Einen Diskussionsbeitrag unter dem Titel „Empfehlungen zur Energiewende“ hat heute die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht. Der Vorsitzende der Kommission, Kardinal Reinhard Marx, betont, dass sich das Dokument vor allem auf die deutsche Energiewende beziehe. „Mit der Veröffentlichung der Empfehlungen zur Energiewende bekräftigen die deutschen Bischöfe die Notwendigkeit eines energiepolitischen Kurswechsels und hoffen, dass der Diskussionsbeitrag für diese bedeutende Debatte Orientierung geben kann“, so Kardinal Marx.
Ohne die grundlegenden Ziele der Energiewende zu vernachlässigen, seien negative Auswirkungen zu vermeiden oder abzumildern: „Dabei geht es darum, Belastungen fair zu verteilen, für einkommensschwache Haushalte die Energiekosten auf einem erträglichen Niveau zu halten, langfristig unwirtschaftliche Subventionierungen abzubauen, von Infrastrukturmaßnahmen betroffene Bürger in die öffentliche Planung einzubeziehen und die Energiepolitik in einen europäischen Rahmen einzubinden“, unterstreicht Kardinal Marx.
Die Empfehlungen zur Energiewende wurden von der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen unter Vorsitz von Weihbischof Dr. Bernd Uhl (Freiburg) im Auftrag der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen erarbeitet. Bereits 2011 legte eine Expertengruppe der Deutschen Bischofskonferenz das Dokument „Der Schöpfung verpflichtet. Anregungen für einen nachhaltigen Umgang mit Energie“ vor, in dem umweltethisches Handeln im Schöpfungsglauben begründet und die Energiefrage als eine Frage intergenerationeller, globaler und ökologischer Gerechtigkeit dargelegt wird. Das Vorhaben, von einem auf fossilen und nuklearen Energieträgern basierenden System zu einer auf regenerativen Energieträgern fußenden Energieversorgung zu wechseln, ist von außergewöhnlicher Tragweite.
Es ist keine leichte Aufgabe, einerseits den Klima- und Umweltschutz, die Senkung des Energieverbrauchs, die Verbesserung der Energieeffizienz sowie den Ausbau der erneuerbaren Energien zu verfolgen ohne andererseits Wirtschaftlichkeit, Sozialverträglichkeit und Akzeptanz zu vernachlässigen. Die öffentliche Diskussion der vergangenen Monate über das Für und Wider haben die Energiewende ins Stocken geraten lassen.
Mit den „Empfehlungen zur Energiewende“ unterstreichen die deutschen Bischöfe die Notwendigkeit der Energiewende. Der eingeschlagene Weg müsse fortgesetzt werden. Für die Umsetzung der Energiewende ist eine Einbeziehung der Bürger auf den verschiedenen politischen Ebenen erforderlich. Die Realisierung der Energiewende bedarf verlässlicher und fairer Rahmenbedingungen. Der Schutz vor Energiearmut, die Empfehlung einer verstärkten Bürgerinformation und Beratung, die Erhöhung der Energieeffizienz und die Veränderungen im Mobilitätsbereich kommen im Dokument zur Sprache. Um Versorgungssicherheit herzustellen, wird ein Mix von zentralen und dezentralen Versorgungsstrukturen empfohlen. Als erforderlich wird auch die regelmäßige und unabhängige Evaluation energiepolitischer Maßnahmen erachtet. Schließlich erinnert der Diskussionsbeitrag an die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand und der Kirchen.
Kardinal Marx fasst die Zielrichtung der Empfehlungen zusammen: „Der Diskussionsbeitrag benennt Handlungsempfehlungen, die geeignet scheinen, einerseits die als wünschenswert erachteten Ziele der Energiepolitik weiterzuverfolgen und andererseits die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die soziale Verträglichkeit und die Akzeptanz der notwendigen Belastungen nicht außer Acht zu lassen. Denn zum Erfolg der Energiewende bedarf es unbedingt der Bereitschaft eines jeden, Verantwortung für das Gemeinwohl und die Umwelt zu übernehmen.“
dbk.de/