Wollnys große Wunderkammer wird in Frankfurt geöffnet

„Es hat eine besondere Kraft, die einen erst mal umhaut“, so beschrieb der Pianist Michael Wollny das Projekt „Wunderkammer XXL“, kurz nachdem er es zum ersten Mal mit der hr-Bigband auf die Bühne gebracht hatte. Das war beim Deutschen Jazzfestival 2012. Der Auftritt wurde von der Presse gefeiert, und die CD-Produktion mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2013 ausgezeichnet. Nun kann man die außergewöhnliche „Wunderkammer XXL“ im hr-Sendesaal erleben: am Samstag, 22. Februar, um 20 Uhr.

Zusammen mit der hr-Bigband und der israelischen Cembalistin Tamar Halperin lässt der Hoffnungsträger des deutschen Jazz und Gewinner des Binding Kulturpreises 2013, Michael Wollny, „unbändige Spielfreude und kreativ-intelligente Gestaltungskraft“ entstehen, wie die FAZ einst schrieb. Zusammen erkunden alle mit Klavier, Celesta, Cembalo, Harmonium und Fender Rhodes neue Klanglandschaften, die sich irgendwo zwischen Minimal Music, elektronischer Musik und modalem Jazz einordnen lassen. Hier treffen ein barockes Cembalo und filmmusikalische Anleihen aufeinander, energetische Jazz-Improvisationen und Rockeinflüsse sind zu hören. Arrangeur Jörg-Achim Keller, der für die Bigband–Arrangements verantwortlich ist, wird das Konzert leiten.

Die Minimal-Art-Reihe des hr-Sinfonieorchesters umfasst sieben Konzerte, zwei davon werden von der hr-Bigband gestaltet.

Weitere Infos unter hr-bigband.de, youtube.com/hrbigband sowie auf facebook.com/hrbigband.

„Wunderkammer XXL“
Michael Wollny, Klavier, Kalimba, Effekte; Tamar Halperin, Cembalo u.a.;
Jörg Achim Keller, Leitung

Datum: Samstag, 22. Februar 2014, 20 Uhr
Ort: hr-Sendesaal, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt
Karten: 19 Euro unter Telefon 069-155-2000 und www.hr-ticketcenter.de

Aus dem Regenwald in den Computer

Die Universität Bonn festigt ihre Position als weltweit führendes Zentrum für Sprache und Schrift der Maya-Kultur. Prof. Dr. Nikolai Grube von der Abteilung für Altamerikanistik und sein Team beginnen ein neues Großprojekt ihrer Disziplin: eine umfassende Gesamtdarstellung der klassischen Maya-Sprache samt Online-Datenbank aller Hieroglypheninschriften. Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste unterstützt das 15-Jahres-Projekt mit 5,4 Millionen Euro.

Hieroglyphenplatte: Elisabeth Wagner, Prof. Dr. Nikolai Grube und Dr. Christian Prager von der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn mit einer Nachbildung der linken Tafel aus dem Sonnentempel der Maya-Stadt Palenque (Mexiko). Die Hieroglypen erzählen von der Erschaffung der Welt und von der Geburt des Sonnengottes. (c) Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Hieroglyphenplatte:
Elisabeth Wagner, Prof. Dr. Nikolai Grube und Dr. Christian Prager von der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn mit einer Nachbildung der linken Tafel aus dem Sonnentempel der Maya-Stadt Palenque (Mexiko). Die Hieroglypen erzählen von der Erschaffung der Welt und von der Geburt des Sonnengottes. (c) Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

„Hiermit schließt denn das Leben. Es gibt nichts mehr zu sehen. Die Weisheit der Könige ist dahin.“ So endet das Popol Vuh, das „Buch des Rates“ der Maya-Kultur. Dass zumindest ein Teil vom Wissen dieses altamerikanischen Volkes aus dem Dunkel der Vergangenheit wieder auftauchte, ist auch ein Verdienst der Menschen, denen es in den letzten Jahrzehnten gelang, die einst nicht lesbare Hieroglyphenschrift der Maya zu großen Teilen zu entschlüsseln. Das Weltzentrum der Maya-Forschung liegt an der Universität Bonn – an der Abteilung für Altamerikanistik des Instituts für Archäologie und Kulturanthropologie. Der Geschäftsführende Direktor Prof. Dr. Nikolai Grube und sein Team beginnen nun ein wegweisendes Großprojekt: Das erste Gesamt-Wörterbuch der klassischen Maya-Sprache, komplett mit Online-Datenbank aller Hieroglyphentexte. Die Arbeit am „Interdisciplinary Dictionary of Classic Maya“ (IDIOM) ist auf 15 Jahre veranschlagt. Sie wird von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste mit 5,4 Millionen Euro unterstützt.

Rund 8000 Hieroglyphentexte hat die Maya-Kultur hinterlassen: Sie reichen von kurzen Namensangaben bis zum in Stein gemeißelten 2000-Zeichen-Geschichtsbuch auf der großen Tempeltreppe von Copán und zu den geheimnisvollen „Codizes“, Büchern aus Baumrinde, von denen nur drei den Scheiterhaufen der spanischen Eroberer entgingen. Insgesamt gibt es etwa acht- bis neunhundert verschiedene Schriftzeichen; gesichert lesen können die Forscher, wie Professor Dr. Grube erklärt, „nach konservativer Schätzung etwa 500“. Jetzt wollen die Bonner Experten alle Texte digital sammeln und analysierbar machen. Dazu erfassen sie Abbildungen aller Schrifttafeln, Stelen und sonstiger Texte – mit allen Hieroglyphen, mit Umschrift der Aussprache und mit englischer Übersetzung. Hinzu kommen auch Kommentare zur Grammatik, Stichworte zum Inhalt und Hinweise auf noch offene Übersetzungsfragen.

„Raster-Fahndung“ nach unbekannten Zeichen

Computertechnisch greifen die Wissenschaftler auf das System „TextGrid“ („Textraster“) zurück, das an der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen entstand; sie passen dieses für viele Sprachen einsetzbare Computerprogramm dazu erstmals an die Maya-Hieroglyphen an. „TextGrid“ ermöglicht es, eingespeiste Texte nach zuvor einprogrammierten Kriterien zu sortieren und zu durchsuchen. Das kann die Entzifferungsarbeit um entscheidende Schritte voranbringen: Für viele noch nicht entschlüsselte Zeichen gibt es Deutungshypothesen – die lassen sich leichter überprüfen, wenn man alle Texte kennt, in denen das jeweilige Zeichen vorkommt. Prof. Grube präzisiert: „Man sieht eine Hieroglyphe, die man noch nicht entziffern kann – und fragt das System: Wo kommt die sonst noch überall vor? Oder kommt eine Gruppe unentzifferter Zeichen vielleicht stets gemeinsam vor? Falls ja, kann einem das neue Ansätze zur Entzifferung liefern.“ Prof. Grube nennt das ein „Entzifferungslabor“: „Viele Zeichen, die bislang nicht lesbar sind, werden durch unsere Datenbank lesbar werden.“

Die Bonner Altamerikanisten wollen zudem eine Standardgrammatik erarbeiten – „ein umfassendes, systematisches Bild der Maya-Sprache der klassischen Zeit“, sagt Prof. Grube. „So eine Gesamtdarstellung gibt es bislang nicht.“ Die Kultur der Maya umspannt 1800 Jahre (von etwa 300 vor bis etwa 1500 nach Christus) – und weil sie als Kalender-Experten alle Texte mit Datum versahen, lässt sich die Entwicklung ihrer Sprache genau verfolgen. Wie veränderten sich die Schriftzeichen im Verlauf der Generationen? Haben sich die grammatischen Formen vereinfacht? Wichtige Fragen nicht nur für die Maya-Forschung, sondern für die Sprachwissenschaft insgesamt: „Alle Modelle darüber, auf welche Weise sich Sprachen verändern, sind auf europäischer Basis entstanden“, erklärt Prof. Grube. „Unser Projekt macht diese Modelle zum ersten Mal an einer amerikanischen Sprache überprüfbar.“

Die Inschriften-Datenbank geht schon im Jahr 2014 online

Als Druckversion soll das „Wörterbuch des Klassischen Maya“ drei Bände umfassen; als Zusatzband kommt eine Liste aller Hieroglyphen hinzu. Erscheinen wird das Werk erst zum Schluss des 15-Jahre-Projekts, weil sich das Wissen der Experten durch neue Ausgrabungen immer noch ständig vergrößert. Alle Zwischenergebnisse wollen die Bonner Forscher jedoch regelmäßig im Internet verfügbar machen – auch für Nichtwissenschaftler kostenfrei zugänglich. Als erster Schritt soll die Inschriften-Datenbank im Laufe des Jahres 2014 online gehen.

Russen staunen über neues Skigebiet in Sotschi

In dem eigens für die Olympischen Winterspiele in Sotschi errichteten Skigebiet in Rosa Chutor üben sich bereits die ersten Russen auf Ski und Snowboard.

Kritik an Anwendung des Beitragserlasses der Krankenkassen

Gesetzliche und private Krankenkassen setzen den seit einem halben Jahr geltenden Erlass zur Befreiung von Beitragsschulden nur schleppend um. „Viele Versicherte, die mit einem hohen Beitragsrückstand bei ihrer Kasse in der Kreide stehen und auf einen finanziellen Neuanfang hoffen, hängen in der Luft, weil ihre Anträge nicht bearbeitet werden“, kritisiert die Verbraucherzentrale NRW: „Ohnehin haben bislang auch nur wenige Nichtversicherte, denen der Erlass fünf Monate lang – bis zum 31. Dezember letzten Jahres – eine schuldenfreie Rückkehr in eine Krankenkasse garantierte, innerhalb dieser kurzen Frist den Weg zurück in die Krankenversicherung gefunden. „Damit wurde das Ziel des Gesetzes, säumigen Zahlern und Nichtversicherten die Mitgliedschaft in einer Krankenkasse zu erleichtern, gehörig verfehlt“, bilanziert die Verbraucherzentrale NRW.

Zum Hintergrund: Seit Einführung der Versicherungspflicht bei den gesetzlichen und privaten Krankenkassen vor sieben beziehungsweise neun Jahren sammelten viele Mitglieder mit niedrigem Einkommen hohe Schulden an, weil sie die monatlichen Beiträge zur Krankenversicherung nicht aufbringen konnten. Mit Hilfe des Beitragserlasses können nun säumige Zahler seit 1. August 2013 ihren Schuldenberg bei den jeweiligen Krankenkassen erheblich abtragen. Auch Nichtversicherte konnten ihre Rückstände bis Ende letzten Jahres sogar auf einen Rutsch loswerden. Denn sie hindert die Pflicht zur Nachzahlung von Beiträgen für die nichtversicherte Zeit oftmals daran, erneut unter den Schirm des Krankenversicherungsschutzes zu schlüpfen. „An dieser Grundmisere hat der Beitragserlass für Betroffene ohne Krankenversicherung leider nichts geändert: Die Fünf-Monats-Frist war viel zu kurz. Viele Menschen ohne Krankenversicherung haben dieses befristete Angebot überhaupt nicht mitbekommen“, erklärt die Verbraucherzentrale NRW.

Aber auch die meisten Krankenversicherten, die einen Berg an Beitragsschulden vor sich herschieben, stehen derzeit noch im Regen, weil die Kassen bislang nicht reagieren. Viele Krankenversicherte wissen immer noch nicht, ob ihnen Beitragsschulden erlassen werden. Diese Hängepartie ist fatal: Solange die Betroffenen in Warteposition verharren und den Beitragsforderungen nicht nachkommen, übernimmt die jeweilige Kasse nur noch dringend notwendige Behandlungskosten. Der Verbraucherzentrale NRW sind auch Fälle bekannt, bei denen die Krankenkassen noch nach Inkrafttreten des Beitragserlasses ungebremst auf ihren Forderungen bestanden, ohne ihren Anspruch mit der neuen Rechtslage abzugleichen. Verwirrung unter den Versicherten stiftet zudem, dass in den Rechnungen der Krankenkassen die genaue Höhe von Säumniszuschlägen und die zeitliche Berechnungsgrundlage nicht klar genug dargestellt werden.

Langfristig wird sich die Situation von säumigen Zahlen oder Nichtversicherten durch den Beitragserlass nach Ansicht der Verbraucherzentrale NRW nicht ändern: Seit 1. Januar 2014 müssen die Beiträge wieder nachgezahlt werden. Allerdings wurden die Regeln hierzu gelockert: Beitrags-Nachzügler in der gesetzlichen Krankenversicherung müssen monatlich pauschal rund 43 Euro abstottern. Privatversicherte können hingegen ihre Ratenzahlung individuell anhand ihres jeweiligen Tarifs aushandeln. Nur: „Wer Krankenkassenbeiträge und Nachzahlungen in Raten nach wie vor nicht schultern kann, wird auch in Zukunft einen Bogen um die Krankenversicherung machen und neue Schulden anhäufen“, rügt die Verbraucherzentrale NRW den halbherzigen Erlass.

Die Verbraucherzentrale NRW fordert die Krankenkassen auf, die unklare Situation für säumige Zahler schnellstmöglich zu regeln und bis dahin auf weitere Mahnungen und dem Einziehen von ausstehenden Beiträgen zu verzichten. Der Gesetzgeber sollte außerdem dafür sorgen, dass Krankenversicherungen für alle Versichertengruppen bezahlbar sind.

Betroffenen rät die Verbraucherzentrale NRW zu prüfen, ob sich die finanziellen Forderungen ihrer Kasse an der neuen Rechtslage orientieren und somit noch berechtigt sind. Im Zweifelsfall sollten sie von ihrer Krankenkasse eine aktuelle, nachvollziehbare Neuberechnung ihres finanziellen Rückstandes erbeten.

Bei Unsicherheit oder Problemen hilft eine Rechtsberatung fürs Gesundheitswesen bei der Verbraucherzentrale NRW vor Ort.
Kontakthinweise im Internet unter www.vz-nrw.de/gesundheitsberatung.

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