Luftreinhaltung made in Vietnam

(aid) – Wer es schafft, sich einen Weg durch die wuseligen Betonwüsten asiatischer Megastädte zu bahnen, ist froh, wenn er ohne Atemschutz einigermaßen Luft holen kann. Angesichts von hunderten Mopeds, die einen als Fußgänger umzufahren drohen, ist es neben der Luftverschmutzung auch sonst lebensgefährlich, einen Blick nach oben zu wagen – aber es lohnt sich: Die „Houses for Trees“ im vietnamesischen Saigon (jetzt Ho-Chi-Minh-Stadt) sind vielleicht wegweisend für die Luftreinhaltung – auch in anderen Großstädten, denen es an ausreichender Fläche für Grünanlagen mangelt.

Die edel designten Häuser sind so angelegt, dass die Dächer als riesige Pflanzkübel dienen und große Straßenbäume beherbergen können. Seine Innovationen in Sachen Stadtbegrünung zeigt Vietnam auch auf der Expo in Mailand: hoch gewundene Bambuskonstruktionen bringen die Pflanzen platzsparend in luftige Höhen, wenn in den Hochhausschluchten nicht genügend Platz vorhanden ist. Ein vietnamesisches Architekturstudio hat sich zur Aufgabe gemacht, auch noch den hässlichsten Betonklotz in eine grüne Oase zu verwandeln: die Fassaden werden bewusst als Pflanzraum ausgenutzt und die Fenster mit Spalieren teilweise sogar „zugepflanzt“. Im Inneren entsteht durch ein modernes Design jedoch eine ganz spezielle Atmosphäre aus Licht, das durch einen grünen Dschungel zu dringen scheint.

Lösungen entstehen immer dort, wo die Probleme am drängendsten sind. Doch auch hierzulande könnten verstärkte Bemühungen privater wie öffentlicher Bauträger einen Beitrag zur Luftreinhaltung und zur Schaffung von Biotopen leisten und damit Städte zu einem Hort der Biodiversität werden lassen.
Friederike Heidenhof, www.aid.de

Weitere Informationen:
http://votrongnghia.com/projects/house-for-trees/

Soldatenfliege als Nutztier

(aid) – 30 bis 40 Prozent des Siedlungsabfalls in Deutschland besteht aus organischen Stoffen. Aus diesen Abfällen wieder wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen, ist Ziel zahlreicher Forschungsarbeiten. Eine wichtige Rolle könnte dabei der Schwarzen Soldatenfliege zukommen. Ihre Larven sind in der Lage aus einem breiten Futterspektrum Biomasse mit hohem Eiweiß- und Fettanteil zu bilden.

An der TU Dresden ist es nun gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, die Schwarze Soldatenfliege in großem Maßstab zu züchten. Laut der TU Dresden lassen sich mit Hilfe der „Soldaten“ aus 300 Tonnen organischem Abfall rund 120 Tonnen hochwertige Biomasse gewinnen, die als Rohmaterial in der Futtermittel-, Kosmetik-, Pharma- und Energieindustrie eingesetzt werden kann. Auch ein Einsatz als Futtermittel anstelle von Fischmehl in der Zierfisch- und Ziervogelzucht oder in der Kleintierhaltung ist denkbar.

Die Zucht der Soldatenfliege erfolgt in einem Container, der die gesamte Anlage mit Zucht-, Aufzucht- und Flugbehälter enthält. Für die Zucht werden konstante Temperaturen von 28 bis 29 Grad benötigt. Dazu kann optimal die Abwärme aus Blockheizkraftwerken von Biogasanlagen genutzt werden. Weiterer Vorteil – für die Zucht der Soldatenfliegen wird keine landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt und sie belästigt weder Mensch noch Tier.
Renate Kessen, www.aid.de

Weitere Informationen:
http://tu-dresden.de/aktuelles/news/soldatenfliegen

Lässt sich Tierwohl verkaufen?

(aid) – Ob jemand aus ethischen Motiven Lebensmittel kauft oder dies nur in einer Befragung erklärt, ist bekanntlich ein erheblicher Unterschied. Professor Dr. Ulrich Hamm von der Universität Kassel, der über langjährige Erfahrungen im Bereich Verbraucheranalysen verfügt, vertrat auf dem Symposium „Die Landwirtschaft im Spiegel von Verbrauchern und Gesellschaft“ der Edmund-Rehwinkel-Stiftung in Berlin die Meinung „Verbraucher müssen es erst lernen, wenn sie mehr Geld ausgeben sollen“. Dass dies funktioniere, sehe man beispielsweise bei Computern oder Autos.

Warum sollte es also nicht auch beim Thema Tierwohl funktionieren, gerade weil es auch bei Eiern bereits erfolgreich umgesetzt worden ist, den Markt entsprechend aufzuteilen? Ermutigen solle dabei auch die Erkenntnis, dass die den Kaufentscheidungen zugrunde liegenden Einstellungen nicht fix und gelegentlich sogar widersprüchlich („mit dem SUV zum Bio-Laden“) seien, so Hamm. Änderungen sind also permanent möglich und ganz wesentlich eine Frage der Verbraucherkommunikation. Wie sonst sei es zu erklären, dass Zucker in Kleeblatt-Form den achtfachen Preis von Zucker in 1-Kilo-Paketen erziele.

An seinem Institut hat er übrigens in einem kleinen Test die Preisbereitschaft für Tierwohl-Produkte überprüft. Verbraucher, denen die Vorzüge der Weidehaltung von Kälbern in Mutterkuhhaltung in anschaulicher Form nahe gebracht wurden, zahlten für dieses Fleisch rund das Doppelte wie für herkömmliches.
Dr. Martin Heil, www.aid.de

Nach der Menopause: Gewichtsveränderungen und Knochenbruchrisiko

(aid) – Nach der Menopause haben Frauen bei deutlichen Gewichtsveränderungen offenbar ein höheres Knochenbruchrisiko, wobei die Körperregionen unterschiedlich betroffen sind. US-amerikanische Wissenschaftler hatten Daten der Women’s Health Initiative (WHI) mit über 120.000 Teilnehmerinnen nach der Menopause ausgewertet.

Man spricht von der Menopause, wenn die Regelblutung zwölf Monate ausgeblieben ist. Die gesunden Frauen waren zu Studienbeginn 50 bis 79 Jahre alt und wurden für einen Zeitraum von durchschnittlich 11 Jahren begleitet. Sie machten unter anderem Angaben zum Body-Mass-Index (BMI), Alkoholkonsum, zur körperlichen Aktivität sowie zum Kalzium- und Vitamin-D-Spiegel. Jedes Jahr wurden das Körpergewicht und Frakturen der oberen Gliedmaßen (Hand, Handgelenk, Ellbogen, Oberarm, Schulter), der unteren Extremitäten (Fuß und Knöchel, Knie, Oberschenkel) und des zentralen Körpers (Hüfte, Becken, Wirbelsäule) protokolliert.

Frauen, die drei Jahre nach Studienbeginn mindestens fünf Prozent ihres Anfangsgewichts verloren hatten, hatten bis zum Ende des Beobachtungszeitraums ein um 65 Prozent höheres Risiko für Hüftfrakturen und zu neun Prozent häufiger Knochenbrüche der oberen Gliedmaßen. Zentrale Körperfrakturen traten im Vergleich zu Frauen mit einem stabilen Körpergewicht mit einer um 30 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit auf, schreiben die Autoren im Britischen Ärzteblatt (BMJ).

Eine Gewichtszunahme stand mit einem erhöhten Risiko für Frakturen der oberen (plus 10 %) und der unteren Extremitäten (plus 18 %) in Zusammenhang. Bei den zentralen Frakturen gab es keinen nachweisbaren Unterschied. Eine ungewollte Gewichtsabnahme, die etwa durch schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs begründet sein kann, führte zu einem höheren Risiko für Hüft- (plus 33 %) und Wirbelsäulenbrüche (plus 16 %). War der Gewichtsverlust durch eine Diät bewusst herbeigeführt, stieg die Wahrscheinlichkeit für Frakturen der unteren Extremitäten um elf Prozent. Hüftfrakturen traten seltener auf (minus 15 %).

Der Einfluss des Körpergewichts auf das Risiko für Knochenbrüche ist vielschichtig, erklären die Wissenschaftler. Auch das Ausgangsgewicht scheint von Bedeutung zu sein. Wenn Frauen aufgrund einer Diät an Gewicht verlieren, waren sie häufig zuvor übergewichtig, was die unteren Extremitäten belastet. Chronische Erkrankungen führen unter Umständen zu einem Verlust an Knochenmasse, was das erhöhte Risiko für Frakturen der Wirbelsäule erklären würde. Diese Vermutungen müssen jedoch durch weitere Untersuchungen untermauert werden.
Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.bmj.com/content/350/bmj.h25
www.was-wir-essen.de/infosfuer/frauen_in_wechseljahren.php

aid-Heft „Gesund und aktiv ins Alter – Fit ab 50“
Bestell-Nr. 1510, Preis: 3,00 Euro
www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=1510

„Calcium, Milch und Knochengesundheit“
Beitrag in der Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“, Ausgabe 1-2/2014
www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=5481

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