Versunkene Schiffe

Waltrop (lwl). In einer neuen Ausstellung im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg geht es um „Versunkene Schiffe“. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert fünf Beispiele aus dem Feld der Unterwasser-Archäologie vom 9. Oktober 2014 bis 5. Juli 2015 in seinem Industriemuseum in Waltrop (Kreis Recklinghausen).

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale mit einem Helm, den Taucher 1963 bei der Bergung der "Bremer Kogge" trugen. Foto: LWL/Holtappels
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale mit einem Helm, den Taucher 1963 bei der Bergung der „Bremer Kogge“ trugen.
Foto: LWL/Holtappels

Ein Beispiel spielt auf der Weser: Am 17. Juli 1769 war Wilhelm Krimmelberg mit zwei Lastkähnen auf der Weser von Rinteln nach Bremen unterwegs. Er hatte Brunnenringe und Fassadenteile aus Obernkirchner Sandstein geladen. In einer gefährlichen Kurve bei Rohrsen kenterte der Lastzug. Innerhalb weniger Minuten lag die gesamte Ladung auf dem Grund. Krimmelberg starb, die fünfköpfige Besatzung konnte sich retten. Mehr als 200 Jahre später wurde das Wrack bei Baggerarbeiten im Fluss entdeckt – ein Glücksfall für die Archäologen. Und jetzt auch für die Besucher des Schiffshebewerks Henrichenburg.

Dr. Arnulf Siebeneicker und Linda Wilken mit einer originalen Planke der "Bremer Kogge" aus dem 14. Jahrhundert. Foto: LWL/Holtappels
Dr. Arnulf Siebeneicker und Linda Wilken mit einer originalen Planke der „Bremer Kogge“ aus dem 14. Jahrhundert.
Foto: LWL/Holtappels

Die fünf Wracks spiegeln die ganze Bandbreite der Schifffahrt wider – vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg und von der Weser bis zum Südchinesischen Meer. Texte und Fotos geben Aufschluss über die Geschichte der Schiffe, ihre Bergung und Konservierung. Dazu werden rund 200 Originalteile in Szene gesetzt, darunter die älteste Schiffstoilette der Welt aus der „Bremer Kogge“ von 1380, Geschirr aus einer 1822 gesunkenen chinesischen Dschunke, ein Lederschuh und Teile der Bordapotheke des Vorpostenbootes „Prangenhof“, das im Ersten Weltkrieg vor der belgischen Küste strandete, sowie die Steinladung aus den Weserkähnen.

„Wracks sind Zeitkapseln“

„Für die Archäologen sind Wracks Zeitkapseln, die wie in einer Momentaufnahme das Leben und Arbeiten in ihrer Epoche dokumentieren.

Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker präsentiert einen Teller, der vor über 200 Jahren mit zwei Lastkähnen auf den Grund der Weser sank. Foto: LWL/Holtappels
Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker präsentiert einen Teller, der vor über 200 Jahren mit zwei Lastkähnen auf den Grund der Weser sank.
Foto: LWL/Holtappels

Sie liegen in geheimnisvoller Tiefe unter dem Wasserspiegel und erinnern an das dramatische Schicksal ihrer Besatzungen. Das macht ihre Faszination aus. In der Ausstellung greifen wir das große Publikumsinteresse an diesem Thema auf und geben einen Einblick in das spannende Feld der Unterwasser-Archäologie“, erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale am Donnerstag (9.10.) bei der Vorstellung der Ausstellung in Waltrop.

Linda Wilken und Dr. Arnulf Siebeneicker mit einem Teller aus dem Wrack der 1822 gesunkenen chinesischen Dschunke "Tek Sing". Foto: LWL/Holtappels
Linda Wilken und Dr. Arnulf Siebeneicker mit einem Teller aus dem Wrack der 1822 gesunkenen chinesischen Dschunke „Tek Sing“.
Foto: LWL/Holtappels

Die Konservierung von Funden, die unter Wasser geborgen werden, verlangt besondere Vorsicht, denn beim Kontakt mit Sauerstoff drohen sie zu zerfallen. Stark gefährdet sind ausgerechnet zwei Materialien, die im Schiffbau besonders wichtig waren: Holz und Eisen. Mit komplizierten Verfahren bemühen sich Restauratoren, solche Funde zu retten. So wurden etwa die Weserlastkähne von 1999 bis 2004 im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo mit einer Kunstwachslösung getränkt, um sie zu konservieren.

Diese Menagerie aus Glas gehörte zur Ladung der Dschunke "Tek Sing". Foto: LWL/Holtappels
Diese Menagerie aus Glas gehörte zur Ladung der Dschunke „Tek Sing“.
Foto: LWL/Holtappels

Als das am beste erforschte Wrack der deutschen Seefahrtsgeschichte gilt die „Bremer Kogge“. Fast 600 Jahre lang lag sie im Schlick der Weser. Dann stießen Bauarbeiter bei der Erweiterung des Hafens auf ein Schiffswrack. Über 2.000 Teile wurden im Laufe von vierzig Jahren geborgen, datiert, konserviert und zusammengesetzt. „Damit gilt die Bremer Kogge als Meilenstein der deutschen Unterwasser-Archäologie“, erklärte Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker.

Die Weserlastkähne wurden von 1999 bis 2004 im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo mit einer Kunstwachslösung getränkt, um sie zu konservieren. Foto: Weserrenaissance-Museum/Claudio Hils
Die Weserlastkähne wurden von 1999 bis 2004 im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo mit einer Kunstwachslösung getränkt, um sie zu konservieren.
Foto: Weserrenaissance-Museum/Claudio Hils

Gefahr durch Schatzjäger

Die Faszination, die von Schiffswracks ausgeht, setzt sie aber auch einer großen Gefahr aus, denn dadurch geraten sie in das Visier von Schatzjägern. Als Beispiel dafür steht in der Ausstellung die „Tek Sing“, eine chinesische Dschunke. Sie ging 1822 mitsamt ihrer Keramik-Ladung unter und wurde von kommerziellen Ausgräbern aufgespürt.

Das geborgene Medizinfläschchen war Teil der Schiffsapotheke der "Prangenhof". Foto: Historisches Museum Bremerhaven, Vivian Harvart
Das geborgene Medizinfläschchen war Teil der Schiffsapotheke der „Prangenhof“.
Foto: Historisches Museum Bremerhaven, Vivian Harvart

Ein Spielball der Wellen wurde auch der Fünfmaster „Preussen“, eines der schönsten Segelschiffe der Welt. 1910 kollidierte sie auf der Reise nach Chile im Ärmelkanal mit einem Dampfer, der ihre Geschwindigkeit unterschätzt hatte. Bei dem Versuch, das havarierte Schiff nach Dover zu schleppen, lief es auf Grund und konnte nicht mehr befreit werden. „Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die ‚Preussen‘ ausgerechnet durch einen Dampfer zerstört wurde. Ihr Untergang markiert das Ende der Ära der großen Segelschiffe“, sagte Linda Wilken, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ausstellungsprojekts. In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Wrack allmählich. Teile der Ladung konnte die Reederei bergen. Andere Gegenstände, die in Chile hätten verkauft werden sollen, wie Heiligenbilder und Mundharmonikas blieben an Bord. Sie wurden in den folgenden Jahrzehnten von Tauchern aus dem Wrack geholt und sind in der Ausstellung zu sehen.Der Fünfmaster "Preussen", hier dargestellt auf einer Postkarte aus dem Jahr 1904, galt als das größte und schönste Segelschiff der Welt. Foto: LWL

Der Fünfmaster „Preussen“, hier dargestellt auf einer Postkarte aus dem Jahr 1904, galt als das größte und schönste Segelschiff der Welt.
Foto: LWL

Durch die Verbesserung der Tauchtechnik und durch moderne Geräte für das Orten und Erkunden von Fundstätten werden immer mehr Wracks zugänglich, die zuvor in großer Tiefe vor Ausplünderung geschützt waren. Auch durch Fischfang, Kiesabbau, Ölplattformen und Windparks werden Fundstätten gefährdet, die unter Wasser liegen.

Lederschuh aus dem Wrack des Vorpostenbootes "Prangenhof. Foto: Historisches Museum Bremerhaven, Vivian Harvart
Lederschuh aus dem Wrack des Vorpostenbootes „Prangenhof.
Foto: Historisches Museum Bremerhaven, Vivian Harvart

Außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone vor der Küste sind die Ozeane ein Niemandsland für Archäologen. Die Unesco bemüht sich aktuell, Regeln für den Umgang mit dem Kulturerbe unter Wasser durchzusetzen.

Möglich wurde die Ausstellung durch Leihgaben, insbesondere aus dem Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, dem Historischen Museum Bremerhaven, der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin und dem Weserrenaissance-Museum Schloss Brake.

Taucher bei der Bergung von Wrackteilen der "Bremer Kogge", 1963. Foto: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
Taucher bei der Bergung von Wrackteilen der „Bremer Kogge“, 1963.
Foto: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

Die Ausstellung ist Teil des Themenjahres „Unterwelten“ im LWL-Industriemuseum mit Ausstellungen und Veranstaltungen an allen acht Standorten des Landesmuseums für Industriekultur.

Fundsituation der "Bremer Kogge" im Jahr 1962. Foto: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
Fundsituation der „Bremer Kogge“ im Jahr 1962.
Foto: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

Eröffnung
Die Eröffnung findet am Donnerstag (9.10.) um 19 Uhr im Hafengebäude am Oberwasser des Schiffshebewerks statt. Dieter Gebhard, Vorsitzender der Landschaftsversammlung, begrüßt die Gäste. Anschließend stellt der am Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven tätige Forschungstaucher und Prähistoriker Mike Belasus seine Arbeit an Schiffswracks in der Nord- und Ostsee vor, und die Projektmitarbeiterin Linda Wilken gibt eine Einführung in die Ausstellung.

Die älteste Schiffstoilette der Welt befand sich am Achterdeck der "Bremer Kogge" aus dem 14. Jahrhundert. Foto: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven
Die älteste Schiffstoilette der Welt befand sich am Achterdeck der „Bremer Kogge“ aus dem 14. Jahrhundert.
Foto: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

Begleitprogramm
An jedem zweiten Sonntag finden um 14.30 Uhr öffentliche Führungen für Einzelbesucher durch die Ausstellung statt. Beim ersten Termin, am 12.10., erläutert Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker die Ausstellung. Die übrigen Termine bestreiten die Museumspädagogen des Schiffshebewerks: am 26.10., 9.11., 23.11. und 7.12.2014. Am Samstag, 18. Oktober, um 14.30 Uhr führt der gehörlose Ingenieur Rainer Miebach in Gebärdensprache durch die Schau. Die Teilnahme ist jeweils kostenlos; Besucher zahlen nur den normalen Eintritt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Gruppen können Führungen an frei zu vereinbarenden Terminen buchen.

Taucher untersuchen Amphoren auf dem Meeresboden nordöstlich der griechischen Insel Samos, 2008. Foto: Greek Ministry of Culture, picture alliance/dpa
Taucher untersuchen Amphoren auf dem Meeresboden nordöstlich der griechischen Insel Samos, 2008.
Foto: Greek Ministry of Culture, picture alliance/dpa

Auch Vorträge gehören zum Begleitprogramm. Die nächsten Termine:

Di, 18.11.2014, 19 Uhr
Vortrag „Die Hansekogge“ – Dr. Ursula Warnke vom Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven berichtet über die schwierige Bergung und Konservierung der „Hansekogge“, einem Meilenstein der Unterwasserarchäologie. Eintritt frei

Di, 3.2.2015, 19 Uhr
Vortrag „Sensationsfund in der Weser. Die Bergung und Konservierung zweier Weserlastkähne im Kreis Nienburg“ – Dr. Vera Lüpkes vom Weserrenaissancemuseum Schloss Brake in Lemgo berichtet über die aufwändige Bergung und Konservierung der Weserlastkähne aus Rohrsen im Kreis Nienburg. Eintritt frei

Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog.

Versunkene Schiffe. Abenteuer Unterwasserarchäologie
9.10.2014-5.7.2015
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Am Hebewerk 2, 45731 Waltrop
Geöffnet Di-So 10-18 Uhr
http://www.lwl-industriemuseum.de

LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Am Hebewerk 2
45731 Waltrop
Karte und Routenplaner

Geschichtstour rund um das Gelände des Industriemuseum

Die Arbeiterhäuser am Rübenkamp sind erste Station der Geschichtstour unter dem Motto "Wohnen auf der Seilscheibe". Foto: LWL/Hudemann
Die Arbeiterhäuser am Rübenkamp sind erste Station der Geschichtstour unter dem Motto „Wohnen auf der Seilscheibe“.
Foto: LWL/Hudemann

Bochum (lwl). Geschichte erleben können Teilnehmer bei einer Tour, zu der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Samstag (11.10.) um 15 Uhr in sein Industriemuseum Zeche Hannover nach Bochum einlädt. Der Rundgang unter dem Motto „Wohnen auf der Seilscheibe“ startet an der Zeche Hannover. In den Arbeiterhäusern am Rübenkamp wohnten ab 1890 Bergleute mit ihren Familien und Kostgängern. Der weitere Weg führt durch die Eickeler Kolonie, die Siedlung Dahlhauser Heide sowie zu den „Montagehäusern System Schneider“, die während der Wohnungsnot in der Nachkriegszeit entstanden. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 0234 6100-874.

LWL- Industriemuseum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
http://www.lwl-industriemuseum.de

Erfolgreiche Sex-Ausstellung wird verlängert

Gerade bei den Schulklassen ist die Sonderausstellung "Sex und Evolution" beliebt. Foto: LWL/Oblonczyk
Gerade bei den Schulklassen ist die Sonderausstellung „Sex und Evolution“ beliebt.
Foto: LWL/Oblonczyk

Sex und Evolution

Münster(lwl). Die Sonderausstellung „Sex und Evolution“, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem LWL-Museum für Naturkunde in Münster zeigt, wird wegen des großen Interesses um drei Monate verlängert. Anstatt des geplanten Ausstellungsendes am 19. Oktober haben Besucher nun noch bis zum 11. Januar 2015 die Gelegenheit, die Sex-Ausstellung zu besichtigen.

„Die durchweg positive Resonanz und die starke Nachfrage der Schulen nach dieser Ausstellung sind wesentlicher Grund für die Verlängerung“, freut sich der Leiter des LWL-Museums für Naturkunde, Dr. Alfred Hendricks. 155.000 Einzelbesucher, Gruppen und Familien mit Kindern besuchten die Ausstellung seit der Eröffnung vor einem Jahr.

Verlängert wurde aufgrund der hohen Besucherzahlen die Sonderausstellung "Sex und Evolution" im LWL-Museum für Naturkunde. Foto: LWL/Oblonczyk
Verlängert wurde aufgrund der hohen Besucherzahlen die Sonderausstellung „Sex und Evolution“ im LWL-Museum für Naturkunde.
Foto: LWL/Oblonczyk

Die Sonderausstellung „Sex und Evolution“ widmet sich auf über 500 Quadratmetern der „schönsten Sache der Welt“. Den Besucher erwarten Einblicke in die verschiedensten Facetten der sexuellen Fortpflanzung im Tier- und Pflanzenreich und deren Bedeutung für die Evolution. Als Teil der belebten Natur werden schließlich auch der Mensch und seine Sexualität thematisiert. Neben klassischen Exponaten und Grafiken sorgen Mitmachstationen und die Einbindung interaktiver Medien für eine abwechslungsreiche und interessante Wissensvermittlung.

Karten sind für 3 Euro bzw. 5,50 Euro dienstags bis sonntags von 9-18 Uhr im LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Straße 285, 48161 Münster, erhältlich.

LWL-Einrichtung:
LWL-Museum für Naturkunde
Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium
Sentruper Str. 285
48161 Münster
Karte und Routenplaner

Null-Prozent-Finanzierung mit Tücken

Foto: dpj/newpol.de
Foto: dpj/newpol.de

Null-Prozent-Finanzierung

Ob Einbauküche, Auto oder Flachbildfernseher – mit der Null-Prozent-Finanzierung lassen sich viele Neuanschaffungen aus dem Stand finanzieren, ohne einen Gedanken an die Zinsbelastung durch das Abstottern in Raten zu verlieren. Damit jedenfalls lockt die massenhafte Werbung von Möbelhändlern, Autohäusern und Elektromärkten. „Doch Null-Prozent-Finanzierung bedeutet nicht automatisch, dass die Ware auch günstig erworben wird“, mahnt die Verbraucherzentrale NRW zu 100 Prozent Preisvergleich, „denn das zinslos Erworbene kann bei einem anderen Händler deutlich billiger sein.

Preisfüchse können am Ende durch Vergleichen mehr sparen als durch eine günstige Finanzierung. Deshalb sollte man sich durch die meist kleinen Raten nicht vom eigentlichen Kaufpreis ablenken lassen.“ Überhaupt: Auch bei einer Null-Prozent-Finanzierung macht der Kunde Schulden – und die sollten auf absolut notwendige Anschaffungen beschränkt bleiben, denn der finanzielle Überblick geht auch bei kleinen Raten schnell verloren. „Bei der Null-Prozent-Finanzierung fallen zwar keine Zinsen für die Ratenzahlung an, das heißt aber nicht automatisch, dass keine Kosten entstehen“, weist die Verbraucherzentrale NRW auf mögliche Stolperfallen beim Kauf auf Pump hin:

  • Verkaufsförderung mit kleinen Raten: Mit dem Argument, dass der neue Fernseher ja ohnehin schon finanziert wird und keine Zinsen kostet, locken Verkäufer häufig zum Kauf eines größeren Modells mit mehr Ausstattung. Denn angesichts der kleinen Raten sei dessen Finanzierung problemlos möglich – so das Argument. Allerdings: Auch kleine Raten belasten die Haushaltskasse. Und wenn der notwendige Betrag für die Anschaffung bislang nicht angespart werden konnte, wird das auch nicht gelingen, wenn er als Rate zurückgezahlt werden muss.
  • Versteckte Zusatzbelastungen: Auch bei fehlendem Zins können sich manchmal zusätzliche Entgelte, zum Beispiel für die Kontoführung oder -bearbeitung, im Kleingedruckten verstecken. Weiterhin wird nicht selten versucht, Kunden zum Abschluss kostenpflichtiger Garantieverlängerungen zu drängen. Die sind meist überflüssig, denn die zweijährige gesetzliche Gewährleistung steht bei jedem Kauf zu.
  • Versicherungsschutz kein Muss: Ob als Restschuld-, Kreditausfall- oder Ratenschutzversicherung – unter diesen und ähnlichen Begriffen wird vermeintlich unverzichtbarer Schutz verkauft, der Probleme bei der Ratenzahlung absichern soll. Da die Versicherungen wegen zahlreicher Ausnahmeregelungen vielfach gerade dann nicht leisten, wenn sie benötigt werden, gleichzeitig aber teuer sind, ist ihr Abschluss sehr häufig nicht zu empfehlen. Kunden sind grundsätzlich nicht verpflichtet, eine solche Versicherung abzuschließen. Achtung: Oft ist der Abschluss in den Verträgen der Null-Prozent-Finanzierung bereits als Erklärung voreingestellt! Die entsprechende Passage sollte dann im Vertragstext gestrichen werden.
  • Vorsicht vor der Dispofalle: Wenn Finanzierungen für Auto, Küche und Fernseher gleichzeitig und dann noch bei verschiedenen Firmen laufen, kann schnell der Überblick verloren gehen. Fatal, wenn dann der Dispo-Kredit des Girokontos für das Abstottern der Null-Prozent-Raten genutzt werden muss. Wegen der hohen Zinsen hierfür wird aus den vermeintlichen Null Prozent Zinsen dann schnell ein teurer Spaß. Daher sollte auch eine geringe Ratenverpflichtung im Vorfeld gut durchdacht werden. Denn werden die Raten nicht bezahlt, kann die Bank auch beim Null-Prozent-Kredit den Vertrag kündigen und den Gesamtbetrag auf einen Schlag einfordern. Zusätzlich drohen Mahn- und Verzugskosten sowie Negativeinträge bei der Schufa.

Weitere Informationen im Internet unter
www.vz-nrw.de/null-prozent-finanzierung.

Ein kostenloses Faltblatt mit Informationen zur Null-Prozent-Finanzierung gibt es in allen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW.

Quelle/Text/Redaktion: Verbraucherzentrale NRW
Stand: 41/2014

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