Tropische Pflanzen aus Bayern

Bananen, Maracuja oder Guaven aus deutschem Anbau? Bis vor kurzem undenkbar. Doch am bayerischen Rennsteig in Oberfranken seit August 2013 doch Realität. Möglich ist der Anbau im Tropenhaus durch die Nutzung von Abwärme aus der dort regional ansässigen Glasindustrie. Die Wärmeenergie, die bei der Glasherstellung in großer Menge anfällt, ging bisher ungenutzt verloren. Erst die Idee, die Abwärme für ein Tropenhaus zu nutzen, mit dem Ziel, die Zucht von tropischen Früchten und Speisefischen in Bio-Qualität zu erforschen, war erfolgversprechend, heißt es in einem Beitrag der Fachzeitschrift TASPO.

Das Tropenhaus wurde in unmittelbarer Nähe einer Glasproduktionsstätte gebaut. Das „Klein-Eden“ getaufte Projekt setzt auf das sogenannte Polykultursystem. Es bildet einen nahezu geschlossenen Kreislauf, bei dem Energie, Wasser und Nährstoffe mehrfach genutzt werden und ist somit ein Beispiel für nachhaltige landwirtschaftliche Produktion. Das Wasser der Fischzucht beispielsweise wird als Dünger für die Pflanzen genutzt.

Das Produktions- und Forschungsgewächshaus ist ca. 2.600 Quadratmeter groß. Es besteht aus Spezialglas, das zu 99 Prozent UV-durchlässig ist. Doppellagige Energieschirme dienen der Abschattung der Pflanzen bei zu hoher Sonneneinstrahlung und vermindern die Abstrahlung von Wärme in die Umgebung. Die Abwärme aus der Glasherstellung kommt mit einer Vorlauftemperatur von 38 Grad Celsius ins Gewächshaus. 100 Warmluftgebläse sorgen für eine Raumlufttemperatur von 20 bis 24 Grad Celsius. Eine Notheizanlage steht zur Verfügung.

Gezüchtet werden neben tropischen Früchten auch tropische Speisefische wie zum Beispiel Nilbarsch. Dafür stehen vier 30 Quadratmeter große Mastbecken zur Verfügung.

Das Projekt wird von Landkreis, Gemeinden, Unternehmern und Unterstützern der Region getragen und durch Fördermittel des EU-Programms „Ziel 3 Freistaat Bayern – Tschechische Republik“, dem allgemeinen Umweltfonds und der Oberfrankenstiftung finanziert. Die Grundlagenforschung zur Nutzung der Abwärme erfolgt in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth. Berechnungen haben ergeben, dass allein in der Region des Rennsteigs industrielle Abwärme für eine Unterglas-Anbaufläche von ca 75.000 bis 100.000 Quadratmeter zur Verfügung steht. Ein grenzüberschreitender Projektbeirat aus Universitäten, Kommunen und der Glasindustrie der Region stellt vergleichbar energieintensiven Betrieben die Forschungsergebnisse zur Verfügung.

Renate Kessen, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.tropenhaus-am-rennsteig.de/

„Zeitenwende“ – wie die Moderne aufs Land kam

Hochrad um 1885. Foto: LWL
Hochrad um 1885.
Foto: LWL

Die industrielle Revolution und die durch sie angestoßenen Umbrüche läuteten auch in Westfalen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Zeitenwende ein. Fotodokumente aus dieser Phase sind rar gesät. Umso mehr freut sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), dass er über 2.000 Glasnegative des Fotoateliers Jäger aus Harsewinkel (Kreis Gütersloh) in das Bildarchiv seines LWL-Medienzentrums für Westfalen übernehmen konnte.

Unter dem Titel „Zeitenwende“ hat der LWL in einer Wanderausstellung und einem Bildband die aussagekräftigsten Bilder zusammengestellt. Die Ausstellung ist in der Zeit vom 20. Oktober bis zum 1. Dezember im Bauernhaus Museum zu sehen.

Das Besondere an der Sammlung: „Über 100 Jahre lang haben vier Generationen des 1884 gegründeten Fotoateliers Bilder ihrer Heimat geliefert. Die Fotos zeigen, wie sich der Ort vom späten Biedermeier hin zur Moderne entwickelte“, erklärt Dr. Volker Jakob, Leiter des Bild-, Film-, Tonarchivs im LWL-Medienzentrum.

Der Klosterbrand in Marienfeld im Jahr 1900. Foto: LWL
Der Klosterbrand in Marienfeld im Jahr 1900.
Foto: LWL

„Paradigmatisch lässt sich auf Grund einer gesicherten Überlieferung die technische, wirtschaftliche und ästhetische Geschichte des fotografischen Gewerbes im ländlichen Raum Westfalen skizzieren. Eine einzigartige Gelegenheit, orts- und landesgeschichtliche Aspekte der Geschichte der Fotografie in Westfalen zueinander in Beziehung zu setzen“, so Jakob weiter.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von 40 Bildern, darunter Porträts, Motive vom Leben auf dem Land sowie Aufnahmen von Gebäuden. „Die Bilder veranschaulichen, dass der Einbruch der Moderne im ländlichen Westfalen mit dem Verschwinden alter Traditionen einher ging“, sagt Verena Burhenne vom LWL-Museumsamt.

Der Fotograf Johann Hermann Jaeger um 1900. Foto: LWL
Der Fotograf Johann Hermann Jaeger um 1900.
Foto: LWL

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, in dem 152 Bilder aus der Sammlung zu sehen sind. Volkskundler, Fotografen und Historiker erklären einleitend die westfälische Fotografie am Ende des 19. Jahrhunderts, geben einen Überblick über Arbeit und Freizeit auf dem Land zwischen 1890 und 1930 und skizzieren die Geschichte Harsewinkels zwischen 1800 und 1914.

Zeitenwende
Aspekte der westfälischen Fotografie im späten 19. Und frühen 20. Jahrhundert

Eine Fotoausstellung des LWL-Medienzentrums
und des LWL-Museumsamtes für Westfalen
Bauernhaus Museum, Dornberger Straße 82 in 33619 Bielefeld
20. Oktober bis 1. Dezember
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr
samstags, sonntags und feiertags 11 bis 18 Uhr

Porträt von Schnieder-Moer aus dem Jahr 1884. Foto: LWL
Porträt von Schnieder-Moer aus dem Jahr 1884.
Foto: LWL

Bildband Zeitenwende
139schwarz-weiß Fotos, 12 Color-Fotos, 212 Seiten
ISBN 978-3-86206-202-7, 19,90 Euro

LWL-Einrichtung:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster
Karte und Routenplaner

Zorros Zuhause – Grünspecht findet beste Lebensbedingungen

Grünspecht Der farbenfrohe Grünspecht mit seiner charakteristischen roten Haube und schwarzen Augenmaske fühlt sich im Kreis Viersen wohl. Foto: NABU, R. Rössner
Grünspecht
Der farbenfrohe Grünspecht mit seiner charakteristischen roten Haube und schwarzen Augenmaske fühlt sich im Kreis Viersen wohl. Foto: NABU, R. Rössner

Der Vogel des Jahres hat im Kreis Viersen ein Zuhause: Der Grünspecht hat sich den Titel „Vogel des Jahres“ 2014 gesichert. Anlass zu dieser Ehrung des grünen Spechts mit roter Haube ist, dass sein Bestand stark zugenommen hat und seine Art nicht mehr gefährdet ist.

Im Kreis Viersen haben aufmerksame Beobachter gute Chancen, den Vogel mit seinem charakteristischen Ruf, der einem Lachen ähnelt, zu entdecken. „Für den Grünspecht sind die Bedingungen im Kreis Viersen ideal“, sagt Reinhard Bräutigam von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Viersen. Die vielen Wald- und Wiesenflächen bieten dem Grünspecht alles, was er braucht. „Das spiegelt sich in den seit mehreren Jahren stabilen Bestandszahlen im Kreis Viersen wider“, sagt Stefani Pleines, Ornithologin der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Aktuell liegt der Brutbestand im Kreisgebiet bei etwa 150 Paaren. Im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen gibt es laut Stefani Pleines in diesem Jahr etwa 20 Brutpaare.

Die Lieblingsspeise des farbenfrohen Spechts sind Ameisen, die er zumeist auf offenen Grasflächen sucht. Mit seiner zehn Zentimeter langen Zunge erwischt er selbst gut versteckte Ameisen. Außer den freien Flächen, die der Specht für seine Nahrungssuche braucht, sind alte Bäume und Totholz gleicher Maßen wichtig. Hier baut der Vogel mit dem Spitznamen „Zorro“ seine Höhlen.

www.kreis-viersen.de/artenschutz

 

Schwebebahn steht still: Stromschiene fiel auf B7

Am frühen Abend des Donnerstag, 17. Oktober, gegen 18.30 Uhr gab es einen Zwischenfall bei der Schwebebahn, der glücklicherweise glimpflich ablief:

Auf einer Länge von etwa 260 Metern löste sich die Stromschiene der Schwebebahn und stürzte teilweise herab. Dabei wurden auch zwei parkende Autos, sowie das Fahrzeug einer Frau die auf der B 7 unterwegs war, getroffen. Die Frau kam mit dem Schrecken davon. Für Bergungsarbeiten musste die Straße bis gegen Mitternacht komplett gesperrt werden. Da ein Schwebebahn-Zug in der Unfallstelle stehen geblieben war, musste die Feuerwehr die 76 Fahrgäste über einen Hubwagen aus ihrer Lage befreien.

Stadtwerke-Chef Andreas Feicht und Oberbürgermeister Peter Jung machten sich vor Ort ein Bild über die Rettungsarbeiten, die bis spät in der Nacht andauerten: „Wir haben heute Abend gleich mehrere Schutzengel gehabt. Nicht auszudenken, was hätte passieren können“, so Jung.

Der Oberbürgermeister dankte ausdrücklich den Rettungskräften, Feuerwehr und Polizei für ihren Einsatz am Unglücksort.

Die Schwebebahn wird mindestens bis Freitag, 25. Oktober, wegen der Reparaturarbeiten pausieren. Es fahren die Ersatzbusse des Schwebebahnexpresses.

Die B7 war gesperrt, wurde aber in der Nacht wieder freigegeben. Die Schwebebahn, die noch auf freier Strecke steht, wird im Laufe des Freitags ins Depot gebracht.

Zur Unfallursache können derzeit noch keine Angaben gemacht werden. Eine Analyse dauere nach Auskunft der Stadtwerke sicherlich mehrere Tage.

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