Luthers Texte für Millionen potenzielle Leser

Der Reformator Martin Luther brachte als scharfsinniger Denker und wortgewaltiger Redner die Welt am Ende des Mittelalters ins Wanken. Bis heute bereichern seine Wortschöpfungen die deutsche Sprache. Doch wie steht es um Luther-Texte in anderen Sprachen?

Der brasilianische Theologe Prof. Dr. Claus Schwambach arbeitet gegenwärtig über Briefe Martin Luthers. Schwambach weilt dazu als Gast an der Theologischen Fakultät der Universität Jena, die mit der Faculdade Luterana de Teologia in São Bento do Sul seit zehn Jahren freundschaftlich verbunden ist. Die Briefe Luthers werden Bestandteil einer auf 17 Bände ausgelegten Übersetzung von Luthers Werken ins Portugiesische, die seit Mitte der 1980er Jahre entsteht. Ist die portugiesische Luther-Ausgabe erst einmal fertiggestellt, steht sie 215 Millionen potenziellen neuen Lesern zur Verfügung.

Der brasilianische Theologe Prof. Dr. Claus Schwambach ist an der Universität Jena zu Gast. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
Der brasilianische Theologe Prof. Dr. Claus Schwambach ist an der Universität Jena zu Gast.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

„Ich arbeite an Briefen Luthers aus dem Jahr 1530“, sagt Claus Schwambach. Die Aufgabe des brasilianischen Gastes besteht darin, zu jedem der übersetzten Luther-Briefe eine Einleitung zu verfassen. Adressaten der Briefe des Reformators waren Philipp Melanchthon, Justus Jonas, Spalatin oder auch seine Frau Katharina von Bora. Verfasst wurde die Korrespondenz in Wittenberg und später auf der Veste Coburg, wo sich Luther während der Vorbereitung des Augsburger Reichstages aufhielt. Nach Augsburg konnte Luther nicht reisen, da die Reichsacht gegen ihn verhängt war. „Die Briefe geben einen hervorragenden Einblick in alle Verhandlungen, die in das Augsburgische Bekenntnis mündeten“, sagt Schwambach. Mit dieser Schrift bekannten sich die lutherischen Reichsstände zu ihrem Glauben.

Prof. Schwambach sagt, dass bislang nur vereinzelte Schriften Martin Luthers auf Portugiesisch vorliegen. Sie kursieren vornehmlich in den evangelisch-lutherischen und reformierten Gemeinden, die es seit gut 185 Jahren in Brasilien gibt. Schwambach selbst hat deutsche Vorfahren; er studierte in São Bento do Sul und Tübingen und promovierte über die Eschatologien von Luther und Leonardo Boff im Vergleich. Angeregt durch die Kontakte nach Thüringen und damit ins Kernland der Reformation, hat die Theologische Fakultät in São Bento do Sul begonnen, zwischen 2012 und 2017 jährlich ein Internationales Luthersymposium anzubieten. Es geht, genauer, um ein gemeinsames Projekt des Lehrstuhls für Systematische Theologie der Faculdade Luterana de Teologia in São Bento do Sul (Prof. Dr. Claus Schwambach) und dem Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Prof. Dr. Christopher Spehr).

Dieses Projekt dient dem internationalen Austausch in der Luther- und Reformationsgeschichtsforschung. Es bildet einen wissenschaftlich-interkulturellen Beitrag auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017, indem es die exzellenten Forschungskompetenzen der deutschsprachigen Reformationsgeschichtsforschung mit dem innovativen Forschungspotenzial der protestantischen Theologie in Brasilien verbindet und mit den lutherischen Kirchen der beteiligten Länder ins Gespräch bringt. Realisiert wird dieses reformatorischer Erinnerung, theologischer Vergegenwärtigung und ökumenischer Verständigung dienende internationale Projekt auf wissenschaftlicher und kirchlicher Ebene u. a. in Form von mehrtägigen Reformationssymposien und einzelnen Vorträgen, die bis 2017 in allen 18 Synoden Brasiliens geplant sind. Das Thema des Jahres 2014 lautet „Luther und die Bibel“. So wird die Wortgewalt Martin Luthers wohl auch in Brasilien Anklang finden.

Weitere Informationen:
www.uni-jena.de

„Kultur wird zum Mannschaftssport“

(v.l.n.r.) Ulrich Rüther, Dieter Gebhard, Barbara Rüschoff-Thale, Wolfgang Kirsch, Ute Crew, Reinhart Richter, Bernd Neuendorf nahmen an der Konferenz teil. Foto: LWL/Althaus
(v.l.n.r.) Ulrich Rüther, Dieter Gebhard, Barbara Rüschoff-Thale, Wolfgang Kirsch, Ute Crew, Reinhart Richter, Bernd Neuendorf nahmen an der Konferenz teil.
Foto: LWL/Althaus

Zwölf Kommunen und kommunale Kooperationen aus Westfalen-Lippe haben am Freitag (7.2.) die Ergebnisse ihrer Kulturplanungen den 380 Teilnehmern einer Tagung in Hagen vorgestellt. Kulturschaffende und -förderer, Kultureinrichtungen und Kulturpolitiker vor Ort hatten im vergangenen Jahr gemeinsam Strategien für die Kultur entwickelt. Entstanden sind so zum Beispiel ein digitales Kulturhandbuch (Lippstadt), Stellen für Kulturkoordinatoren (Kreis Höxter) und Kulturbeiräte (Freudenberg), um die einzelnen Aktivitäten besser abzustimmen. In einem westfalenweiten „Netzwerk Kulturplanung“ wollen die Kommunen voneinander lernen.

„Kultur ist seltener ein Mannschaftssport, weil Kultur oft von herausragenden Solisten lebt. Wenn die Mitspieler in den Kommunen aber zusammen eine Strategie entwickelt haben, hat sich so etwas wie Teamgeist gebildet, und auf einmal klappt das Zusammenspiel besser“, so der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Wolfgang Kirsch, am Freitag in Hagen. Die Tagung ist Teil der „Kulturagenda Westfalen“, in deren Rahmen mehrere Förderer und der LWL Kommunen bei der Entwicklung strategischer Kulturplanungen unterstützen.

Die Kreise Höxter und Olpe, die Städte Freudenberg (Kreis Siegen-Wittgenstein) und Hagen, Lippstadt (Kreis Soest), Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis) und Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis) sowie die kooperierenden Städte Ahlen/Beckum (Kreis Warendorf) und Halver-Kierspe-Schalksmühle- Meinerzhagen (Märkischer Kreis) sind dabei die so genannten Pilotkommunen. Daneben stellten drei weitere Kommunen ihre Kulturentwicklungsplanungen vor: Bielefeld, Hamm sowie Bad Oeynhausen (Kreis Minden-Lübbecke) haben im vergangenen Jahr ihre Planungen abgeschlossen.

In Lippstadt und Freudenberg, Ahlen/Beckum sowie in den Kreisen Olpe und Höxter sollen für Koordination und Vernetzung nach dem Willen der Akteure personelle Ressourcen bereitgestellt werden. Der Kreis Höxter hat damit begonnen, indem die Stelle eines Kulturmanagers ausgeschrieben wurde.

Auch Lippstadt hat mit der Umsetzung begonnen, hier wurde ein digitales Kulturhandbuch erarbeitet. Die Online-Datenbank startete Anfang des Jahres mit rund 150 Einträgen von Kunstschaffenden oder Vereinen und soll Anbieter und Nutzer von Kulturangeboten zusammenbringen. Nach Genres wie Musik, Theater oder Tanz sortiert lassen sich auf einer Karte alle Anbieter im Stadtgebiet anzeigen und kontaktieren.

Unter anderem in Freudenberg, Lippstadt und im Kreis Höxter wird auch ein „Kulturbeirat“ als notwendig erachtet, das heißt ein kulturpolitisches Gremium mit beratenden und unterstützenden Funktionen an der Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und städtischen sowie den so genannten freien Kulturschaffenden. Vertreter aller Interessengruppen und der Wirtschaft sollen in diesen Kulturbeiräten vertreten sein und die jeweilige Kulturlandschaft auf der Grundlage der erarbeiteten Maßnahmen aus dem Planungsprozess inhaltlich begleiten und weiterentwickeln. Dies ist zurzeit eine der vorrangigen Aufgaben in Freudenberg.

Es gab auch Unterschiede in den Prozessen: So soll als einziges Beispiel die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit der vier Kommunen „Oben an der Volme“ (Meinerzhagen/ Kierspe/ Halver/ Schalksmühle) zur gemeinsamen Kulturentwicklung durch ein Kulturrahmenabkommen gesichert werden.

Dieter Gebhard, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe und Vorsitzender des LWL-Kulturausschusses, zeigte sich zufrieden: „Ein wichtiges Ziel der Kulturagenda Westfalen ist auch, den gesellschaftlichen Stellenwert von Kultur zu verbessern. Dafür ist angesichts der sich immer schneller ändernden Welt strategische Kulturpolitik notwendig. Das riesige Interesse an dieser Tagung zeigt, dass dies zunehmend erkannt wird. Wir freuen uns vor allem, dass auch so viele ehrenamtlich tätige Lokalpolitiker die Chance zu Information und Austausch genutzt haben.“

Bei der Fachtagung konnten die Teilnehmenden die Ergebnisse der Planungsprozesse intensiv in einem sogenannten Lernkarussell kennenlernen und diskutieren. Sind die intendierten Auswirkungen erreicht worden? Hat sich die Methode bewährt und ist sie übertragbar? Welche Rolle muss interkommunale Kooperation im Kulturbereich in Zukunft spielen und welche Rahmenbedingungen sind dafür notwendig?

„Interkommunale Zusammenarbeit ist eine große Chance für die Kultur. Ich bin dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe sehr dankbar, dass er hier das Tor zu einem neuen Weg aufgestoßen hat. Besonders freut mich, dass die Kreise Höxter und Olpe, die Kooperation von Ahlen und Beckum sowie die Zusammenarbeit „Oben an der Volme“ mit
Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle unter den Teilnehmern der Pilotplanungen vertreten sind. Gemeinsam mit dem Landschaftsverband und den Kommunen werden wir die Planungsprozesse in Westfalen begleiten und die Kulturagenda fortführen“, sagte Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf.

Wie die Kulturagenda Westfalen weitergeht, erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale am Schluss der Tagung. „Nun gilt es, die Umsetzung der Maßnahmen und die Evaluation des Erreichten nach einem Jahr in den Pilotkommunen zu begleiten. Die Piloten und Beobachter erachten außerdem ein ‚Netzwerk Kulturplanung‘ für sinnvoll. Das soll den fachlichen Austausch, besonders bei der Umsetzung der Maßnahmen, erleichtern und Qualifizierung ermöglichen. Das Netzwerk soll vom Projektteam ‚Kultur in Westfalen‘ moderiert werden.“ Außerdem sei eine Publikation in Vorbereitung, die nicht nur alle Ergebnisse dokumentieren werde, sondern auch Leitfadencharakter enthalte für weitere Kommunen, die konzeptgestützte Kulturpolitik betreiben wollen.

Hintergrund

Seit Mai 2012 wird unter dem Dach des Projekts „Kultur in Westfalen“ die Kulturagenda Westfalen umgesetzt, der Kulturentwicklungsprozess für Westfalen-Lippe. Ein wichtiges Ziel dabei ist, Kulturplanungen und kulturpolitische Diskurse zu initiieren und zu fördern sowie Synergien herzustellen und zu nutzen – überall in Kommunen und Organisationen in Westfalen-Lippe.
Um die Teilnahme als Pilot hatten sich 18 Kommunen bzw. kommunale Kooperationen und Kulturorganisationen beworben.
Das Konzept wurde von Kulturberater Reinhard Richter erarbeitet. Seine Methode ermöglicht es, innerhalb von kurzer Zeit unter Beteiligung möglichst vieler Akteure zu tragfähigen Ergebnissen zu kommen.
Die Kulturagenda Westfalen wird moderiert vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Förderer sind die LWL-Kulturstiftung, die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung und die Sparda-Bank Münster.

Jeder Planungsprozess bestand aus fünf aufeinander aufbauenden, halb- oder ganztägigen Workshops. Alle Kulturschaffenden und Förderer, Entscheider aus Politik und Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Kommune waren eingeladen, darin mitzuarbeiten. Auf die Bestimmung der Rahmenbedingungen wie Armut oder Mobilität, die die Kulturentwicklung in den nächsten Jahren in der jeweiligen Kommune beeinflussen werden, folgte die Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse (SWOT). Auf dieser Grundlage erarbeiteten die Teilnehmenden anschließend Visionen unter der Frage „Was wollen wir für die Kulturentwicklung in unserer Kommune erreichen?“, um dann zunächst strategische Ziele und in einem letzten Schritt die dafür erforderlichen konkreten Maßnahmen zu erarbeiten. So haben seit Dezember 2012 insgesamt fast 50 öffentliche Workshops in den Pilotkommunen stattgefunden. Die fachliche Begleitung und Moderation übernahm Kulturberater Reinhart Richter aus Osnabrück.

Das Besondere: Vertreter aus anderen Kommunen oder von anderen Kulturorganisationen, konnten an einem Prozess als Beobachter teilhaben, um für die eigene Kulturarbeit zu profitieren. Insgesamt machten rund 20 Kulturakteure von diesem Angebot Gebrauch, von der Gemeinde Hiddenhausen (Kreis Minden-Lübbecke) über den Kreis Steinfurt bis zum Kulturbüro Südwestfalen.

Aufgabe der Kulturverwaltungen war es – neben der Organisation der Planungsprozesse -, alle Ergebnisse aufzubereiten und für die Beschlussfassung zur Umsetzung in den jeweiligen politischen Gremien vorzubereiten.
In fünf Prozessen ist seit Sommer 2013 eine Beschlussfassung in den Fachausschüssen für Kultur beziehungsweise in den Kreistagen erfolgt.

Den Auftakt machte die Stadt Freudenberg bereits im Sommer 2013. Bis zum Ende des Jahres 2013 folgten die Kreise Höxter und Olpe sowie die Städte Hattingen und Lippstadt. Hier, in Ahlen/Beckum sowie im Projekt „Oben an der Volme“ stehen weitere politische Beratungen in den nächsten Monaten an. In Witten läuft noch die Aufbereitung der Ergebnisse.
In der Stadt Hagen, dem letzten der neun Prozesse, findet am 12. Februar die Zielkonferenz „Von der Vision zur Idee – für ein nachhaltiges Hagener Kulturleben“ statt, dabei werden strategische Ziele erarbeitet.

Casanova! Der Womanizer und seine Brüder

Es war einmal eine schöne Venezianerin, die hatte vier Söhne. Der erste, Giacomo, machte den Familiennamen weltberühmt: Casanova. Der zweite, Francesco, wurde ein gefeierter Maler, dessen Bilder noch heute im Louvre in Paris hängen. Der dritte, Giovanni, ebenso – er wurde Direktor der Kunstakademie in Dresden. Der vierte, Gaetano, war jedoch der geborene Verlierer. Bekannt ist: Giacomo Casanova gilt als größter Schürzenjäger aller Zeiten. Nicht bekannt ist die unglaubliche Brüdergeschichte, die alle verbindet – eine Geschichte wie ein Märchen voll glänzender Erfolge, riskanten Unternehmungen, künstlerischen Sensationen, Galanterien, aber auch Gaunereien und Eifersüchteleien. Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Roland Kanz von der Universität Bonn hat erstmals Leben und Werk der Brüder untersucht: Seine Erkenntnisse sind jetzt als Buch erschienen.

 Prof. Dr. Roland Kanz vom Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn mit seinem Buch. (c) Jean-Luc Ikelle-Matiba/Uni Bonn

Prof. Dr. Roland Kanz
vom Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn mit seinem Buch.
(c) Jean-Luc Ikelle-Matiba/Uni Bonn

Er ist seit 216 Jahren tot und dennoch unsterblich. Sein Name ist kein Name mehr, sondern ein Synomym: „Casanova“ – das ist ein Lebemann, ein Frauenheld, ein Glücksritter. Das Werk dieser zwei fast vergessenen Maler des 18. Jahrhunderts wieder ans Licht zu bringen, ist ein unschätzbarer Gewinn für die Kunstgeschichte. Zusätzlich aber kann auch der berüchtigte Schürzenjäger Teil dieser Aufgabe werden, findet Prof. Kanz. Auch Giacomo Casanova war Meister einer Kunst – wenn auch einer, die heute als Lebenskunst verstanden wird. Die ausgefeilte Galanterie der Höfe des Rokoko – das war eine Mischung aus Umgangsformen und Konversation, Tänzen und Glücksspiel, sexueller Freizügigkeit und sorglosem Luxus. „Der galante höfische Umgang war in ganz Europa gleich“, erläutert Prof. Kanz. „Wer ihn beherrschte, dem öffneten sich alle Türen.“

Der Abenteurer mit und gegen seine Brüder

Der Bonner Experte geht in seiner Untersuchung mehreren neuen Ansätzen nach. „Zunächst ging es mir um das Familiäre – um die problematische Beziehung zwischen den drei Brüdern. Zweitens werden die Leistungen aller Brüder bilanziert: Die Lebensstationen der zwei Maler sind die Angelpunkte; die Erinnerungen Giacomos sind sozusagen die »Kittmasse«. Zudem erscheint auch Giacomo selbst in neuem Licht, wenn man die Perspektiven von Giovanni oder Francesco einnimmt.“ In Giacomos posthum erschienenen Memoiren kommen die Brüder nämlich schlecht weg, er nutzt jede Gelegenheit, die Brüder in ein schlechtes Licht zu setzen: Francescos mit seinen Pleiten bei Frauen, Giovanni als Spießer, Gaetano als Komplettversager.

Die Brüderbiografie des Bonner Kunsthistorikers richtet sich ausdrücklich nicht nur an die Fachwelt. Das Buch ist lebendig und spannend geschrieben, enthält zahlreiche Farbreproduktionen von Werken der malenden Casanovas und geht auch auf die fragwürdigen Charakterzüge der Porträtierten ein.

Giacomos Memoiren: Das teuerste literarische Manuskript aller Zeiten

Wer hoch steigt, fällt tief. Für zwei Brüder ging es bergauf, für die beiden anderen bergab. Francesco reüssierte europaweit mit Schlachtengemälden und Höchstpreisen, Giovanni wurde zum besten Zeichner Roms, später sogar Direktor der Dresdener Kunstakademie. Gaetano starb als Priester nach vielen Pleiten jung und arm. Unglücklich erging es auch Giacomo: „Als die beiden Maler in den 1770er Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren, war er schon ziemlich abgehalftert“, sagt Prof. Kanz. Vergebens versuchte sich der Ex-Kavalier als Schriftsteller – „alle publizierten Bücher wurden Flops“. Er verarmte, als langjährige Gönner sich von ihm abwandten oder starben. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Bibliothekar eines Grafen in Tschechien – für ihn, der Könige und Päpste gekannt hatte, eine Art Verurteilung zum Lebensabend in Langeweile.

Während Francesco und Giovanni Casanova vergessen sind, gelten Giacomos zwölfbändige „Memoiren“ als Weltliteratur ersten Ranges – nicht wegen der Schilderung diverser Liebesabenteuer, sondern als einmaliges Porträt der höfischen Gesellschaft des „Ancien Régime“ vor der französischen Revolution. Die Originalhandschrift ist das teuerste literarische Manuskript aller Zeiten: Die Republik Frankreich erwarb sie vor vier Jahren für mehr als sieben Millionen Euro.

Publikation: Kanz, Roland: Die Brüder Casanova – Künstler und Abenteurer. Deutscher Kunstverlag, 384 S., 24,90 Euro

Star Trek Online: Geburtstags-Trailer

Im Geburtstags-Trailer zum Sci-Fi-Online-Rollenspiel Star Trek Online bedanken sich die Entwickler bei der Community und fassen das letzte Jahr in Spielszenen zusammen.

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...