“, so Müller.

TÜV Rheinland bietet im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements verschiedene Seminare an, die Mitarbeitern helfen, mit möglichen Belastungen umzugehen. Die Auswahl reicht von Atemübungen und Augenentspannung über Workshops zum Stressmanagement, in denen der gezielte Wechsel zwischen Konzentration und Entspannung geübt wird, bis hin zu Bewegungsübungen am Arbeitsplatz. Diese individuellen Angebote sollten mit einer guten ergonomischen Gestaltung der Großraum- und Gruppenbüros verbunden werden. Auch hierbei kann TÜV Rheinland qualifiziert beraten.

Klimakapriolen der letzten 600.000 Jahre

Bohrplattform (Deep Lake Drilling System): Im Sommer 2010 wurde mit ihr im Van-See zehn Wochen lang in Wassertiefen bis 360 Meter gebohrt. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn
Bohrplattform (Deep Lake Drilling System):
Im Sommer 2010 wurde mit ihr im Van-See zehn Wochen lang in Wassertiefen bis 360 Meter gebohrt. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn

Das Klima schlug auch
in der Vergangenheit Kapriolen

Wer in die Zukunft blicken will, muss über die Vergangenheit Bescheid wissen. Ein internationales Forscherkonsortium unter Federführung der Universität Bonn hat auf dem Grund des Van-Sees (Osttürkei) Ablagerungen erbohrt, die einzigartige Einblicke in die letzten 600.000 Jahre geben. Demzufolge schlug das Klima auch in der Vergangenheit Kapriolen. Darüber hinaus kam es zu zahlreichen Erdbeben und Vulkanausbrüchen.

Prof. Dr. Thomas Litt und Manuela Rüßmann bei der Entnahme von Proben aus einem Bohrkernsegment vom Van-See im Zentrum für Marine Umweltwissenschaften MARUM in Bremen, wo alle Bohrkerne des PALEOVAN-Projektes aufbewahrt werden. Foto: Nadine Pickarski/Uni Bonn
Prof. Dr. Thomas Litt und Manuela Rüßmann
bei der Entnahme von Proben aus einem Bohrkernsegment vom Van-See im Zentrum für Marine Umweltwissenschaften MARUM in Bremen, wo alle Bohrkerne des PALEOVAN-Projektes aufbewahrt werden. Foto: Nadine Pickarski/Uni Bonn

Die Ergebnisse der Bohrungen liefern zudem die Grundlage für Risikoabschätzungen, wie groß die Naturgefahren für die heutige Bevölkerung sind. In einer Sonderausgabe der renommierten Zeitschrift „Quaternary Science Reviews“ stellen die Wissenschaftler nun ihre Resultate in mehreren Fachartikeln vor.

In den Sedimenten des Van-Sees lassen sich die helleren, kalkhaltigen Sommer- von den dunkleren, tonreichen Winterschichten – auch Warven genannt – deutlich voneinander unterscheiden. Ein internationales Forscherkonsortium hat im Jahr 2010 von einer schwimmenden Plattform aus bei einer Wassertiefe von 360 Metern ein 220 Meter mächtiges Sedimentprofil tief in den Seegrund hinein erbohrt und die Warven analysiert. Es handelt sich dabei um einen einzigartigen wissenschaftlichen Schatz: Denn an den Bohrkernen lassen sich die jeweiligen Klimabedingungen, Erdbeben und Vulkanausbrüche der vergangenen 600.000 Jahre in hervorragender Qualität ablesen.

Mannschaft der amerikanischen Bohrfirma bei der Arbeit auf der Plattform im Van-See. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn
Mannschaft der amerikanischen Bohrfirma
bei der Arbeit auf der Plattform im Van-See. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn

Das Wissenschaftlerteam unter Federführung der Universität Bonn hat insgesamt rund 5.000 Proben analysiert. „Die Ergebnisse zeigen, dass das Klima in den vergangenen Hundertausenden Jahren Achterbahn gefahren ist. Innerhalb weniger Jahrzehnte konnte das Klima kippen und von Eiszeiten auf Warmzeiten und umgekehrt umschalten“, berichtet der Paläoökologe Prof. Dr. Thomas Litt vom Steinmann-Institut der Universität Bonn und Sprecher des internationalen Forscherkonsortiums PALEOVAN. Lückenlose kontinentale Klimaarchive aus dem Eiszeitalter, die mehrere Jahrhunderttausende umfassen, sind weltweit extrem selten. „Bislang gab es im gesamten Nahen Osten und in Zentralasien keine so weit in die Vergangenheit zurückreichende Kontinentalbohrung“, sagt Prof. Litt. Auf der Nordhalbkugel sind die Klimadaten aus Eisbohrkernen Grönlands maximal 120.000 Jahre alt. Das Van-See-Projekt schließt eine Lücke im wissenschaftlichen Klimaprotokoll.

Bohrkerne: Die Warven (Jahresschichten) sowie die dunklen Vulkanaschelagen sind deutlich zu erkennen. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn
Bohrkerne:
Die Warven (Jahresschichten) sowie die dunklen Vulkanaschelagen sind deutlich zu erkennen. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn


Die Sedimente offenbaren sechs Zyklen aus Kalt- und Warmzeiten

Insgesamt sechs Zyklen aus warmen und kalten Perioden konnten die Wissenschaftler in den Ablagerungen des Van-Sees feststellen. Der Paläoökologe der Universität Bonn und seine Kollegen analysierten die in den Sedimenten konservierten Pollen. Mit einem Mikroskop lässt sich bestimmen, von welchen Pflanzen um den ostanatolischen See herum der Blütenstaub stammt. „Pollen sind erstaunlich widerstandsfähig und überdauern in den Sedimenten geschützt auch sehr lange Zeiträume“, erläutert Prof. Litt. Aufschluss über das Alter der einzelnen Schichten gaben radiometrische Altersbestimmungen, die den Zerfall radioaktiver Elemente als geologische Uhr nutzen. Aus der Art des Pollens und dem Alter schlossen die Wissenschaftler, wann für Warmzeiten typische Eichenwälder am Van-See wuchsen und wann sich eiszeitliche Kältesteppen aus Gräsern, Beifuß und Gänsefußgewächsen ausbreiteten.

Beifußpollen ist ein guter Indikator für Steppenvegetation. Die Pflanze kommt vor allem unter kalten und trockenen Klimabedingungen vor. Die Aufnahme wurde mit einem Konfokalen Laserscanning-Mikroskop erstellt. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn
Beifußpollen
ist ein guter Indikator für Steppenvegetation. Die Pflanze kommt vor allem unter kalten und trockenen Klimabedingungen vor. Die Aufnahme wurde mit einem Konfokalen Laserscanning-Mikroskop erstellt. Foto: Thomas Litt/Uni Bonn

Anhand der Pflanzenartenzusammensetzung und ihren jeweiligen Standortansprüchen können die Wissenschaftler recht genau die Temperatur und den Niederschlag für unterschiedliche Epochen rekonstruieren. Das Forscherteam liest in den Warven des Van-Sees deshalb wie in tausenden Seiten eines Archivs. Anhand dieser Daten wies das Team nach, dass die Klimaschwankungen vor allem auf periodische Schwankungen der Erdbahn und damit verbunden der Sonneneinstrahlung zurückzuführen sind. Aber auch der Einfluss von Nordatlantikströmungen machte sich bemerkbar. „Durch die Analysen der Van-See-Sedimente erhalten wir eine Vorstellung davon, wie ein Ökosystem auf abrupte Klimaschwankungen reagiert. Diese Grundlagen helfen, mögliche Szenarien zu künftigen Klimafolgewirkungen zu entwickeln“, führt der Paläoökologe der Universität Bonn aus.

Risiken für Erdbeben und Vulkanausbrüche in der Region Van

Solche Risikoabschätzungen lassen sich auch zu anderen Naturgewalten machen. „Vulkanaschenablagerungen von einer Mächtigkeit bis zu zehn Metern in den Van-See-Ablagerungen zeigen uns, dass es vor rund 270.000 Jahren ordentlich gerumst hat“, sagt der Paläoökologe der Universität Bonn. Auf rund 300 unterschiedliche vulkanische Tufflagen stieß das Team bei seinen Bohrungen. Das ergibt statistisch immerhin alle 2000 Jahre einen explosiven Vulkanausbrauch in der Region. Wie Deformationen in den Ablagerungsschichten zeigen, treten dort auch häufiger stärkere Erdbeben auf. „Die Gegend um den Van-See ist sehr dicht besiedelt. Die Daten aus den Bohrkernen zeigen, dass Vulkanaktivitäten und Erdbeben ein relativ großes Risiko für die Region bergen“, sagt Prof. Litt. Nach Medienberichten kamen in der Provinz Van im Oktober 2011 durch ein Beben der Stärke 7,2 mehr als 500 Menschen ums Leben, mehr als 2500 wurden verletzt.

Publikation: „Results from the PALEOVAN drilling project: A 600‘000 year long continental archive in the Near East, Quaternary Science Reviers, Volume 104, Publikation im Internet: http://dx.doi.org/10.1016/j.quascirev.2014.09.026

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