Ziehen in der Leiste wird oft unterschätzt

Schmerzen in  der Leistengegend können vielfältige Ursachen haben. Gehen sie mit einer Schwellung einher, dann kann dies Hinweis auf einen Leistenbruch sein. Mit  etwa 180000 Eingriffen pro Jahr gehören Leistenbruchoperationen zu den häufigsten chirurgischen Therapien in Deutschland so Christian Begher, Oberarzt an der Klinik am Park Lünen bei einem Vortrag in der Reihe Abendsprechstunde im Vortragsraum des Lünener Krankenhauses. Werden Schmerzen in der Leistengegend plötzlich sehr stark, ist sogar der schnelle Weg in die Notaufnahme unabdingbar, warnt er.

Männer sind mit einem Anteil von 8 zu 1 gegenüber Frauen häufiger von einem Leistenbruch betroffen. Wegen der Vielzahl denkbarer Ursachen für ein Ziehen in der Leiste macht eine ärztliche Abklärung immer Sinn, so Begher. Dabei erfragt der Arzt die jeweilige Leidensgeschichte und nimmt eine körperliche Untersuchung vor. Erst danach folgen Laboreinsatz und bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Röntgen, um die Ursache der Beschwerden einzugrenzen.

Leistenbrüche sind nicht immer mit Schmerzen verbunden. Auslöser ist eine Schwachstelle in der Bauchdecke, die angeboren oder später erworben sein kann. Bei einem auch als Hernie bezeichneten Bruch stülpen sich Bauchfell und evtl. Eingeweide durch die entstandene Lücke.

Nicht immer muss zeitnah eine Operation erfolgen. Bleiben  Beschwerden aus, dann kann bei regelmäßiger ärztlicher Kontrolle abgewartet werden. Problematisch wird ein solcher Leistenbruch, wenn Eingeweide geklemmt werden, im Extremfall gar ein Darmverschluss auftritt. Starke Schmerzen in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen können einen solchen Fall anzeigen. „Dann sollte man sich mit dem Rettungswagen in die nächst gelegenen Notaufnahme einer Klinik bringen lassen“, betont Christian Begher.

Die moderne Chirurgie verfügt über unterschiedliche Operationstechniken, um die Lücke in der Bauchwand zu schließen. Sie müssen auf den individuellen Fall abgestimmt sein. In vielen Fällen kann per Schlüssellochtechnik operiert werden mit nur geringer Belastung durch den Eingriff.

Das Risiko eines solchen Bruchs lässt sich durch gezielte Vorbeugung reduzieren. Gewichtabnahme, Verzicht auf das Rauchen, angemessene körperliche Aktivität ohne Heben schwerer Lasten und gesunde Ernährung können dazu beitragen. Eine ergonomische Haltung und bewusst gesteuerte Bewegungsabläufe wirken ebenfalls derartigen Vorfälle entgegen.

Im Anschluss an den Vortrag von Christian Begher stellten Zuhörer viele Nachfragen oder schilderten eigene Leidensgeschichten. In einem Fall hatte ein Betroffener über Jahre aus Angst vor einer schwerwiegenderen Diagnose den Gang zum Arzt vermieden. Am Ende war dann doch „nur“ ein Leistenbruch der Grund seiner ziehenden Schmerzen im Unterleib

Größte Strahlentherapiestudie in Deutschland startet

Prof. Andreas Ziegler, Prof. Jürgen Dunst, Dr. Katja Krockenberger, Prof. Achim Rody (v.l.n.r.; Foto: Olaf Malzahn) Foto: Uni Lübeck
Prof. Andreas Ziegler, Prof. Jürgen Dunst, Dr. Katja Krockenberger, Prof. Achim Rody (v.l.n.r.; Foto: Olaf Malzahn

Die Deutsche Krebshilfe hat einen Antrag der Lübecker Professoren Jürgen Dunst (Klinik für Strahlentherapie) und Andreas Ziegler (Institut für Biometrie) auf Förderung einer klinischen Studie bewilligt. Die Fördersumme beträgt 2,3 Millionen Euro. Die Studie wird damit die größte Strahlentherapiestudie in Deutschland in den nächsten Jahren sein. Geprüft wird eine neue und verkürzte Form der Strahlentherapie bei Brustkrebs.

Die Nachbestrahlung ist bei Brustkrebs ein wichtiger Teil der brusterhaltenden Behandlung. Bisher dauert eine typische Strahlenbehandlung mit 30 bis 35 Bestrahlungsterminen bei werktäglicher Behandlung etwa sechs bis sieben Wochen. In den letzten Jahren hat man versucht, die Behandlungszeit zu verkürzen; die Bestrahlung erfolgt dabei mit weniger Fraktionen („hypofraktioniert“). Getestet hat man diese hypofraktionierte Strahlentherapie vor allem in Großbritannien und Kanada, weil dort die Anreisewege zur Strahlentherapie sehr lang sind.

Die Therapie ist mittlerweile als Alternative zur früher üblichen Therapie etabliert und dauert etwa viereinhalb Wochen, wenn zusätzlich zur Strahlentherapie der ganzen Brust auch noch eine Dosisaufsättigung des Operationsgebietes erfolgt (bei den meisten Patientinnen ist das nötig). Durch ein neues technisches Verfahren (einen sogenannten integrierten Boost) kann man die Zahl der Bestrahlungen noch weiter auf 16 Sitzungen (Fraktionen) verringern; diese „hypofraktionierte Bestrahlung mit integriertem Boost“ dauert dann nur noch etwa drei Wochen.

Die Lübecker Universitätsklinik ist eine der führenden Kliniken für die Therapie bei Brustkrebs und hat bereits ausgewiesene und umfangreiche Erfahrung mit dieser neuen Behandlungsform. In den letzten Jahren sind unter Leitung von Prof. Dunst bereits zwei multizentrische Studien durchgeführt worden, in denen diese Behandlung bundesweit an acht Pilotkrankenhäusern erprobt wurde. Die Ergebnisse waren vielversprechend; die Behandlung wurde sehr gut vertragen.

An der jetzt geförderten klinischen Studie (Name: HYPOSIB) werden sich voraussichtlich etwa 80 Krankenhäuser und Brustzentren bundesweit beteiligen. Die Studie startet offiziell im April 2015; in den folgenden drei Jahren sollen bundesweit über 2000 Patientinnen im Rahmen der Studie entweder mit der bisherigen Standardtherapie (Behandlungsdauer ca. fünf bis sechs Wochen) oder der verkürzten hypofraktionierten Bestrahlung (Behandlungsdauer drei Wochen) behandelt werden. Es wird erwartet, dass die neue Therapie genauso wirksam ist wie die bisherige Therapie; ferner gibt es Hinweise, dass die verkürzte Behandlungszeit Vorteile (nämlich eine schnellere Erholung) haben könnte. Dies soll in der Studie geprüft und belegt werden.

Die Vorbereitungen für die Studie haben fast fünf Jahre gedauert, vor allem bedingt durch die sehr strenge Strahlenschutz-Verordnung in Deutschland, die Studien mit innovativen Strahlentherapie-Verfahren  erschwert. In den USA läuft bereits eine ähnliche Studie, und in Dänemark ist eine vergleichbare Studie ab 2015/16 geplant. Die Lübecker Brustkrebs-Forscher sind also im internationalen Vergleich hervorragend aufgestellt.

An der Studie sind die Klinik für Strahlentherapie (Prof. Dr. Jürgen Dunst und Prof. Dr. Dirk Rades), die Klinik für Frauenheilkunde (Prof. Dr. Achim Rody), das Institut für Medizinische Biometrie und Statistik (Prof. Dr. Andreas Ziegler) und das Zentrum für Klinische Studien der Universität (Leiterin Dr. Katja Krockenberger) beteiligt.

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