Keine Zeit für Konflikte

Warum muslimische Untergruppen in Deutschland friedlich zusammenleben

Seit Jahren wächst in Pakistan die Gewalt zwischen Untergruppen des Islam. Immer wieder gibt es zum Beispiel Bombenanschläge auf Schreine, in denen die Sunniten für ihre Toten beten. In Deutschland leben Angehörige dieser Gruppen friedlich zusammen. Aber wie sieht die innere Einstellung aus? Das untersucht Sajida Fazal, Doktorandin am Käte Hamburger Kolleg „Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa“ im Centrum für religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität. Mittels Interviews erforscht sie, ob und wie sich das Verhältnis der Gläubigen zueinander ändert, wenn sie ihre Heimat verlassen.

Interviews in sechs deutschen Großstädten

Der Islam in Pakistan gliedert sich in drei große Gruppen: Schiiten, Sunniten und Ahmadiyya. Letztere werden nicht als Muslime anerkannt und in weiten Teilen der Gesellschaft gemieden. Unter den Sunniten, die in Pakistan die große Mehrheit stellen, gibt es verschiedene Untergruppen, zum Beispiel die Barelvi, die Deobandi, die Wahabi. Die einzelnen Gruppen bekämpfen sich zum Teil erbittert. Bei Anschlägen auf religiöse Stätten einzelner Gruppierungen gibt es nicht selten Tote. Sajida Fazal, selbst Muslima aus Pakistan, widmet sich der Einstellung ihrer Landsleute in Deutschland. Rund 35.000 pakistanische Muslime leben hier. Um herauszufinden, ob und wie sich die intrareligiöse Diversität unter ihnen verändert, nachdem sie ihre Heimat verlassen haben, führte sie strukturierte Interviews in sechs Großstädten.

Alle in eine Moschee – in Pakistan undenkbar

Ihr Fazit: Die Einstellung gegenüber anderen Glaubensgruppen ist in Deutschland genauso wie in Pakistan. Die Menschen behalten ihren Glauben und ihre Bräuche bei, man kleidet sich dem Glauben entsprechend, man hängt zu Hause Koranverse auf. Auffällig im Vergleich mit Pakistan sei aber, dass die Menschen hier in Deutschland keinen Bezug zu Glaubensorganisationen haben. Während man in Pakistan deutlich stärker innerhalb der einzelnen Glaubensrichtung organisiert ist und jede von ihnen über eigene Moscheen verfügt, gehen in Deutschland alle in dieselbe Moschee, begehen religiöse Feste gemeinsam und essen gemeinsam – in Pakistan undenkbar. „Zusammenfassend kann ich festhalten, dass es in Deutschland dieselben intrareligiösen Unterschiede gibt wie in Pakistan. Anders als dort werden sie hier aber nicht thematisiert“, sagt die Forscherin. „Die Leute hier sagen: Wir haben keine Zeit für so was. Es gibt keinen Grund für Konflikte.“

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Quelle/Text/Redaktion: Meike Drießen, www.ruhr-uni-bochum.de

Anfälligkeit für wiederholte Depression lässt sich berechnen

Ob man an immer wieder auftretenden Depressionen erkrankt, hängt nicht vom Zufall ab. Neurowissenschaftler der Mercator Forschergruppe „Strukturen des Gedächtnisses“ verfolgen mit ihrer Forschung einen ganz neuen Ansatz und nutzen computerbasierte Rechenmodelle zur Untersuchung der Krankheit. Diese zeigen: Die ungünstige Kombination bestimmter innerer und äußerer Einflüsse führt zu chronischer Depression. Das Journal PLoS ONE veröffentlichte die Ergebnisse dieser Arbeit.

Jeder Fünfte erleidet eine Depression

Selver Demic und seine Kollegen von der Mercator Forschergruppe wollen mehr über die Ursachen von Depression herausfinden. „Ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung erleiden irgendwann im Leben eine depressive Episode“, so Demic. „Innerhalb dieser 20 Prozent gibt es Menschen, die nach einer einmaligen Depression nie wieder Probleme haben. Der andere Teil jedoch leidet trotz Medikamenteneinnahme wiederholt oder chronisch unter der Krankheit. Wir wollten mit unserem Modell die beobachteten Vorfalls- und Rückfallhäufigkeiten erklären.“

Unglückliche Kombination von Faktoren

Demic nutzte Parameter wie Vergesslichkeit, innere Einstellung und die Aktivität des körper-eigenen Stimmungsaufhellers Serotonin, die als Ursachen für Depression bekannt sind. Auch äußere Einflüsse wie Familie und Beruf gehörten dazu. Im Unterschied zu bisherigen Forschungen integrierte er diese Faktoren in ein einziges Modell. Danach war klar: Eine Er-klärung für die beobachteten Häufigkeiten fand sich nur bei der Annahme von zwei unter-schiedlichen Gruppen von Patienten. Eine Hochrisikogruppe, deren Parameter so unglück-lich liegen, dass sie wiederholt unter Depressionen leiden werden. Und eine andere Gruppe, die nur im Ausnahmefall erkrankt.

Verschiedene Stadien der Krankheit

Ein weiteres Anliegen der Wissenschaftler war es, eine systematische und auf objektiven Tat-sachen basierte Definition der verschiedenen Krankheitsstadien einer Depression zu erstellen. Bereits in der Vergangenheit einigten sich Psychologen und Ärzte auf verschiedene Pha-sen: Die depressive Episode, die festgestellt wird, nachdem die charakteristischen Symptome wie Antriebslosigkeit und Traurigkeit mindestens 14 Tage angehalten haben. Die Erholungsphase, von der man spricht, wenn der Patient mindestens ein halbes Jahr lang keine Symp-tome zeigt. Und die Remissions- beziehungsweise Rückfallphase, wenn zwischen zwei depressiven Episoden weniger als ein halbes Jahr liegt.

Objektive Tatsachen statt Intuition

„Bei der Entscheidung, in welcher Phase ein Patient gerade ist, fließen jedoch auch immer Intuition und Erfahrungswerte des Psychologen oder Arztes mit ein. So ist es zum Beispiel oft unklar, ob ein Patient in der Remission oder in der Erholung ist, wenn er in sechs Monaten einige wenige Tage lang depressive Symptome zeigt“, weiß Demic. Der Neurowissen-schaftler entwickelte daher ein mathematisches Modell, einen sogenannten endlichen Zustandsautomaten. Dieses Werkzeug wird jeden Tag mit Daten über den Zustand eines Patienten gespeist. Daraus berechnet der Zustandsautomat als Ergebnis des Zeitverlaufs, in welchem Krankheitsstadium sich der Patient befindet.

Diskussion erwünscht

„Unser Ansatz, Depression zu verstehen, ist ein ganz neuer“, so Demic. „Wir erwarten also eine rege Diskussion mit Ärzten, Psychologen und anderen Wissenschaftlern. Wichtig ist jedoch, dass wir das Potenzial von computerbasierten Modellen für die Erforschung von Depression aufgezeigt haben.“

Titelaufnahme

Demic S and Cheng S (2014), Modeling the dynamics of disease states in depression, PLoS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0110358

Über die Mercator Forschergruppe „Strukturen des Gedächtnisses“

In einem gemeinsamen Projekt mit der Stiftung Mercator hat die Ruhr-Universität Bochum die Mercator Forschergruppe „Strukturen des Gedächtnisses“ eingerichtet. Das Team aus experimentellen und theoretischen Neurowissenschaftlern sowie Philosophen untersucht seit 2010 episodische und semantische Gedächtnisprozesse und ihre Beziehungen zu anderen kognitiven Funktionen. Die Professoren bilden ein unabhängiges Forschungsteam und sind dafür mit exzellenter Infrastruktur und zusätzlichem Personal ausgestattet.

Quelle/Text/Redaktion: Raffalea Römer, www.ruhr-uni-bochum.de

Kaffee kochende Praktikanten sind Geschichte

Bildschirmansicht der Internetseite www.meinpraktikum.de
Bildschirmansicht der Internetseite www.meinpraktikum.de

Die Wirtschaft nimmt Praktikanten endlich ernst – das zeigen die Ergebnisse des Praktikantenreports 2014 deutlich, den das Portal meinpraktikum.de nun veröffentlicht hat. Dahinter steht die Bochumer Firma Employour GmbH, die im Jahr 2011 von zwei Studenten der Universität Witten/Herdecke gegründet wurde. Mehr Geld und mehr Anerkennung sind in den letzten Jahren der Schlüssel zu zufriedeneren Praktikanten gewesen.

In der bisher größten Praktikantenstudie des Praktikumsportals konnte erstmalig die aktuelle Situation der Praktikanten konkret mit den Vorjahren verglichen werden. So verdienen Praktikanten 2013 mehr als doppelt so viel als noch 2009: Der Durchschnittsverdienst stieg von monatlich 160 Euro auf 402 Euro an. Auch die Karrierechancen haben sich verbessert, immer mehr sehen das Praktikum als geeignete Möglichkeit an, einen Einstieg in das Unternehmen zu finden und Kontakte zu knüpfen. Damit einher gehen anspruchsvolle Aufgaben und ein größerer Lernerfolg. Das Resultat: Praktikanten sind über die Jahre immer zufriedener geworden. Ganze 78 Prozent bewerten ihre Erfahrung im Unternehmen positiv.

Grundlage der Studie sind über 13.000 authentische Praktikumsbewertungen, die in den letzten Jahren auf meinpraktikum.de abgegeben wurden. „Unsere Datenmenge ist endlich groß genug, um festzustellen, inwieweit sich Praktika über die Jahre verändert haben. Wir haben meinpraktikum.de ins Leben gerufen, um die Praktikantenwelt besser und zu transparenter machen. Jetzt einen positiven Trend zu sehen ist für uns natürlich eine große Motivation“, so Stefan Peukert, Gründer des Praktikumsportals.

Natürlich ist nicht alles heiter Sonnenschein – der Praktikantenreport zeigt auch, dass es immer noch viele Defizite in Sachen Praktikum gibt. So ist immer noch knapp die Hälfte aller Praktika unvergütet und auch die Branchen- und Gebietsauswertungen zeigen, dass es in Sachen Zufriedenheit ein starkes Gefälle gibt. Während in Hamburg zum Beispiel 81 Prozent ihr Praktikum loben, ist in Mecklenburg-Vorpommern nur die Hälfte aller Praktikanten zufrieden mit ihrer Situation.

Der Praktikantenreport 2014 steht samt all seiner Detailergebnisse ab sofort kostenlos zum Download bereit: http://meinpraktikum.de/praktikantenreport-2014

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-wh.de

Unsere Art zu Gehen beeinflusst, was wir uns merken

Prof. Dr. Johannes Michalak (Foto:Appelhans)
Prof. Dr. Johannes Michalak (Foto:Appelhans)

Wer mit hängenden Schultern dahinschlurft, wird sich eher an negative Dinge erinnern, wer fröhlich läuft, kann sich eher positive Dinge merken – so kann man die Studie von Prof. Dr. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke zusammenfassen. Er hat sie mit Kollegen von der Kanadischen Queen’s University nun veröffentlicht. (Abstract unter http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0005791614000809)

„Viele Studien belegen, dass Bewegung bei Depressionen hilfreich ist, gehen, laufen, wandern. Wir wollten wissen, ob auch die Art des Ganges Einfluss auf depressionsrelevante Prozesse hat“, beschreibt Prof. Dr. Johannes Michalak, Psychologe an der Universität Witten/Herdecke, den Ansatz. Aus früheren Untersuchungen wissen die Forscher, wie Depressive und nicht Depressive gehen (http://biomotionlab.ca/Demos/BMLdepression.html). In der aktuellen Untersuchung haben sie das Gangmuster der Probanden (39 Studierende) so verändert, dass sie entweder fröhlicher oder depressiver gelaufen sind als normal.

Dann haben sie ihnen positive (z.B. mutig, attraktiv) oder negative Wörter (z.B. langweilig, dumm) dargeboten und sie sollten entscheiden, ob sie diese Wörter beschreiben. Nach acht Minuten wurde dann ein nicht angekündigter Gedächtnistest durchgeführt. Probanden, die depressiv gelaufen sind, haben mehr negative Wörter behalten (ein Muster, das auch immer wieder bei Depressiven gefunden wird), während Probanden, die fröhlich gelaufen sind, sich mehr positive Wörter gemerkt haben.

„Das zeigt uns, dass unsere Art sich zu bewegen Auswirkung darauf hat, ob wir eher positive oder negative Informationen verarbeiten. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Körper, hier der Gangart, und der Psyche, hier der Art, welche Informationen wir uns merken. Solche Ergebnisse könnten in Zukunft dazu verwendet werden, Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen zu entwickeln, die über eine Veränderungen von körperlichen Prozessen wirken“, erklärt Michalak.

Weitere Informationen bei Prof. Dr. Johannes Michalak, 02302- 926 787, johannes.michalak@uni-wh.de

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-wh.de

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