Agrarhandel zum Nutzen der Armen: Kaufentscheidungen überdenken

Fairer Handel ist nach Aussage von Dr. Wolfgang Jamann, dem Generalsekretär der Welthungerhilfe, eine gute Perspektive für Entwicklungsländer. Auch wenn zu einer wirkungsvollen Armutsbekämpfung mehr gehört. Zum Beispiel die Förderung der ländlichen Räume oder eine funktionierende Katastrophenhilfe, Maßnahmen der Ernährungssicherung und des Konfliktmanagements. Auch der Agrarhandel kann dazu beitragen, die Armut vieler Menschen zu reduzieren.

Anlässlich der DLG-Wintertagung 2014 nannte Jamann sieben Bedingungen:
gerechte, weltweite Handelsbedingungen durch die WTO,
Überprüfung der Importrestriktionen für Produkte aus Entwicklungsländern,
Abbau der Agrarsubventionen zulasten kleinbäuerlicher Betriebe,
Schutz der lokalen Produktion zur Armutsbekämpfung,
Förderung des Aufbaus nationaler und regionaler Agrarstrategien in den Entwicklungsländern,
Unterstützung bei der Vermarktung und Zertifizierung – auch in Form des Aufbaus von Genossenschaften –
und schließlich eine „Politik des Einkaufskorbes“.

Das bedeutet, dass Verbraucher und Unternehmen in den Industrieländern, also auch hier in Deutschland, durch ihre Kaufentscheidungen dazu beitragen sollten, Einkommen in den wirtschaftlich schwächeren Ländern der Welt zu schaffen.

Dr. Martin Heil, www.aid.de

Schokolade mit Zukunft

Hmmh, ein Stück Schokolade. Schmeckt oft gut, ist für Manche gut fürs Gemüt und hoffentlich mehr Genuss als Hunger stillen. Und dazu sind Schokoladenprodukte in Deutschland noch extrem preiswert. Eine Tafel Schokolade für 89 Cent. Verbraucherherz, was willst Du mehr? Dass von diesen 89 Cent gerade einmal etwa 4 Cent bei den Kakaobauern ankommen, kann man ja per se nicht wissen. Und dass Kakao, bzw. Schokolade in absehbarer Zeit teurer wird, dafür braucht es keine prophetischen Kenntnisse. Man muss sich nur genauer mit der Herkunft der veredelten Bohne beschäftigen.

Kakao wird zu 90 Prozent von Kleinbauern angebaut. Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse in den Anbauregionen kann man durchaus als schwierig bezeichnen. Stichwort „Kinderarbeit“. „Ein Problem ist, dass Kinder als dauerhafte Arbeitskräfte eingesetzt werden müssen, weil die Einkommenssituation der Bauern sehr schlecht ist“, sagte Dr. Jürgen Zattler vom Bundesentwicklungsministerium auf einer Veranstaltung am Rande der Internationalen Süßwarenmesse in Köln. Und damit nicht genug. Beate Weißkopf vom „Forum Nachhaltiger Kakao“ hat weitere Probleme identifiziert, wie zum Beispiel überalterte Baumbestände, abnehmende Bodenfruchtbarkeit, Erosionen etc. Erkannt haben das inzwischen nicht nur – wie bereits vor Jahrzehnten – Nichtregierungsorganisationen (NGOs), sondern auch die Verarbeiter und der Handel.

Seit Juni 2012 existiert das „Forum Nachhaltiger Kakao“, in dem zwei Bundesministerien, NGOs, Forschungseinrichtungen und eben Wirtschafts- und Handelsakteure vertreten sind. Das könnte eine klassische win-win-Situation sein, denn alle haben zwar unterschiedliche Interessen (die Wirtschaft braucht Qualität, der Handel möchte billig, die NGOs Kinder in der Schule statt auf dem Feld), aber dennoch gibt es einen gemeinsamen Nenner: „Qualität und Quantität des Kakaos steht und fällt mit den Lebensbedingungen der Bauern“, so Zattler. Freut sich also der Bauer, freuen sich auch alle Akteure. Klingt einfach, doch wie geht man da genau vor?

Ein umfassender Ansatz über die gesamte Produktionskette ist nötig. Das Hauptziel des Forums ist daher, eine effektive Verbreitung von Best-Practice-Beispielen, sprich Schulungsmaterial, übergreifend zu erstellen. Dazu muss dieses auf das jeweilige Anbauland und dessen Strukturen zugeschnitten sein UND bereits bestehende Maßnahmen einbeziehen. Dafür sorgen die drei Hauptakteure der Standards im Kakaoanbau: UTZ Certified, Rainforest Alliance und Transfair. Diese Siegel sind bereits mehrfach auf Schokoladenprodukten im Supermarkt zu sehen. Was genau dahinter steckt, ist in diesem Zusammenhang nicht ganz so wichtig. Was wichtig ist, betonte Ivy Osei-Sampah von der African Cocoa Coalition, nämlich dass Bauern nach wie vor Unterstützung benötigen, um ihre Einkommen zu steigern und ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Die Kakaobohnen-Preise unterliegen enormen Schwankungen. Die Tendenz in den vergangenen Jahren geht nach oben aber verlässlich ist das nicht. Vor allem zwischen 1988 und 2003 war der Preis so niedrig wie nie: Unter 1.000 US-Dollar pro Tonne. Davon kam definitiv nicht genug bei dem Kleinbauern an, um seine Familie ausreichend zu versorgen. Entsprechend erfolgte auch keine Investition oder Pflege der Baumbestände. Starke Schwankungen der Erntemengen sind die Folge. Ende Januar 2014 stand der Kakaopreis bei 3.000 US-Dollar pro Tonne.
Harald Seitz, www.aid.de

Weitere Informationen:

aid-Heft „Kaffee, Tee und Kakao“, 3,50 Euro, www.aid-medienshop.de
www.kakaoforum.de

Zu viel Alkohol: Gedächtnisverlust im Alter beschleunigt

Ein hoher Alkoholkonsum kann bei Männern den Gedächtnisverlust im Alter um mehrere Jahre beschleunigen. Das lässt eine britische Studie vermuten, an der über 7.000 Menschen teilnahmen. Die Männer und Frauen machten in einem Zeitraum von zehn Jahren regelmäßig Angaben zu ihren Trinkgewohnheiten. Im Anschluss nahmen die Probanden im Alter von 44 bis 69 Jahren an kognitiven Tests teil, die im folgenden Jahrzehnt wiederholt wurden. Die Wissenschaftler prüften nicht nur die Gedächtnisleistung, sondern auch „exekutive Funktionen“. Das sind geistige Fähigkeiten, die das menschliche Denken und Handeln steuern wie Ziele setzen, planen und die Aufmerksamkeit kontrollieren.

Je nach Geschlecht war das Trinkverhalten sehr unterschiedlich. So konsumierten Männer deutlich mehr Alkohol als Frauen. Bei Männern war ein hoher Alkoholkonsum von im Durchschnitt mehr als 36g täglich mit schlechteren Gedächtnisleistungen verbunden. Die Resultate entsprachen einer um bis zu knapp sechs Jahre beschleunigten Alterung. Auch die sogenannten exekutiven Funktionen waren vermindert. Die Grenze von 36g wird bereits bei drei Bier am Tag überschritten. Wer weniger als 20g Alkohol am Tag konsumierte, zeigte die gleichen kognitiven Fähigkeiten wie abstinent lebende Männer. Frauen tranken deutlich weniger Alkohol und hatten auch geringere Beeinträchtigungen bei einem Höchstkonsum von durchschnittlich mehr als 19g. Bei beiden Geschlechtern wirkte sich der Konsum von Spirituosen besonders schädlich auf das Gehirn aus.

Weitere Studien sind jedoch notwendig, um die Resultate zu untermauern. Die genauen Mechanismen im Gehirn sind bislang nicht bekannt. Die Wissenschaftler vermuten, dass die abnehmende Gedächtnisleistung auf neurotoxische Schäden durch Trinkexzesse zurückzuführen ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält eine tägliche Alkoholmenge von 10g für gesunde Frauen und 20g für gesunde Männer als akzeptabel. 10g Alkohol stecken in einem „Drink“, also einem Glas Bier, Wein oder Schnaps.

Heike Kreutz, www.aid.de

Quelle:
American Academy of Neurology, 15. Januar 2014

Landwirtschaft: 90 Prozent Familienbetriebe

Im Jahr 2013 haben 285.000 Betriebe eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von knapp 16,7 Millionen Hektar bewirtschaftet. Damit ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zum Jahr 2010 um rund fünf Prozent gesunken, meldet das Statistische Bundesamt. Die landwirtschaftlichen Unternehmen haben sich vergrößert und bewirtschaften mit je durchschnittlich 59 statt 56 Hektar eine größere Fläche als vor drei Jahren. Das lassen vorläufige Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2013 vermuten, für die rund 80.000 landwirtschaftliche Betriebe unter anderem zur landwirtschaftlich genutzten Fläche, zum Viehbestand und zur Anzahl der Beschäftigten befragt wurden.

Die deutsche Landwirtschaft ist nach wie vor von Familienbetrieben geprägt. Bei rund 256.000 Unternehmen leisten Bauern mit ihren Familien die Arbeit, was einem Anteil von 90 Prozent entspricht. Mehr als die Hälfte dieser Betriebe wirtschaften im Nebenerwerb. Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2014 zum Internationalen Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft ausgerufen, um bäuerliche Familienunternehmen besser politisch unterstützen zu können.

Rund 18.000 Betriebe wurden ökologisch bewirtschaftet, was sechs Prozent aller landwirtschaftlichen Unternehmen entspricht. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche hat im Vergleich zu 2010 um sieben Prozent auf etwa eine Million Hektar zugenommen. In fast 200.000 bäuerlichen Unternehmen wurden im Jahr 2013 Tiere gehalten: 12,4 Millionen Rinder, 28,7 Millionen Schweine, 1,9 Millionen Schafe, 130.000 Ziegen und 177,3 Millionen Geflügeltiere.
Heike Kreutz, www.aid.de

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