Stadtgeschichte im Internet

Städte bilden einen zentralen Lebensraum für Menschen. All die Aspekte menschlichen Lebens wie Politik, Wirtschaft, Religion, Kommunikation und Kultur hinterlassen Spuren im Bild einer Stadt. Seit Kurzem sind viele dieser Spuren mit Texten, Karten und Abbildungen sowie Literatur zu zahlreichen deutschen Städten zusammengetragen und frei in einem neuen Internet-Portal zugänglich.

Postkarte vom Rathaus Emden in historischer Ansicht vor den Zerstörungen des 2. Weltkrieges Foto: WWU - IStG
Postkarte vom Rathaus Emden in historischer Ansicht vor den Zerstörungen des 2. Weltkrieges
Foto: WWU – IStG

Dieses neue Netz-Angebot, das mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vom Institut für vergleichende Städtegeschichte (IStG) der Universität Münster entwickelt wurde, bietet Studierenden, Wissenschaftlern sowie interessierten Laien die Möglichkeit zu einer individuellen Auseinandersetzung mit dem Thema „Stadt“. Dies geschieht sowohl durch die Bereitstellung grundlegender Informationen als auch durch einen modernen Wissenschaftsservice mit Anregungen für weiterführende Forschung.

Neben einem Newsticker zu aktuellen Tagungen, Publikationen sowie Ausstellungen bietet das Portal vier unterschiedliche „Abteilungen“: Einführungen in die Städtegeschichte in Form eines Tutorials, interaktive Stadtkarten zu verschiedenen Themen, eine Informationsplattform für das multinationale Projekt „Europäische Städte-Atlanten“ sowie eine Mediensuche zu Literatur, Karten, Ansichtskarten und Stadtinformationen. Vor allem die Mediensuche bietet die Chance, Informationen zu Aussehen, Entwicklung und konkreter Lage einer Stadt oder deren Beziehungen zu anderen Orten abzurufen. Wissenschaftler können die Bibliografie zur vergleichenden Städteforschung mit derzeit mehr als 150.000 Titeln durchsuchen, um Anregungen für weiterführende Arbeiten zu erhalten.

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-muenster.de

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Institut für vergleichende Städtegeschichte

Manipulationserkennung bei digitalen Fotos

Prof. Dr. Rainer Böhme Foto: privat
Prof. Dr. Rainer Böhme
Foto: privat

Original oder Fälschung?

Strahlt der Himmel über dem Urlaubsort wirklich so blau wie auf dem Werbebild? Ist das Promi-Foto authentisch? Und dokumentiert die Aufnahme, die im Internet kursiert, tatsächlich ein Kriegsverbrechen, oder ist sie gefälscht? Im Zeitalter der digitalen Bildbearbeitung ist inzwischen nahezu jedes Foto nachbearbeitet. Doch was genau ist manipuliert? Mit dieser Frage beschäftigen sich Bildforensiker und stoßen dabei immer wieder an Grenzen. In einem neuen Projekt an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) untersuchen Wissenschaftler nun, ob sich die Methoden und die Erfolgsquote der Bildforensiker weiter verbessern lassen – oder ob es Manipulationen gibt, die einfach nicht nachzuweisen sind.

Ein besonderes Augenmerk legt Projektleiter Prof. Dr. Rainer Böhme, Juniorprofessor für Wirtschaftsinformatik und IT-Sicherheit, auf Schwachstellen bekannter bildforensischer Verfahren – die Frage ist auch, inwieweit sich diese Methoden verbessern lassen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das Vorhaben des münsterschen Wissenschaftlers in den kommenden drei Jahren mit insgesamt rund 270.000 Euro. Kooperationspartner ist Dr. Markus Kuhn von der Universität Cambridge in England.

„Bislang wissen wir nicht, wo die Grenzen der existierenden Methoden zur Manipulationserkennung liegen. Dabei wäre es extrem wichtig, genau zu wissen, wie zuverlässig sie sind“, betont Rainer Böhme. Der Wirtschaftsinformatiker erklärt: „In polizeilichen Ermittlungen spielen diese Verfahren eine wichtige Rolle. Urteile in Gerichtsverfahren können davon abhängen. Ein anderes Beispiel ist der Nachweis von Versicherungsbetrug. Fotos – eventuell auch manipulierte – werden regelmäßig herangezogen, um Schäden zu dokumentieren.“

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-muenster.de

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AG Prof. Böhme
Forschung A-Z/Informationen zum Projekt

Wasser auf Asteroiden war notwendig

Wenn Wissenschaftler Meteoriten untersuchen, ist das fast so wie eine Reise mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit.

Dr. Christian Vollmer (aufgenommen anlässlich der Verleihung des Klaus-Tschira-Preises für verständliche Wissenschaft) Foto: Klaus-Tschira-Stiftung / Tim Wegner
Dr. Christian Vollmer (aufgenommen anlässlich der Verleihung des Klaus-Tschira-Preises für verständliche Wissenschaft)
Foto: Klaus-Tschira-Stiftung / Tim Wegner

Die Forscher erhalten Aufschlüsse über die Entstehung unseres Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren – und auch Erkenntnisse darüber, wie die Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, dass Leben auf der Erde entstehen konnte. Wissenschaftler um Dr. Christian Vollmer vom Institut für Mineralogie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben nun erstmals direkte Hinweise darauf gefunden, dass schon im frühen Sonnensystem chemische Reaktionen, die aus ursprünglichen organischen Molekülen neue Verbindungen entstehen ließen, in Flüssigkeiten – präziser: in wässrigen Fluiden – stattfanden.

Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht. Bei den Analysen kam – zum ersten Mal bei der untersuchten Art von Proben – ein besonderes hochauflösendes Elektronenmikroskop zum Einsatz, das für die Analyse kohlenstoffreicher Proben besonders gut geeignet ist.

Einfache organische Moleküle finden sich in kohlenstoffreichen Meteoriten, sogenannten kohligen Chondriten, und in interplanetaren Staubpartikeln von Kometen, die man in der irdischen Stratosphäre auffangen kann. Diese Moleküle stammen aus der Anfangszeit des Sonnensystems und sind nahezu unverändert erhalten geblieben. „Unsere Analysen haben jetzt gezeigt, dass diese einfachen organischen Moleküle gar nicht so ursprünglich sind, wie wir dachten“, erklärt Christian Vollmer. „Sie wurden bereits in einer frühen Phase unseres Sonnensystems durch chemische Reaktionen in wässrigen Fluiden auf den Asteroiden, den Meteoriten-Mutterkörpern, verändert.“

Die Wissenschaftler verglichen organische Moleküle von Meteoriten, also Asteroiden-Material, das auf die Erde gelangt ist, und Kometenpartikeln. Dabei fanden sie heraus, dass das Kometen-Material weniger ringförmige – sogenannte aromatische – Kohlenstoff-Verbindungen enthält als das Meteoriten-Material und somit überwiegend unveränderte organische Moleküle aufweist. Die vielen aromatischen Kohlenstoffverbindungen im Meteoriten-Material sind durch chemische Reaktionen bei niedrigen Temperaturen in einer stickstoffhaltigen, wässrigen Umgebung auf dem Asteroiden entstanden.

„Die organischen Verbindungen, um die es hier geht, sind zwar noch weit von den komplexen Biomolekülen entfernt, die es auf der Erde gibt“, erklärt Christian Vollmer. „Sie waren aber für die Entstehung des Lebens wichtig. Interessant ist: Damit sich diese Verbindungen bilden konnten, war die Anwesenheit von Wasser auf den Asteroiden notwendig. Bislang hatten wir im Zusammenhang mit der Entstehung des Lebens vor allem das Wasser auf der Erde im Blick, aber offensichtlich spielte es auch schon zu den Anfangszeiten unseres Sonnensystems eine Rolle.“

Originalpublikation:

Vollmer C. et al. (2014): Fluid-induced organic synthesis in the solar nebula recorded in extraterrestrial dust from meteorites. PNAS, published ahead of print October 6, 2014, doi:10.1073/pnas.1408206111

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-muenster.de

Link:

Forschung A-Z/Dr. Christian Vollmer
Link zur Originalpublikation

Geologen müssen Mond-Entwicklung überdenken

Die amerikanische Mondmission „Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO)“ hat Hinweise darauf geliefert, dass die vulkanische Aktivität auf dem Mond nicht wie bisher angenommen vor etwa einer Milliarde Jahren abrupt zum Erliegen kam. Vielmehr hat es auch in der jüngeren Vergangenheit zumindest kleine vulkanische Eruptionen gegeben.

Dr. Carolyn van der Bogert und Prof. Dr. Harald Hiesinger Foto: WWU/Frank Bartschat
Dr. Carolyn van der Bogert und Prof. Dr. Harald Hiesinger
Foto: WWU/Frank Bartschat

An der Studie, die nun in dem Fachmagazin „Nature Geoscience“ veröffentlicht wurde, sind Prof. Dr. Harald Hiesinger und Dr. Carolyn van der Bogert vom Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) beteiligt.

Die Wissenschaftler stützen ihre These auf die Entdeckung vulkanischer Ablagerungen auf dem Mond, deren Alter sie auf weniger als 100 Millionen Jahre datieren. Auf der Erde würde dies dem Erdzeitalter der Kreide entsprechen, also einer Zeit, zu der die Dinosaurier die Erde bevölkerten. Einige der neu entdeckten vulkanischen Ablagerungen sind sogar weniger als 50 Millionen Jahre alt. Diese Entdeckung werde dazu führen, dass Geologen die jüngste geologische und thermische Entwicklung des Mondes neu überdenken müssen, so die Forscher.

Künstlerische Darstellung des Lunar Reconnaissance Orbiter Foto: Chris Meaney / NASA 2008
Künstlerische Darstellung des Lunar Reconnaissance Orbiter
Foto: Chris Meaney / NASA 2008

Die Ablagerungen, fachsprachlich „unregelmäßige Mare-Flecken“, finden sich in dunklen vulkanischen Tiefebenen, Mare genannt, auf dem Mond. Eines der größten Vorkommen vulkanischer Ablagerungen ist unter dem Namen „Ina“ bekannt. Es ist gekennzeichnet durch seine auffällige Helligkeit und die ungewöhnliche Form, die dem Großbuchstaben „D“ ähnelt. Dachte man bisher, Ina sei einzigartig, haben die Forscher nun viele weitere dieser Strukturen in den hochauflösenden Bildern der Spezialkameras der LRO-Mission entdeckt. Insgesamt hat das Team 70 bisher unbekannte Ablagerungen auf der Mondvorderseite identifiziert, die mit weniger als 500 Metern im Durchmesser zu klein sind, um sie von der Erde aus beobachten zu können.

„Bisherige Studien hatten bereits Hinweise darauf ergeben, dass es sich bei Ina um eine sehr junge Struktur handeln muss. Die Entdeckung zahlreicher ähnlich junger Strukturen in den Mare-Gebieten der Mondvorderseite hat jedoch fundamentale Auswirkungen auf die Modelle der thermischen Bedingungen des Mondinneren und seine thermische Entwicklung“ erklären Prof. Harald Hiesinger und Dr. Carolyn van der Bogert, die den Artikel gemeinsam mit Forschern der Arizona State University (USA) verfasst haben. Mit anderen Worten: Die Entdeckung dieser jungen vulkanischen Strukturen ist nur schwer mit den bisherigen Vorstellungen der Temperatur des Mondinneren in Einklang zu bringen. Die jungen vulkanischen Strukturen sind laut Experten für die zukünftige Exploration des Mondes von enormer Bedeutung.

Die NASA-Mission LRO wird vom Goddard Space Flight Center (Nähe Washington) betreut. An Bord der um den Mond kreisenden Sonde ist das Kamerasystem „LROC“. Es besteht aus insgesamt drei Kameras, die von Malin Space Science Systems entworfen und gebaut wurden und von der Arizona State University betrieben werden. Harald Hiesinger ist der einzige deutsche Wissenschaftler, der an LROC beteiligt ist.

Originalpublikation:

Braden S. E. et al. (2014): Evidence for basaltic volcanism on the Moon within the past 100 million years. Nature Geoscience advance online publication; doi:10.1038/ngeo2252

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-muenster.de

Link:

Pressemeldung der NASA
Link zur Originalpublikation
LRO/Weitere Informationen
Institut für Planetologie

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