Tropen und Subtropen: Falscher Düngereinsatz verringert Bodenqualität

Der falsche Einsatz von Mineraldüngern in den Tropen und Subtropen verringert offenbar die Qualität der Böden und gefährdet langfristig auch die Ernährungssicherheit. Zu diesem Resultat kommt eine gemeinsame Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und der Naturschutzorganisation WWF. Sie fasst die ökonomischen und ökologischen Potenziale sowie negativen Wirkungen von mineralischer Düngung in den Tropen und Subtropen zusammen.

Noch nie haben Landwirte rund um den Globus so viel Dünger eingesetzt wie heute. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat die Produktion von Mineraldüngern nahezu linear zugenommen. Im Verbrauch gibt es jedoch regional große Unterschiede: Die Regionen mit dem höchsten Verbrauch sind laut Studie Ostasien und Südasien, während Mineraldünger in Afrika eine vergleichsweise geringe Bedeutung haben. In vielen kleinbäuerlichen Regionen der Tropen und Subtropen seien aber die Mehrerträge, die durch Mineraldünger erzielt werden können, gering. Der Grund dafür sei die geringe Fruchtbarkeit der übernutzten und ausgelaugten Böden. Die zugeführten Nährstoffe könnten kaum für die Pflanzen verfügbar gemacht werden. Dennoch zahlten die Kleinbauern für die Produkte viel Geld. Heute koste eine Einheit Dünger doppelt so viele Einheiten Nahrung wie noch vor zehn Jahren.

Der vermehrte Einsatz von Mineraldüngern, vor allem mit Stickstoff, führt laut Studie auch zu Umweltbelastungen. Die Artenvielfalt nehme ab, und die zunehmende Bodenversauerung hemme das Pflanzenwachstum. Zudem werde verstärkt Humus abgebaut, der für die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser von großer Bedeutung ist. Treibhausgase aus überschüssigem Stickstoff belasteten das Klima. Auf diese Weise zerstöre die Düngung mit künstlichem Stickstoff zentrale Produktionsgrundlagen der Landwirtschaft und gefährde die künftige Ernährungssicherung, schlussfolgern die Wissenschaftler.

Auf Mineraldünger könne aber nicht vollkommen verzichtet werden. Die Herausforderung bestehe darin, dass die Produkte Boden und Umwelt nicht schaden und die Nährstoffe dem System erhalten bleiben. Die Düngung mit künstlichem Stickstoff führe nur zu kurzfristigen Ertragssteigerungen. Alternativen seien Techniken zur Erhaltung und Aufbau von Bodenhumus wie tierische Dünger, Kompostierungsverfahren, Gründüngung und Intensivbrache. Die Länder Afrikas und Asiens sollten besser in ein nachhaltiges Bodenmanagement statt in die Subvention von Düngemitteln investieren, so das Fazit der Studie.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.wwf.de/2013/mai/am-boden-zerstoert/

Die Moderhinke beim Schaf: Zeitnahes Eingreifen nötig

Noch immer ist die Moderhinke ein weit verbreitetes Problem. Die entzündliche Klauenerkrankung bei Wiederkäuern, insbesondere bei Schafen, nimmt einen oft besonders schweren Verlauf mit hochgradigen Schmerzen an den Klauen.

Bei der Moderhinke handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung des Klauenhorns. Die durchschnittliche Lebensdauer der Bakterien beträgt 14 Tage. Bei feuchten Böden kann der Erreger teilweise bis zu 42 Tage und unter besonders ungünstigen Bedingungen bis zu sechs Monate überdauern. Im verseuchten Klauenmaterial der betroffenen Tiere können die Bakterien sogar über mehrere Jahre hinweg überleben.

Die Erkrankung verbreitet sich durch die indirekte Übertragung über den Boden kontaminierter Weiden aus und ist hochinfektiös. Unbehandelt kann die Krankheit die ganze Herde befallen. Die eitrige Entzündung der Klauen ist an der schmierigen, grau-weißen Masse der Eiterherde erkennbar, von denen ein unangenehmer, faulig-süßer Geruch ausgeht.

Verschiedene Umweltfaktoren spielen bei ihrer Ausbreitung innerhalb der Herde eine Rolle: Feuchte Böden in Verbindung mit mangelhafter Klauenpflege wirken begünstigend. Darüber hinaus erhöhen heiße, trockene Wetterbedingungen und sehr tiefe Temperaturen die Empfänglichkeit der Tiere. Auch die Schafrasse ist entscheidend, denn Merinoschafe zeigen beispielsweise eine signifikant höhere Prädisposition. Andere Nutztiere können ebenfalls erkranken, leiden jedoch zumeist an milderen Verlaufsformen.

In einem bereits stark fortgeschrittenen Stadium ist die Krankheit an der ungewöhnlichen Fresshaltung der betroffenen Tiere erkennbar: Bei der Erkrankung der Vorderläufe knien die Schafe bei der Futteraufnahme und teilweise auch bei der Fortbewegung auf den Vorderfußwurzelgelenken, um die schmerzenden Klauen zu entlasten. Bei erkrankten Hinterläufen nehmen die Tiere eine Schonhaltung ein, d. h. sie entlasten im Wechsel die Hinterbeine oder sie fressen im Liegen. Einer in Bewegung befindlichen Schafherde folgen die kranken Tiere humpelnd mit charakteristischem Kopfnicken. Schwer erkrankte Tiere laufen teilweise auf drei Beinen. Greift die Erkrankung auf die Klauengelenke über, kommt es zum Festliegen. Abmagerung, aber auch die Ablösung des gesamten Hornschuhs zählen zu den weiteren Symptomen.

Die Moderhinke ist in der Nutztierhaltung mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden verbunden, wie beispielsweise eine verminderte Wollproduktion, eine nicht ausreichende Säugeleistung in Verbindung mit hohen Lämmerverlusten und geringere Gewichtszunahme der Jungtiere.

Aus tierschutzrechtlichen und wirtschaftlichen Gründen ist bei einem Moderhinkebefall eine Bestandssanierung der gesamten Herde erforderlich.

Anke Klabunde, www.aid.de

Weitere Informationen:

aid-Heft „Gesunde Schafe“, Bestell-Nr. 61-1345, Preis: 3,00 Euro,
www.aid-medienshop.de

Anti-Aging-Lebensmittel?: Nur Energiezufuhr hat lebensverlängernden Effekt

Der Wunsch der Menschen, das Altern hinauszuzögern, ist uralt. Wie schön wäre es, das durch Auswahl spezieller Lebensmittel zu erreichen? Aus der Volksmedizin sind diverse „Mittel“ bekannt. So soll beispielsweise der regelmäßige Verzehr von Joghurt die Ursache für das hohe Lebensalter bulgarischer Hirten sein. Auch Knoblauch und Ginseng werden immer wieder im Zusammenhang mit langem Leben genannt. In jüngerer Zeit fokussiert sich das Interesse auf die Antioxidanzien, die dem Altern, möglicherweise einem Oxidationsprozess, entgegen wirken sollen.

Für positive Wirkungen gegen das Altern werden vor allem sekundäre Pflanzenstoffe oder Mikronährstoffe verantwortlich gemacht, wie Carotinoide, Flavonoide, Proanthocyanidine und andere phenolische Substanzen. Sie kommen in relativ geringen Gehalten in der Pflanze vor, haben keinen Nährwert, dienen ihrem Wirt jedoch in anderer Weise, indem sie beispielsweise durch Farbe oder Geruch Insekten abwehren oder anlocken.

Der Frage für wissenschaftliche Beweise solcher Behauptungen gingen Wissenschaftler der Universitäten von Kaohsiung (Taiwan) und New Brunswick (USA) in einer umfassenden Literaturstudie nach. Die Autoren werteten fast 200 internationale Studien aus. Bisher nachgewiesen ist nur, dass die eingeschränkte bzw. kontrollierte Energiezufuhr einen offenbar lebensverlängernden Effekt hat. Einzelne isolierte Lebensmittelinhaltsstoffe zeigen in den durchgeführten Studien im Einzelfall durchaus auch positive Wirkungen auf bestimmte Stoffwechselvorgänge und könnten damit zu einer Verzögerung des Alterns beitragen. Da es sich aber überwiegend um Tierversuche oder in vitro-Studien an Zell- oder Gewebeproben handelt, bedürfen solche Behauptungen auf jeden Fall noch umfangreicher Absicherung durch klinische Studien an Menschen.

„Altern“ generell bedeutet eine Veränderung der physiologischen Vorgänge im Körper, insbesondere der zellulären Signalübertragung. Davon sind das energetische Gleichgewicht, der Zellstoffwechsel und die Stressabwehr betroffen. Und ob da einzelne Substanzen eingreifen können, bleibt beim jetzigen Stand der Wissenschaft fraglich.

Susanne Großmann-Kühnau, www.aid.de

Höredition entdeckt Michael Klaus neu

„Dieser Stadtteil wird nachts beleuchtet von der Panik seiner Bewohner!“, schrieb Michael Klaus (1952-2008) über seine Heimatstadt Gelsenkirchen. Er hat diese Stadt in vielen Geschichten und Romanen porträtiert, immer schrill und wie in Hollywood. Und er hat sie in Hörspielen verewigt, die zu den Sternstunden der deutschen Hörspielgeschichte erzählen. Diese Hörspiele hat die Literaturkommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt auf DVD herausgegeben.

Die LWL-Literaturkommission will verhindern, dass die Hörspiele von Michael Klaus in Vergessenheit geraten. Foto: Thomas Schmidke
Die LWL-Literaturkommission will verhindern, dass die Hörspiele von Michael Klaus in Vergessenheit geraten.
Foto: Thomas Schmidke

„Michael Klaus war einer der wichtigsten und innovativsten NRW-Schriftsteller der letzten Dekaden“, so Prof. Dr. Walter Gödden, Geschäftsführer der LWL-Kommission. „In seinen Romanen, Erzählungen, Satiren, als Verfasser von Film- und TV-Drehbüchern sowie Opernlibretti hat er das Land zwischen Rhein und Ruhr auf eine eigenwillige, hochliterarische und immer sehr persönliche Art und Weise zum Gegenstand seines Schreibens gemacht.“

Während Klaus Prosawerk heute noch greifbar ist, drohen seine Hörspiele in Vergessenheit zu geraten. Die LWL-Literaturkommission begab sich auf eine umfassende Spurensuche und wurde fündig, beim WDR und anderen Sendern, bei Privatpersonen, im Nachlass des Autors. Auf einer MP3-DVD präsentieren die Herausgeber Walter Gödden und Steffen Stadthaus nun 24 Hörspiele des Autors neben Erzählungen, Gedichten, Interviews und Produktionen aus dem Bereich Jazz und Lyrik. Insgesamt vereint die DVD rund 30 Stunden Hörmaterial, das zum großen Teil erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Die Arbeit war sehr spannend, so die Herausgeber. „Es machte einfach Spaß, diese Hörspiele noch einmal oder erstmals zu hören“, betonen sie. Der Grund sei Klaus‘ vitale und originelle „Schreibe“. Ein weiterer Reiz liege darin, dass Klaus das Medium Hörspiel weiterentwickelt und das Ruhrgebietshörspiel gleichsam neu erfunden habe. Dazu habe ihm der legendäre, von einem Autorenteam erarbeitete 23-teilige Radio-Roman „Black-Box B1“, an dem sich Klaus beteiligt habe, ein ideales Forum geboten, so die Herausgeber weiter.

Das Ruhrgebiet bot Klaus ein großes Stoffreservoir. Seine Sympathie gehörte den „kleinen Leuten von nebenan“, den kleinen Helden des Alltags, die groß sind in ihrem Wollen und manchmal hilflosen Streben. Klaus schrieb, wie es einmal hieß, „kurze aber keine kleinen Texte“. „Bei allem schwarzem Humor besitzen seine Stoffe immer auch eine unverwechselbare Komik“, so die Herausgeber. Mit ihrem Projekt möchten sie den Autor Michael Klaus aus dem „Ghetto der Ruhrgebiets-Literatur befreien und ihm jenen Platz im Kanon der deutschen Literatur zuweisen, den er längst verdient hat.“

Erschienen ist „Michael Klaus – Black Box. Hörspiele, Tondokumente, Jazz & Lyrik“ zum Preis von 14,80 Euro im Bielefelder Aisthesis Verlag. ISBN 978-3-8498-1005-4. Das Projekt wurde unter anderem vom WDR und der Film und Medien Stiftung NRW gefördert.

Bezug:
„Michael Klaus – Black Box. Hörspiele, Tondokumente, Jazz & Lyrik“
Bielefelder Aisthesis Verlag
ISBN 978-3-8498-1005-4
Preis: 14,80 Euro

LWL-Einrichtung:
Literaturkommission für Westfalen
Erbdrostenhof
Salzstraße 38
48147 Münster
Karte und Routenplaner

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