Gesundheit für Zähne und Zahnfleisch

Zahnschmelz ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Dennoch hält er den in der Mundflora siedelnden Bakterien nicht stand. Demzufolge sind nur etwa 1% der Erwachsenen kariesfrei. Den Zahn umhüllt ein Biofilm (Plaque), der unter anderem aus Mikroorganismen besteht. Teileweise verstoffwechseln diese Kohlenhydrate aus der Nahrung zu Säuren, die dann die Kalziumphosphate aus dem Schmelz lösen. Wird das Gleichgewicht aus „guten“ und „krankmachenden“ Bakterien gestört, entkalkt die Zahnsubstanz und Zahnschmelz und Zahnbein werden weich und damit anfällig.

Produkte der Manuka-Pflanze bekämpfen effektiv Karies. © neuseelandhaus.de / Wirths PR
Produkte der Manuka-Pflanze bekämpfen effektiv Karies.
© neuseelandhaus.de / Wirths PR

Für diesen Vorgang sind süße und saure Lebensmittel entscheidend. Zucker bildet die Überlebensgrundlage der Kariesbakterien und damit auch die Voraussetzung zu ihrer Vermehrung. Zu den Zuckerquellen gehören nicht nur der Haushaltszucker, sondern alle bekannten Zucker wie Traubenzucker, Milchzucker oder Stärke. Auch direkt zugeführte Säuren z. B. aus Früchten, Fruchtsäften, Cola, Aspirin oder Wein greifen den Zahnschmelz an. Die Kombination von Säure und Zucker erhöht das Risiko für Zahnschmelzkorrosion. Andere Faktoren, wie Zahnfehlstellungen oder mangelnder Speichelfluss, spielen ebenfalls eine Rolle bei der Zahngesundheit.

Was kann man neben der Reduktion zucker- und säurereicher Nahrungsmittel und regelmäßigem Zähneputzen noch tun?

Wer ständig zwischen den Mahlzeiten nascht oder unregelmäßig isst, nimmt dem Speichel die Zeit, seine Arbeit zu tun. Denn Speichel neutralisiert die Säuren und remineralisiert die Zahnsubstanz. Da dessen Fluss nach dem Essen am größten ist, sollte Süßes direkt nach den Hauptmahlzeiten gegessen werden.

Fluor unterstützt die Remineralisierung der Zahnsubstanz. Besonders fluorhaltig sind Walnüsse, Spinat, Bückling und Brathering sowie grüner und schwarzer Tee. Für den täglichen Kücheneinsatz gibt es mit Fluor angereichertes Salz. Zuträglich für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch sind auch die Vitamine A, C und D sowie Kalzium, Phosphor und Zink.

Manuka-Öl (erhältlich in Apotheken, Reformhäusern und dem Onlineshop www.neuseelandhaus.de) bekämpft die Kariesbakterien in der Mundhöhle. Dafür ist seine antibakterielle Wirkung verantwortlich. Das Öl wirkt damit vorbeugend und bekämpft später effektiv etwaigen Befall.

Ungewöhnlich klingt die Empfehlung, Zahncreme mit Propolis und Manuka-Honig zu benutzen (ebenfalls in Apotheken, Reformhäusern und dem Onlineshop www.neuseelandhaus.de erhältlich), denkt man bei Honig doch immer sofort an Zucker. Der neuseeländischen Manuka-Honig ist allerdings besonders reich an MGO (Methylglyoxal), das stark antibakteriell wirkt und so kurzen Prozess mit den Kariesbakterien macht wie Studien belegen (u.a. Nayak PA et al., „Effect of Manuka honey, chlorhexidine gluconate and xylitol on the clinical levels of dental plaque.“ Contemp Clin Dent. 2010 Oct;1(4):214-7.). Dabei fördert der Honig das physiologische Gleichgewicht zwischen guten und krankmachenden Bakterien. Besonders effektiv ist somit eine Zahncreme, die sowohl Manuka-Öl als auch Manuka-Honig enthält.

Die besten Pflanzensäfte bei Erkältungen

Heute greifen wir wieder häufiger zu natürlichen Mitteln, wenn es darum geht, Krankheiten zu verhindern oder zu bekämpfen. Das ist bei weitem nichts Neues, denn seit jeher nutzt der Mensch die Heilkraft der Natur. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir heute sehr viel mehr über die Wirkstoffe der Heilpflanzen wissen, als dies früher der Fall war. Das hilft uns besonders bei Erkältungen. Denn hier bietet die Natur für die verschiedensten Beschwerden eine große Auswahl an Heilmitteln. Dazu gehören auch (Heil-)Pflanzensäfte. Diese werden aus Blättern, Früchten, Wurzeln oder dem ganzen Pflanzenkraut frisch gepresst und sind in Apotheken, Reformhäusern oder Bioläden erhältlich.

Diese Pflanzensäfte helfen am besten bei Erkältungen:

Echinacea-Presssaft
Bei häufig wiederkehrenden Infekten im Bereich der Atemwege hilft Echinacea-Presssaft. Der Saft des frischen, blühenden Purpursonnenhuts, wie die Echinacea auch genannt wird, unterstützt die Behandlung, indem er die körpereigene Abwehr stärkt. Dies wird vor allem dadurch erreicht, dass Echinacea das Körpergewebe kräftigt und so den Schutz gegen das Eindringen von Bakterien verstärkt.

Echinacea stärkt die körpereigene Abwehr. © Schoenenberger
Echinacea stärkt die körpereigene Abwehr.
© Schoenenberger

Holunder-Saft
Die schwarzvioletten bis schwarzen Holunderbeeren sind besonders reich an Vitaminen, Mineralstoffen und vor allem an sekundären Pflanzenstoffen wie Anthocyanen, Flavonoiden, Schleimstoffen, ätherischem Öl und Gerbstoffen. Deshalb wird Holundersaft in der Volksmedizin häufig bei Husten und Erkältungskrankheiten verwendet. Er kann kalt und warm getrunken werden und ist wegen seines guten Geschmacks sehr beliebt.

Holunder-Saft hilft bei Husten und Erkältungskrankheiten. © Wirths PR
Holunder-Saft hilft bei Husten und Erkältungskrankheiten.
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Huflattich-Pflanzensaft
Huflattich, auch Brustlattich genannt, wird dank ihrer reizlindernden Wirkung seit alters her bei Husten eingesetzt. Als Heilpflanzensaft hilft er bei Heiserkeit, Bronchitis sowie entzündeten Mund- und Rachenschleimhäuten.

Huflattich besitzt reizlindernde Wirkung bei Husten. © Wirths PR
Huflattich besitzt reizlindernde Wirkung bei Husten.
© Wirths PR

Salbei-Pflanzensaft
Schon der botanische Name „Salvia officinalis‹ spiegelt die Wichtigkeit des Salbei in der Heilkunde wider, denn salvia leitet sich vom lateinischen salvus = gesund bzw. salvare = heilen ab. Der Salbei-Heilpflanzensaft (z. B. von Schoenenberger) wird zum einen bei Infektionen im Mund-, Hals- und Rachenraum eingesetzt.

Salbei wird bei Infektionen im Mund-, Hals- und Rachenraum eingesetzt. © Wirths PR
Salbei wird bei Infektionen im Mund-, Hals- und Rachenraum eingesetzt.
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Sanddorn-Muttersaft
Sanddorn zählt weltweit zu den besten Lieferanten von Vitamin C. Ein kleines Glas Saft deckt bereits das Mehrfache unseres Tagesbedarfs. Sanddorn-Muttersaft wird deshalb zur Stärkung des Immunsystems und zur Behandlung von Erkältungen eingesetzt.

Spitzwegerich-Pflanzensaft
Spitzwegerich enthält viele entzündungshemmende und reizmildernde Wirkstoffe. Der daraus gewonnene Heilpflanzensaft hilft bei trockenem Reizhusten und Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Spitzwegerich enthält entzündungshemmende und reizmildernde Wirkstoffe. © Wirths PR
Spitzwegerich enthält entzündungshemmende und reizmildernde Wirkstoffe.
© Wirths PR

Thymian-Pflanzensaft
Die desinfizierende und schleim- bzw. krampflösende Wirkung von Thymian war schon im Altertum bekannt. Thymian-Heilpflanzensaft (z. B. von Schoenenberger) wird bei Erkältungskrankheiten der Atemwege und bei akuter Bronchitis eingesetzt.

Thymian wirkt desinfizierend, schleim- und krampflösend. © Wirths PR
Thymian wirkt desinfizierend, schleim- und krampflösend.
© Wirths PR

Mehr Informationen finden Sie unter www.schoenenberger.com

Wenn die künstliche Hüfte sich lockert

„Endoprothesen“ – das ist die Sammelbezeichnung für künstliche Hüft-, Knie-, Schulter- und Sprunggelenke. Hunderttausende davon werden in Deutschland pro Jahr implantiert; fast alle Patienten sind anschließend völlig beschwerdefrei. Für die wenigen Fälle, in denen das nicht so ist, haben Mediziner des Universitätsklinikums Bonn eine wöchentliche Sprechstunde „Schmerzen und Probleme nach Endoprothese“ ins Leben gerufen: Sie richtet sich an Patienten aus dem Großraum Bonn/Rhein-Sieg, aber auch aus der Eifel und dem Westerwald. Federführend ist die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Ein neues Hüft- oder Kniegelenk, ein neues Schulter- oder Sprunggelenk – einem Menschen ein neues Körperteil einzusetzen, hört sich kompliziert an, ist aber für die Medizin mittlerweile Routine. Hunderttausende solcher „Endoprothesen“ werden in Deutschland pro Jahr implantiert; darunter allein 200.000 neue Hüft- und 130.000 neue Kniegelenke. In der Stadt Bonn sind es für alle vier Gelenk-Arten zusammen rund 3.000 bis 4.000 pro Jahr. Vom ersten Schnitt bis zum Vernähen der Wunde dauert die Hüft-OP rund 60, die am Knie rund 80 Minuten und geht in den allermeisten Fällen völlig ohne Probleme vonstatten. „Solche OPs bringen viel Lebensqualität zurück“, sagt Dr. Pierre Göbel, Oberarzt an der Bonner Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des dortigen Endoprothetikzentrums. „Der Patient ist meist nach der Operation beschwerdefrei, wieder mobil, kann wieder vernünftig schlafen und in gewissen Grenzen auch Sport treiben.“

Nur in einer vergleichsweise kleinen Anzahl von Fällen kommt es nach der OP zu Problemen. Für Betroffene bieten die Mediziner des Bonner Universitätsklinikums darum eine wöchentliche Sprechstunde „Schmerzen und Probleme nach Endoprothese“ an: Sie richtet sich nicht nur an Patienten aus dem Großraum Bonn/Rhein-Sieg, sondern auch aus der Eifel und dem Westerwald. Leiter des Teams aus drei Ober- und fünf Assistenzärzten sind Privatdozent Dr. Sascha Gravius als Leiter der gesamten Gelenkchirurgie und Dr. Göbel selbst als Leiter des Endoprothetikzentrums der Bonner Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie

„Wir haben sehr viel Erfahrung mit problematischen Endoprothesen“

„Grundsätzlich gibt es bei Endoprothesen drei wesentliche Problemfelder“, erläutert Dr. Göbel. Erstens könne die Prothese „sich lockern und sozusagen im Körper »herumschlackern«.“ Zweites Problem: Bisweilen zeigt sich nach der OP, dass der Patient gegen das Metall der Prothese (Chrom, Kobalt und Nickel) oder gegen den „Knochenzement“ allergisch ist, der die Prothese im Körper befestigt. Risiko Nummer drei ist der „Schleichende Infekt“ – dass sich also auf der Prothese ein „Biofilm“ aus Mikroorganismen bildet. Wenn so etwas passiert, liegt das meist nicht an fehlender Hygiene bei der Herstellung der Prothese oder bei der Operation, sagt der Mediziner. „Es liegt daran, dass die metallische Prothese in lebendiges Gewebe eingesetzt wird. Wenn der Patient an einem Harnwegs-Infekt leidet, einer Zahn- oder Lungenentzündung oder einer schweren Grippe, sind die Erreger im Körper vorhanden und können sich an dem Metall ansiedeln. Von dort sind sie dann nur noch sehr schwer wieder zu entfernen.“

Rund 20 Patienten suchen die Bonner Sprechstunde pro Termin im Durchschnitt auf. Meist kann ihnen schnell geholfen werden, freut sich der Chirurg. „Wir haben durchaus viel Erfahrung in der Behandlung von Patienten, die Probleme mit ihrer Endoprothese haben. Die Mehrheit der Probleme lässt sich durch diese Erfahrung der Oberärzte in der Sprechstunde sehr gut lösen.“ Kompliziertere Fälle untersuchen die Experten mit Verfahren der Mikrobiologie, der Radiologie oder der Röntgendiagnostik – „das dauert bis zu zwei Wochen“.

Das Mittel der Wahl ist oft der Austausch der Problem-Prothese

Nur in Einzelfällen finden die Ärzte „trotz ausführlicher Diagnostik keinen guten Grund, warum der Patient Probleme mit der Endoprothese hat“, berichtet Dr. Göbel. Das heißt aber nicht, dass die Experten nicht helfen können: Als letztes Mittel der Wahl ist es möglich, per OP einen direkten Blick auf die „Problem-Prothese“ zu werfen. „Oft findet man dann »vor Ort« einen Grund, den man vorher nicht genau sehen konnte.“

Sobald die Mediziner wissen, welches Prothesen-Problem vorliegt, ist das Mittel der Wahl, das künstliche Gelenk durch ein neues Implantat zu ersetzen, meist ohne Zementanwendung. Bei Schleichenden Infekten setzen die Chirurgen dabei für etwa sechs Wochen eine Zwischenprothese aus „Antibiotika-Zement“ ein: Er soll lokal die im Körper ausgeschwärmten Mikroorganismen abtöten. Bei nicht infektbedingt gelockerten Prothesen wird nur erneuert, was sich gelöst hat – vom Hüftgelenk also entweder der Schaft oder die Pfanne.

Die Endoprothetik-Sprechstunde findet jeden Freitag von 9 bis 13 Uhr im Chirurgischen Zentrum des Bonner Universitätsklinikums auf dem Venusberg statt. Eine Anmeldung ist über die zentrale Terminvereinbarung der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie unter Tel. 0228/287-14106 möglich. Sämtliche anfallenden Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Quelle/Text/Redaktion: Universität Bonn
Stand: 04.08.2014

Ist eine Glatze wirklich eine Glatze?

Zwei Menschen reden angeregt in einer Fremdsprache miteinander – aber meinen sie mit dem Gesagten wirklich das Gleiche? Diese grundlegende Frage treibt Linguisten seit langem um. Pawel Sickinger hat in seiner Promotion am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn mit einem ungewöhnlichen Ansatz Antworten gefunden. Anhand von Bildern unterschiedlich ausgeprägter männlicher Glatzen vollzog er nach, dass es im Deutschen, Amerikanischen und Japanischen erstaunlich ähnliche Vorstellungen zum Beispiel vom Begriff „Geheimratsecken“ gibt.

Pawel Sickinger mit Animationen der Glatzenbildung am Computer: Der Linguist und Diplom-Übersetzer promovierte an der Universität Bonn über Begriffe und Vorstellungen zur Haarverlichtung im Deutschen, im amerikanischen Englisch und im Japanischen. Foto: Volker Lannert/Uni BonnQuelle/Text/Redaktion: Universität Bonn
Pawel Sickinger mit Animationen der Glatzenbildung am Computer: Der Linguist und Diplom-Übersetzer promovierte an der Universität Bonn über Begriffe und Vorstellungen zur Haarverlichtung im Deutschen, im amerikanischen Englisch und im Japanischen. Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Die Animation auf dem Bildschirm zeigt es in aller Deutlichkeit: Von der ursprünglichen Haarpracht des Mannes geht Stück für Stück verloren. Zuerst lichtet sich seitlich die Stirn, die kahlen Stellen weiten sich aus und greifen auf den Hinterkopf über. Der Haarausfall läuft im Zeitraffer, bis der Herr letztendlich völlig kahlköpfig ist. Hinter diesem Computer-Programm steht der Wissenschaftler Pawel Sickinger von der Universität Bonn, der damit Probanden für seine Doktorarbeit befragte.

Sickinger hat keinen Kahlkopf und ist kein Glatzenforscher, sondern Linguist und Diplom-Übersetzer. Für seine Dissertation untersuchte er, ob über verschiedene Kulturen und Sprachen hinweg von bestimmten Begriffen die gleichen Vorstellungen in den Köpfen existieren. Diese grundlegende Frage ist schwer zu beantworten, denn niemand kann den Menschen direkt in den Kopf schauen und dort die von den Gehirnzellen verarbeiteten Vorstellungen und Bilder aufzeichnen. Der Linguist geht von der These aus, dass zu jedem Begriff eine bestimmte Vorstellung existiert: „Die Sprache aktiviert Bilder im Gehirn von Menschen.“

Haarausfall bei Männern ist fast in allen Kulturen ein Thema

Für die Beantwortung der zentralen Frage, ob diese Bilder in unterschiedlichen Sprachen und Kulturen vergleichbar sind, suchte der Linguist nach einem Phänomen, worüber im Deutschen, im amerikanischen Englisch und im Japanischen häufig gesprochen wird. „Da Haarausfall bei Männern so gut wie in fast jeder Kultur ein wichtiges Thema ist, bot es sich für diese Untersuchung an“, berichtet Sickinger, der bei Prof. Dr. Klaus P. Schneider vom Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn promovierte. Der Wissenschaftler programmierte die Animation mit dem kontinuierlich sich lichtenden Haupt. Die Probanden sollten zu den unterschiedlichen Stadien des Haarausfalls Begriffe in ihrer jeweiligen Sprache angeben.

Über soziale Medien und Bekannte verbreitete Sickinger seine Umfrage. Insgesamt nahmen 168 Probanden aus den USA, 169 aus Japan und 232 aus Deutschland an der Glatzenbefragung teil. Dabei ergaben sich zum Teil erstaunliche Übereinstimmungen: Die befragten Personen aus den drei verschiedenen Sprach- und Kulturkreisen ordneten ähnlichen Begriffen in ihrer Muttersprache fast die gleichen Bilder von der schwindenden Haarpracht des männlichen Hauptes zu.

Was zum Beispiel auf Deutsch als „Geheimratsecken“ bezeichnet wird, entspricht im Amerikanischen „widow’s peak“ (wörtlich: „Witwenspitze“) und im Japanischen „emu jigata hage – etwa soviel wie „M-Form-Glatze“. Der „Kahlkopf“ im Deutschen wird im Englischen „bald“ und im Japanischen „tsurutsuru atama“ genannt – glänzender oder rutschiger Kopf. Sickinger ordnete diese in den unterschiedlichen Sprachen verwendeten Begriffe für das jeweilige Stadium des Haarausfalls in Gruppen an. „Dabei zeigte sich, dass es klare Tendenzen gibt“, sagt der Linguist. In allen drei Sprachkulturen kristallisierten sich Begriffsgrenzen zwischen den eigentlich kontinuierlich verlaufenden Glatzenstadien heraus.

Sehr ähnliche Vorstellungen über die verschiedenen Glatzenstadien

Die Testpersonen waren sich zumindest mit großer Mehrheit einig, ab wann der Haarausfall beginnt und wo er in einen Kahlkopf mündet. Einen größeren Spielraum hinsichtlich der Üppigkeit des Resthaares räumten die Probanden zum Beispiel dem Begriff „eine Glatze bekommen“ ein: Manchen genügten erste kleine Verlichtungen, andere waren deutlich großzügiger und ließen eine Glatze erst bei einem deutlicheren Haarausfall beginnen.

„Bei vielen Begriffen zum Haarausfall zeigte sich, dass sehr ähnliche Vorstellungen über die Sprach- und Kulturgrenzen hinweg existieren“, sagt Sickinger. Der Wissenschaftler sieht damit seine grundlegende Frage zumindest teilweise beantwortet: Für bestimmte Begriffe existieren tatsächlich nahezu identische Vorstellungen im Deutschen, Amerikanischen und Japanischen. Sickinger: „Solche Wörter lassen sich also direkt in Begriffe ohne sprachliche Umschreibung übersetzen, weil sie offensichtlich die gleichen Vorstellungen im Gehirn abrufen.“

Das ist auch gut so: Wenn dies nicht so wäre, würden die Menschen trotz aller Übersetzungen ständig aneinander vorbeireden und vollkommen verschiedene Dinge meinen. „Auf diesem Gebiet gibt es jedoch noch viel zu erforschen, denn meine Resultate beziehen sich nur auf den männlichen Haarausfall“, resümiert der Linguist. Komplizierter werde es dagegen bei moralisch aufgeladenen Begriffen: So gehen die Vorstellungen über das Wort „Tugend“ in den verschiedenen Kulturen absehbar weit auseinander.

Publikation: Mental Models Across Languages: Baldness terms in German, English and Japanese. Die Dissertation wird veröffentlicht, sobald ein Verlag gefunden ist.

Quelle/Text/Redaktion: Universität Bonn

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