Ressourcen der Städte besser nutzen

Urbane Landwirtschaft ist nicht nur eine schöne Spielerei, sondern tatsächlich ein wichtiger Baustein in der Nahrungsversorgung der Zukunft. Das machte Dr. Ute Arnold von der Universität Bonn auf der Konferenz „Essbare Stadt Andernach“ deutlich. Die wichtigsten Ressourcen der Landwirtschaft werden immer knapper, sagte sie. Dazu gehören Land, Energie und Phosphor. So werde im Jahr 2050 nach Berechnungen der Vereinten Nationen weltweit nur noch halb so viel Ackerfläche zur Verfügung stehen wie im Jahr 1970.

Urbane Landwirtschaft bietet ein großes Potenzial für Städte, die eigenen Ressourcen besser zu nutzen, meint Arnold. Das gilt sowohl für die Nutzung der städtischen Flächen, die Verwertung von (organischen) Abfällen für Kompost, die Regenwasser- und Abwassernutzung aber auch für Potenziale durch Bürgerbeteiligung.

In einem Forschungsprojekt hat die Universität Bonn beispielsweise untersucht, welche Möglichkeiten es gibt, Nährstoffe für die landwirtschaftliche Produktion aus Haushaltsabwässern wiederzugewinnen.

„Die meisten Nährstoffe scheidet der Mensch im Urin aus“, sagte Arnold (etwa 90 % des verzehrten Stickstoffs und 50 % des Phosphors). Im Mittelpunkt des Verbundprojektes „Saniresch“, stand daher die Frage, wie sich der Wasserverbrauch für Toiletten verringern und das sogenannte Gelbwasser umweltverträglich nutzen lässt. Dafür wurde in einem Bürogebäude mit hohem Publikumsverkehr anstelle eines herkömmlichen Abwassersystems ein neuartiges Sanitärsystem, kurz NASS etabliert. Es ermöglicht die Trennung von Grauwasser, Braunwasser und Urin. Um das Phosphor aus dem Urin zu gewinnen, nutzt man eine MAP-Fällung (die kristalline Verbindung Magnesiumammoniumphosphat, häufig auch Struvit genannt). So lassen sich 98 Prozent des Phosphors aus dem Urin rückgewinnen. In Feldversuchen der Universität Bonn konnte nachgewiesen werden, dass die Produkte aus Urin – gelagertes Gelbwasser und MAP – hygienisch unbedenklich sind, eine gute Düngerwirkung haben und in ihrer Wirkung auf Pflanzen konkurrenzfähig sind gegenüber konventionellen mineralischen Düngern.

Bürger stehen der Idee einer getrennten Sammlung von Feststoffen und Urin aufgeschlossen gegenüber. In einer Verbraucherbefragung gab es überwiegend positive Resonanz für die Verwertung solcher Düngemittel in der Landwirtschaft.

Gesa Maschkowski, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.saniresch.de

Lippische Ziegler und ihre Frauen

Um das Leben der lippischen Zieglerfrauen geht es bei einer integrativen Führung für Hörende und Gehörlose, zu der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Samstag, 26. Oktober, in sein Ziegeleimuseum nach Lage einlädt. Die rund einstündige Tour wird begleitet von Gebärdendolmetscherin Marika Franke. Die Teilnahme ist kostenlos; gezahlt werden muss nur der reguläre Eintritt.

Das LWL-Ziegeleimuseum hält ein Stück Industriegeschichte lebendig, denn die massenweise Produktion von Backsteinen war Voraussetzung für das rasante Wachstum der Städte und Fabriken während der Industrialisierung. Know how und Arbeitskräfte aus Lippe spielten dabei eine besondere Rolle: Aus der Region zogen alljährlich tausende Männer während der Sommermonate in die Fremde, um auf auswärtigen Ziegeleien zu arbeiten. Die Frauen blieben währenddessen in der Heimat zurück und mussten sich alleine um Haus, Hof und Kind kümmern.

Das LWL-Industriemuseum präsentiert, wie diese Ziegler lebten und arbeiteten. Im ehemaligen Zieglerkotten erfahren Besucher, welche Folgen die Wanderarbeit für das Leben der Frauen und Kinder in Lippe hatte. Den Kern des LWL-Museums bilden die historischen Fabrikgebäude der ehemaligen Ziegelei Beermann am Stadtrand von Lage. Seit 1922 gaben hier Maschinen den Takt an, vorher wurden die Ziegel von Hand hergestellt. Wie – das dürfen Besucher selbst ausprobieren, indem sie in der Maukegrube den Lehm mit Füßen treten und ihn mit beiden Händen in den Streichrahmen drücken.

LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum – Ziegeleimuseum Lage
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Sprikernheide 77
32791 Lage
Karte und Routenplaner

Braunschweig um 1900 – Architektur & Design

Den städtebaulichen Aufbruch Braunschweigs um die Jahrhundertwende zeigt die neue Ausstellung „Braunschweig um 1900 – Architektur & Design“. Sie ist bis zum Mai nächsten Jahres im Städtischen Museum im Altstadtrathaus zu sehen.

Zwischen 1880 und 1920 verändert sich das Stadtbild Braunschweigs wesentlich. Im östlichen Ringgebiet wächst ein neuer Stadtteil mit viel Wohnraum, Kleingewerbe und auch Kasernen heran. Im Westen und Süden der Stadt entstehen große Industrieanlagen mit Anbindung an die Eisenbahn. Zeitgleich werden fortschrittliche, bedarfsgerechte Wohnquartiere für die Arbeiter gebaut. Die Stadt wird modern: mit neuem Rathaus, Schulen und Grünanlagen. Nach dem Vorbild anderer Großstädte bekommt Braunschweig eine neue Infrastruktur mit Kanalisation, gepflasterten Straßen und Elektrifizierung. Der Bau eines Schlachthofes, öffentlicher Badehäuser und Krankenhäuser sowie die Anlage eines Zentralfriedhofes außerhalb der Stadt lösen Hygieneprobleme.

Die Architektur der Jahrhundertwende ist vielfältig. Neogotik steht neben Neobarock, Jugendstil ist indes im Stadtbild kaum vertreten. Steinhäuser verdrängen nach und nach die Fachwerkbauten. In der Stadt ist das Interesse an der eigenen Geschichte groß. Wertvolle Bauteile alter Fachwerkhäuser werden daher nicht zerstört, sondern abgetragen und im Städtischen Museum bewahrt. Der Denkmalschutz ist geboren.

Neben den Stadtplanern Ludwig Winter (Rathaus) und Max Osterloh (Städtisches Museum) sind viele bedeutende Architekten zu nennen, so Constantin Uhde (Rimpausche Villa), Carl Munte (Volksfreund-Haus) und J. Philipp Lipps (Brauhaus Wolters). Stereofotografien geben in der Ausstellung „Braunschweig um 1900“ Eindrücke von der Residenzstadt und der modernen Industriestadt Braunschweig wieder.

Informationen

Dauer: 22. Oktober 2013 bis Mai 2014
Öffnungszeiten: Di. – So. 10 bis 17 Uhr
Veranstalter: Städtisches Museum Braunschweig, Altstadtrathaus, Altstadtmarkt 7, 38100 Braunschweig, Telefon 0531 470 4551, E-Mail: staedtisches.museum@braunschweig.de, www.braunschweig.de/museum
Der Eintritt ist frei.

Coesfeld als Vorzeigebeispiel für Baukultur

Experten und Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege trafen sich am 17. Oktober auf Einladung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Coesfeld zum „Stadtspaziergang Baukultur“. Dabei stellten Experten besondere Architekturbeispiele in der Innenstadt und in Coesfeld-Lette vor und diskutierten sie mit den Teilnehmern.

Experten und Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege haben sich zum LWL-Stadtspaziergang "Baukultur in Coesfeld" zusammengefunden und betrachten gemeinsam verschiedene Architekturbeispiele. Zu sehen ist hier der Neubau des Pfarrzentrums Anna-Katharina. Foto: LWL/Djahanschah
Experten und Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege haben sich zum LWL-Stadtspaziergang „Baukultur in Coesfeld“ zusammengefunden und betrachten gemeinsam verschiedene Architekturbeispiele. Zu sehen ist hier der Neubau des Pfarrzentrums Anna-Katharina.
Foto: LWL/Djahanschah

„Die Stadt Coesfeld hat auf ihren geschichtlichen Wurzeln die Leitlinien für eine vorrauschauende Stadtplanung entwickelt. Die baukulturellen Qualitäten spiegeln sich im Stadtbild wider. Hier läßt sich Stadtbaukultur sehr gut vermitteln“, sagte LWL-Mitarbeiterin Christine Bonatz. Die Architektin vom LWL-Team-Baukultur hat das Konzept für die Führung gemeinsam mit der Stadt Coesfeld und den ortsansässigen Planern erarbeitet und organisiert.

„Der Stadtspaziergang Baukultur ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben gemerkt, dass sich die Qualitätsdiskussionen rund um die Denkmalpflege und die Baukultur am besten direkt vor Ort und durch konkrete Beispiele vermitteln lassen“, erklärte Dr. Markus Harzenetter, Leiter der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen. Coesfelds Planungsdezernent Thomas Backes war stolz darauf, dass die Stadt Coesfeld als Gastgeber vom LWL anlässlich des zehnjährigen Jubiläums ihres Veranstaltungsformates ausgewählt wurde.

Der LWL-Stadtspaziergang führte die Teilnehmer unter anderem zur Lamberti-Kirche am Markt (Foto), über die Promenade und zum ehemaligen Renteigebäude, einem Baudenkmal der 1950er Jahre. Foto: LWL/Djahanschah
Der LWL-Stadtspaziergang führte die Teilnehmer unter anderem zur Lamberti-Kirche am Markt (Foto), über die Promenade und zum ehemaligen Renteigebäude, einem Baudenkmal der 1950er Jahre.
Foto: LWL/Djahanschah

Vorgestellt wurden denkmalgeschützte Gebäude, die vorbildlich saniert wurden, und Neubauten die im historischen Stadtkontext entwickelt wurden. Auch stadtbildprägende Elemente wie die Stadtpromenade waren Teil der Route und der Vor-Ort-Diskussionen. „Als Vorzeigebeispiel für Baukultur im gewerblichen Kontext gilt der ‚Campus’des Unternehmens ‚Ernstings Family‘. Die qualitätsfördernde Bedeutung von Wettbewerben findet hier ihre gelungene Umsetzung. Daher war es uns wichtig, auch diesen Ort vorzustellen“, erklärte Bonatz.

„Baukultur basiert auf innovativer Planungskultur“, war eine der Kernbotschaften des lokal ansässigen Planungsbüros Wolters und Partner, das über das Projekt „Perspektiven für die Promenade“ berichtete. Michael Führs, von der „Regionale 2013“, stellte zum Thema Planungskultur das Projekt „Gesamtperspektive Flusslandschaft „, das sich entlang der gesamten Berkel erstreckt, vor.

Eine Station des LWL-Stadtspaziergangs war das Firmengelände von Ernsting`s Family in Coesfeld-Lette. Foto: LWL/Djahanschah
Eine Station des LWL-Stadtspaziergangs war das Firmengelände von Ernsting`s Family in Coesfeld-Lette.
Foto: LWL/Djahanschah

Die Teilnehmer beschäftigten sich mit der Frage, wie die Baukultur gefördert werden kann. Thomas Backes gab ihnen seine Erfahrung weiter: Er erläuterte, dass Coesfeld als Instrumente der Qualitätssicherung, für eine gute gebaute Umwelt, eine Gestaltungsfibel und eine Gestaltungssatzung einsetzt. Flankierend dazu hat die Stadt Coesfeld einen hochkarätigen Gestaltungsbeirat besetzt.

Hintergrund:
Der LWL-Baukultur-Stadtspaziergang führt regelmäßig Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege und die baukulturell interessierte Öffentlichkeit zusammen, um direkt vor Ort baukulturell interessante Projekte kennenzulernen und zu diskutieren. Das Fachamt der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen initiiert und organisiert die Stadtspaziergänge in wechselnden Städten und Gemeinden von Westfalen-Lippe mit unterschiedlichen baukulturellen Themenschwerpunkten.

LWL-Einrichtung:
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Fürstenbergstr. 15
48147 Münster
Karte und Routenplaner

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