Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2013 an Swetlana Alexijewitsch

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch ist heute mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand vor rund 1.000 geladenen Gästen in der Frankfurter Paulskirche statt, unter ihnen Bundestagspräsident Norbert Lammert. Die Laudatio hielt der deutsche Historiker Karl Schlögel.

„In meinen Büchern erzählt der ,kleine Mensch‘ von sich. Das Sandkorn der Geschichte“, sagte Swetlana Alexijewitsch in ihrer Dankesrede. „Ich gehe zu denen, die keine Stimme haben. Ich höre ihnen zu, höre sie an, belausche sie. Die Straße ist für mich ein Chor, eine Sinfonie. Es ist unendlich schade, wie vieles ins Nichts gesagt, geflüstert, geschrien wird. Nur einen kurzen Augenblick lang existiert. Im Menschen und im menschlichen Leben gibt es vieles, worüber die Kunst nicht nur noch nie gesprochen hat, sondern wovon sie auch nichts ahnt. Das alles blitzt nur kurz auf und verschwindet, und heute verschwindet es besonders schnell.“ Swetlana Alexijewitsch ist ein Mensch des Ohres, wie sie selbst von sich sagt. Auch in ihrer Rede in der Paulskirche ließ sie die Menschen sprechen und zeichnete damit eine russisch-sowjetische Chronik. Sie konstatierte: „Der Kommunismus hatte einen aberwitzigen Plan – den alten Menschen, den alten Adam, umzumodeln. Und das ist gelungen.

Es ist vielleicht das Einzige, was gelungen ist. In etwas über siebzig Jahren ist ein neuer Menschentyp entstanden: der Homo sovieticus. Die einen betrachten ihn als tragische Gestalt, die anderen nennen ihn ,Sowok‘. Wer aber ist er? Ich glaube, ich kenne diesen Menschen, er ist mir vertraut, ich habe viele Jahre Seite an Seite mit ihm gelebt. Er ist ich. Das sind meine Bekannten, meine Freunde, meine Eltern. Mein Vater, er ist vor kurzem gestorben, ist bis ans Ende seines Lebens Kommunist geblieben.“

„Swetlana Alexijewitsch lässt uns nicht im Unklaren darüber, dass der Wandel in einem Land, das erschöpft und traumatisiert ist von so viel geschichtlichem Unglück, nicht von heute auf morgen kommt. Aber er wird kommen, wenn es gelingt, die ewige Wiederkehr der Gewalt zu durchbrechen, wenn es gelingt, das Gespräch immer wieder in Gang zu setzen und in Gang zu halten, im Rhythmus der Swetlana Alexijewitsch: zuhörend, innehaltend, ohne Illusionen über das, wozu Menschen im Guten wie im Bösen fähig sind, mit jener Nachsicht, die Menschen eigen ist, die in finsteren Zeiten groß geworden sind.

Diese Arbeit, die nun schon ein ganzes Leben umfasst, ist eines Friedenspreises, des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, wahrhaft würdig“, sagt Karl Schlögel in seiner Laudatio. Ihre ganze Anstrengung scheine dahin zu gehen, jenen zum Wort zu verhelfen, jenen ihre Stimme zu leihen, die bisher keine Chance hatten, gehört zu werden, sei es weil sie sich schämen, sei es weil sie sich fürchteten, sei es weil sie das Sprechen und Klagen überhaupt verlernt haben. „Als Schriftstellerin hat sie gegen die autoritären Regime im postsowjetischen Raum, nicht nur in Belarus, nichts aufzubieten als ihr Wort – beharrlich, furchtlos, ergreifend. Dieses Wort ist stark, darin ist von einer Wirklichkeit die Rede, die stärker ist als die manipulierte Wahrheit der von der Macht kontrollierten Medien. Darin kommen Erfahrungen zu Wort, gegen die auch Verbot und Zensur, Geheimdienste und Schauprozesse auf Dauer kaum etwas ausrichten.“

„Immer häufiger wurde (…) der Friedenspreis zum Medium derer, die gar keine Stimme haben. Denn kann es Frieden geben, wenn Menschen – und mit zunehmender Moderne ganze Menschengruppen – stumm gemacht werden und als Randphänomene politischer Prozesse aus dem Blick geraten, ja vom Rest der Welt vergessen werden? Nichts wird dann notwendiger als eine oder einer, der über die Macht des Wortes verfügt und den Mut hat, den stumm Gemachten zur Stimme zu verhelfen“, würdigte Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, in seiner Begrüßung die Arbeit der Preisträgerin. Swetlana Alexijewitsch habe ebenso selbstlos wie mutig ihre ganze schriftstellerische Kraft dazu verwandt, diejenigen lebendig und hörbar werden zu lassen, deren Stimmen stumm blieben, deren Hoffnungen keine Chance der Erfüllung fanden und die ihre Existenz als Verfügungsmasse der Mächtigen zu fristen hatten. „Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist überaus glücklich und dankbar, in diesem Jahr einer Stimme, die dies auf eine außergewöhnliche Weise vermocht hat, zusätzliche Resonanz verschaffen zu können“, so Honnefelder.

Seit 1950 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Preisträger waren neben Amos Oz und Teddy Kollek unter anderem Albert Schweitzer, Astrid Lindgren, Václav Havel, Siegfried Lenz, Susan Sontag, David Grossman, Boualem Sansal und im vergangenen Jahr Liao Yiwu. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen sind erhältlich unter www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de.

Radio und TV weiter auf Wachstumskurs

Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) hat im Vorfeld der Medientage München seine diesjährige Marktprognose für Radio und TV in Deutschland veröffentlicht.

Für das Gesamtjahr 2013 rechnet der Branchenverband mit positiven Entwicklungen in allen für seine Mitgliedsunternehmen relevanten Marktsegmenten. Für die Radiowerbung prognostiziert der VPRT ein Umsatzplus von ca. 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, für die Fernsehwerbung wird ein Wachstum von ca. 1,1 Prozent erwartet. Für den Bereich der Onlinewerbung rechnen die Experten mit einem Zuwachs von ca. 8 Prozent, bei einer besonders hohen Dynamik in den Bereichen Mobilewerbung (ca. 60 Prozent) sowie Online/Mobile-, Audio- und Videowerbung (jeweils zweistelliges prozentuales Wachstum). Für Teleshopping wird mit einem Zuwachs von ca. 3,9 Prozent gerechnet und in dem Gesamtmarkt Pay-TV und Paid-Video-on-Demand wird zum Jahresende ein anbieter- und plattformübergreifendes Wachstum von ca. 11,5 Prozent prognostiziert.

Auch für das Folgejahr 2014 wird in allen betrachteten Marktsegmenten eine anhaltend positive Marktentwicklung erwartet. Besonders dynamisch sollen sich weiterhin die werbefinanzierten Audio- und Videoangebote auf allen interaktiven Plattformen entwickeln sowie die Pay-TV- und Paid-Video-on-Demand-Angebote.

Claus Grewenig, Geschäftsführer des VPRT: „Radio und Fernsehen sind die reichweitenstärksten und meistgenutzten Mediengattungen in Deutschland. Dieser Erfolg spiegelt sich in der positiven wirtschaftlichen Entwicklung aller im VPRT vertretenen Segmente deutlich wieder und zeigt erneut die Leistungsfähigkeit einer Branche, die mit ihrer inhaltlichen Vielfalt zugleich Motor der Kreativwirtschaft in zahlreichen vor- und nachgelagerten Bereichen der Wertschöpfung ist. Allerdings befindet sich der Markt gleichzeitig inmitten einer starken Umbruchphase, in der die Unternehmen hohe Investitionen in die digitale Zukunft leisten müssen, zugleich aber auch einem immer höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind. In dieser Transformation sind die Sendeunternehmen mehr denn je auf faire Wettbewerbsbedingungen und einen ordnungspolitisch konsistenten Rahmen angewiesen, der insbesondere Zugang und Auffindbarkeit der Angebote sichert.“

Frank Giersberg, Leiter Marktentwicklung im VPRT: „Während sich mit fortschreitender Fragmentierung die Nutzung auf mehr und mehr Angebote verteilt, liegen die Radio- und TV-Reichweiten insgesamt unverändert auf Rekordniveau. Hinzu kommen deutliche Zuwächse im Bereich der Abrufangebote. Für beide Gattungen führen diese hohen Reichweiten in Verbindung mit den jeweiligen Wirkungs- und Effizienzvorteilen zu entsprechend höheren Investitionen der Werbungtreibenden sowie zu kontinuierlichen Anteilsgewinnen der elektronischen Medien an den Werbeinvestitionen insgesamt. Auch die positive Entwicklung im Teleshopping ist auf diesen Zusammenhang zurückzuführen. Die größte Dynamik beobachten wir allerdings weiterhin im Bereich der werbefinanzierten Audio- und Videoangebote sowie der Pay-TV- und Paid-Video-on-Demand-Angebote.“

Die jährlich erscheinende VPRT-Prognose basiert auf einer Befragung von Führungskräften deutscher Radio- und TV-Unternehmen. Auswertungsbasis der diesjährigen Prognose sind Rückmeldungen für 62 Unternehmen und insgesamt 175 Prognoseaussagen.

Mehr Informationen zu den Umsätzen in den einzelnen Segmenten

Werbeumsätze Radio: http://www.vprt.de/thema/marktentwicklung/marktdaten/ums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze-radio?c=1

Werbeumsätze TV: www.vprt.de/thema/marktentwicklung/marktdaten/ums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze-tv?c=2

Werbeumsätze Online: www.vprt.de/thema/marktentwicklung/marktdaten/ums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze-online?c=3

Werbeumsätze Mobile: www.vprt.de/thema/marktentwicklung/marktdaten/ums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze-online?c=3

Pay-TV Umsätze: www.vprt.de/thema/marktentwicklung/marktdaten/ums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze-online?c=3

Teleshopping Umsätze: www.vprt.de/thema/marktentwicklung/marktdaten/ums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze/werbeums%C3%A4tze-online?c=3

Aktuelle Daten zur Marktentwicklung im Medienbereich sind abrufbar unter www.vprt.de/thema/marktentwicklung/marktdaten

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