(aid) – Was zum Ostereierfärben gebraucht wird, ist im bäuerlichen Haushalt vorhanden. Es kostet nichts und bereitet viel Freude – den großen und den kleinen Kindern.
Das bekannteste Färbemittel ist wohl die Zwiebelschale. Noch in der Generation unserer Eltern kannte jeder ihre Verwendung. Heute besteht bereits die Gefahr, dass die Hausfrau nach einer Gebrauchsanweisung fragt. Dabei ist die abfallende Zwiebelschale höchst einfach anzuwenden. Sie wird in Wasser geworfen und stehen gelassen.
In kurzer Zeit bildet sich eine schokoladenbraune Brühe, in die die Eier eingelegt werden. Selbst in der kalten Brühe färben sich die Eier leuchtend braun. Man muss nur dafür Sorge tragen, dass die Färbeflüssigkeit allseitig Zutritt hat. Will man dem Ei einen marmorartigen Überzug in den verschiedenen Schattierungen von Braun geben, so legt man mehrere Zwiebelschalen um das Ei herum, umwickelt das Ganze mit einem Läppchen, das man oben zubindet. Dann kocht man dieses gut verpackte Ei vier Minuten oder länger, je nachdem man es als weiches oder hartgekochtes Ei verspeisen will. Wenn man dann das Ei aus seiner Umhüllung löst, wird man von dem lebhaften Muster und den feinen Farbtönungen überrascht sein.
Eine andere Färbebrühe gewinnt man, wenn man junges Grün (Gras, Blätter) in Wasser kocht. Die Eier kann man gleich mit darin kochen. Sie färben sich dann bräunlich-grün wie alte Seide. Ein eigenartiges Braun erzielt man auch in der Brühe von Kaffeezusatz, der färbende Bestandteil ist dabei ein Zuckerröststoff.
Diese Eierfarben sind echte Farben. Sie verbinden sich innigst mit der Kalkschale. Sie färben nicht ab, wenn die Eier in Wasser kommen oder mit feuchten Händen angefasst werden. Es ist nur darauf zu achten, dass die Eier möglichst sauber und fettfrei in die kalte Brühe gelegt werden. Die Farben haben den Vorteil, dass sie auch bei längster Einwirkung nicht überfärben, nicht zu schreien beginnen, sondern immer natürlich wirken.
Große Freude wird ausgelöst, wenn das Osterei nicht nur durch seine Färbung ein Festtagskleid erhält. Es kann nämlich auch noch irgendwelche Verzierungen tragen. Als Kinder wussten wir, wie die Eier mit Zwiebelschale so schön braun gefärbt wurden, wir wunderten uns aber immer darüber, wie die Mutter darauf die weißen Verzierungen herausholte.
Da gibt es zunächst das einfache Kratzverfahren. Wenn das Ei in einer der Farbbrühen gekocht wurde, dann kann man auf der Schale aus dem gefärbten Grund Verzierungen herauskratzen. Das geschieht mit der kleinen Klinge eines Taschenmessers, einem sogenannten Federmesser. Nicht tief wird dabei eingeritzt, das Messer schabt nur flach die angefärbte Kalkschicht ab.
Das zweite Verfahren macht etwas mehr Mühe, doch der Erfolg wird unseren Fleiß belohnen, denn klar und deutlich steht die weiße Zeichnung auf dem gefärbten Grunde. Bevor das Ei gefärbt wird, muss die Zeichnung aufgetragen werden. Das geschieht mit flüssigem Wachs. Kerzenreste werden in einer Blechschachtel erwärmt und flüssig gehalten. Mit einem Holzstäbchen taucht man in das flüssige Wachs und zeichnet damit auf das Ei. Ist die Zeichnung vollendet, dann wird das Ei in einer kalten Brühe gefärbt. Erst nach der Färbung wird das Ei in heißes Wasser gelegt und dadurch das aufgetragene Wachs entfernt. Löst sich die Wachsschicht nicht sofort, So kann mit einem Hölzchen nachgeholfen werden.
Wie verziert man das Ei? Dem Zierwillen und dem Ausdruckswillen sind keine Grenzen gesetzt. Man kann geometrische Formen zeichnen (Kreis und Dreieck Quadrat und Gitterung). Ja selbst die Formen der Natur (Blatt und Ranke) können sich über das Ei hin ausbreiten. Es lässt sich auch vieles zum Ausdruck bringen, was man in Worten nicht gern sagen möchte, eine Neckerei, eine kleine Anzüglichkeit und schon hat das Osterei eine persönliche Note. Aber nicht immer verbergen sich geheime Wünsche hinter einer Zeichnung, man kann auch in zierlicher Schrift sehr deutlich werden. Auf Eiern aus der Steiermark erfahren wir in Reimen „Meine Lieb und Meine Treu, schenk ich Dir zum Oster Ey“ „Dass ich Dich liebe, daran ist kein Zweifel; wirst Du mir untreu, so hol Dich der Teufel!“ In solchen Sprüchen offenbart sich, dass das geschmückte Osterei nicht nur eine Gabe für das Kind darstellt.
Auch den Erwachsenen spricht es dann an, wenn es als Träger eines selbstständigen Ausdrucks im Bild, im Ornament, im Reim etwas Eigenes darstellt.
Quelle: www.aid.de
Aus: „aid Informationen“ – Artikeldienst „Hauswirtschaft, Landfrau, Landjugend“
2. Jahrg. Nr.8
Bad Godesberg, den 14.3.1953 Weitere Informationen: