Karneval: Dem Alkoholmissbrauch vorbeugen

Zur fünften Jahreszeit engagieren sich zahlreiche Kommunen besonders stark, um dem Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen während der „tollen Tage“ vorzubeugen. Die Bandbreite reicht von Informationsveranstaltungen für Eltern und Jugendliche im Vorfeld der Karnevalszeit, über verstärkte Kontrollen und alkoholfreie Partys bis hin zu Aktionen wie „Keine Kurzen für Kurze“ im Rheinland.

„Gerade zur Karnevalszeit steigt das Risiko, dass Jugendliche beim Alkoholkonsum deutlich über die Stränge schlagen. Viele von ihnen unterschätzen die Folgen, die schon geringe Alkoholmengen – vor allem für Mädchen – haben können“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „Das große und teils kreative Engagement der Kommunen, junge Menschen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol zu animieren, begrüße ich sehr. Vor allem Projekte und Aktionen, die die verschiedenen kommunalen Akteure wie beispielsweise Polizei, Suchthilfen und Sozialdienste vernetzen, sind vorbildlich. Nur mit vereinten Kräften kann es gelingen, dem Alkoholmissbrauch wirksam vorzubeugen.“

Auch die BZgA wird mit ihrer Jugendkampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ zur Karnevalszeit im Einsatz sein. Die Peers der Kampagne – das sind speziell geschulte junge Männer und Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren – werden in den Karnevalshochburgen wie Köln, Düsseldorf, Frankfurt oder München gezielt auf junge Jecken zugehen und mit ihnen über die Gefahren hohen Alkoholkonsums sprechen.

„Auch die Eltern sind in dieser Zeit ganz besonders gefordert, ihre Kinder vor den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums zu schützen“, betont Prof. Dr. Pott. „Sie sind wichtige Vorbilder für ihre Kinder – auch beim Alkoholkonsum „Sie sollten daher mit ihren Kindern über die Gefahren des Alkohols sprechen und gleichzeitig mit gutem Beispiel vorangehen. Das heißt auch, dass sie nicht leichtfertig vor den Augen ihrer Kinder zu viel Alkohol trinken, Alkohol zur Verfügung stellen oder sie dazu animieren mitzutrinken.“

1. Bundeswettbewerb Alkoholprävention ehrt kommunale Präventionsprojekte
Im Rahmen ihrer Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ fördert die BZgA das kommunale Engagement in der Prävention von Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen. Hierfür hat sie gemeinsam mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung unter anderem den 1. Bundeswettbewerb Alkoholprävention ausgelobt. Rund 150 Projekte haben sich daran beteiligt, 14 wurden für das große Finale nominiert. Die Preisverleihung mit Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr findet am 20. Februar in Berlin statt.

Weitere Informationen:
www.kenn-dein-limit.info (für Jugendliche)
www.kenn-dein-limit.de (für Erwachsene)
www.bundeswettbewerb-alkoholpraevention.de

Karnevalsmasken und -kostüme oft mit Schadstoffen belastet

Viele Karnevalsartikel, die zurzeit in Geschäften angeboten werden, sind billige Saisonware. Kunststoffmasken enthalten oft krebserregende Stoffe oder schädliche Weichmacher, die besonders für Kinder gefährlich werden können, und in Kostümen verbergen sich in vielen Fällen schädliche Farbstoffe. Die Verbraucherzentrale Hamburg rät beim Kauf zur Vorsicht und gibt Hinweise zum Gebrauch der Karnevalsausstattung.

„Wer auf seine geliebte Kunststoffmaske nicht verzichten will, sollte diese vor der Nutzung einige Tage lang gut auslüften und zur Karnevalszeit so kurz wie möglich tragen“, empfiehlt Umweltexperte Dirk Petersen. Nach dem Feiern sei es ratsam, sich gründlich die Hände und das Gesicht zu waschen. Stark nach Chemie riechende Karnevalsmasken lässt man besser im Laden. Als Alternative zu Plastikmasken sieht Petersen Masken aus Pappe, Baumwolle und Gips oder Karnevalsschminke. Dabei rät er zur Schminke auf Wasserbasis, die die Haut besser atmen lässt und außerdem leichter zu entfernen ist als eine fettfarbenhaltige Bemalung. „Bevor die Schminke aber großflächig aufgetragen wird, sollte die Verträglichkeit des Produkts an einer kleinen Hautstelle getestet werden“, so Petersen.

Für Karnevalskostüme ist das Waschen vorm ersten Tragen laut Petersen ein Muss. Außerdem sollten weder die Kostüme noch Perücken direkt auf der Haut getragen werden, da die schädlichen Farbstoffe über die Haut in den Körper gelangen können. Der Tipp des Experten: Einfach T-Shirts, Strumpfhose oder Leggings unter dem Kostüm tragen.

Weitere Hinweise zum Gebrauch von Karnevalskleidung finden sich unter www.vzhh.de.

Stand: 29/01/2014

Landgericht Köln verurteilt Lebensversicherer

Das Landgericht Köln hat die HDI Lebensversicherung AG verurteilt, sich weder auf bestimmte Klauseln zur Beitragsfreistellung, zur Kündigung und zum Stornoabzug in Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen zu berufen noch diese zu verwenden. Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte den Versicherer verklagt, weil er sich weigerte, die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs umzusetzen (Urteil vom 29. Januar 2014, Az. 26 O 317/13).

„HDI ist einer von acht Versicherungskonzernen, von denen wir auf dem Klageweg lediglich das einfordern, was der Bundesgerichtshof längst in anderen Verfahren entschieden hat“, sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Nämlich, dass die Versicherten des Unternehmens bei vorzeitiger Kündigung ihrer Lebens- und Rentenversicherungsverträge wegen einer nachteiligen Verrechnung von Abschlusskosten und Provisionen sowie dem sogenannten Stornoabzug nicht mehr so viel Geld wie bisher verlieren dürfen.“

In der gleichen Sache hatten die Hamburger Verbraucherschützer zuletzt gegen die Stuttgarter Lebensversicherung AG und die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG vor Gericht gewonnen. Seit Mitte Januar laufen außerdem Verfahren gegen die fünf Lebensversicherer DBV, PB (Postbank), Nürnberger, AachenMüchener und Axa, die die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ebenfalls nicht anerkennen wollten. „In keinem Fall werden wir mit unseren Klagen hinter den Urteilen des obersten Gerichts zurückbleiben!“, so Castelló.

Die Verbraucherzentrale Hamburg rät Betroffenen, die ihren Kapitallebens- oder privaten Rentenversicherungsvertrag vorzeitig gekündigt haben, selbst aktiv zu werden und Ansprüche auf Nachzahlung schriftlich beim Versicherer anzumelden. Sie hält auf ihrer Website unter www.vzhh.de einen Musterbrief zum Download bereit.

Ikea-Design fußt auch auf deutschen Wurzeln

„Knut“ und „Midsommar“ – hinsichtlich seiner Schlussverkäufe bedient sich der Möbelkonzern Ikea gerne schwedischer Feste als Anlass. Die Dissertation von der Skandinavistin Andrea Suhr an der Universität Bonn kommt zu dem Schluss, dass Ikea in seinem Möbelprogramm zwar den schwedischen Einrichtungsstil widerspiegelt. Doch fußen etliche dieser Designs auf Vorbildern aus Deutschland, die in Schweden weiterentwickelt und anschließend mit Ikea in alle Welt kamen.

Andrea Suhr mit einem Ikea-Katalog von 1979/80: Die Skandinavistin und Volkskundlerin verglich in ihrer Dissertation an der Universität Bonn das Angebot des Möbelkonzerns mit schwedischen Vorbildern. (c) Foto: Johannes Seiler/Uni Bonn
Andrea Suhr mit einem Ikea-Katalog von 1979/80:
Die Skandinavistin und Volkskundlerin verglich in ihrer Dissertation an der Universität Bonn das Angebot des Möbelkonzerns mit schwedischen Vorbildern.
(c) Foto: Johannes Seiler/Uni Bonn

Andrea Suhr ist ein großer Fan von Schweden: Mit 13 Jahren begann sie, die Landessprache zu lernen, später studierte sie Skandinavistik im Nebenfach und Volkskunde im Hauptfach an der Universität Bonn. Wer sich so intensiv mit dem Königreich im Norden befasst und an Innenarchitektur interessiert ist, stößt zwangsläufig auf den Ikea-Konzern. „Bereits seit 1980 sammelte ich eifrig die Kataloge“, sagt Suhr. Ist Ikea wirklich so schwedisch, wie der Konzern vorgibt? Und was ist überhaupt typisch schwedisch? Diese Fragen stellte sich die Skandinavistin und Volkskundlerin nun in ihrer Dissertation.

Zumindest in der Kommunikation gibt sich der Möbelkonzern durch und durch schwedisch: „Ikea feiert Knut“ – mit dem Slogan leitet er seinen Weihnachts-Schlussverkauf ein. „Damit wird auf den skandinavischen St.-Knut-Tag Bezug genommen, der am 13. Januar auch in Schweden gefeiert wird“, berichtet Suhr. An diesem Tag werden die Süßigkeiten vom Weihnachtsbaum geplündert und dann das dürre Grün entsorgt. Der Sommerschlussverkauf bei Ikea heißt „Midsommar“ – nach dem schwedischen Mittsommerfest. Auf der Schweizer Homepage und früher auch auf der deutschen knüpft der IKEA-Konzern an die Traditionen der schwedischen Künstler Carl und Karin Larsson am Ende des 19. Jahrhunderts sowie an den Funktionalismus Schwedens in den 1950er Jahren an.

„Typisch schwedisch“ ist ein Mix aus verschiedensten Stilen

Suhr befasste sich eingehend mit den Bildern des Künstlers Carl Larsson, der die Inneneinrichtung seines Hauses nahe Sundborn malte. „Dieser Einrichtungsstil gilt weithin als typisch schwedisch, denn Larsson wollte die Bevölkerung mit seinen Gemälden zum `guten Geschmack´ erziehen“, sagt die Wissenschaftlerin. Helles Holz, freundliche Farben und klare Formen kennzeichnen diesen Stil. Beim Vergleich mit den bislang in Deutschland erschienenen Ikea-Katalogen von 1974 bis 2013 stellte die Skandinavistin fest: Viele der Ikea-Möbel sind offensichtlich tatsächlich durch das schwedische Künstlerpaar Larsson inspiriert. Auch die zweckorientierten Formen des Funktionalismus aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegeln sich demnach – wie von Ikea behauptet – im Angebot des Konzerns wider.

Viele gängige Möbel-Designs kamen aus Deutschland

„Allerdings zeigte sich bei der Untersuchung des zugrundeliegenden Larsson- und Funktionalismus-Stils, dass beide gar nicht originär schwedisch sind“, berichtet Suhr. Es handele sich vielmehr um einen Mix aus verschiedenen Einflüssen – was wiederum als „typisch schwedisch“ bezeichnet werden könne. Einige Wurzeln des Ikea-Angebots seien auch auf deutsche Designer zurückzuführen. Ein Beispiel seien die Einbauküchen, die nach dem Zweiten Weltkrieg als „Schwedenküchen“ in Deutschland bekannt wurden. Das Vorbild sei bereits 1927 als deutsches Produkt unter dem Begriff „Frankfurter Küche“ bekannt geworden.

Darüber hinaus könnte das „Billy“-Regal – ein Renner von Ikea – sein Vorbild im Bücherschrank T550 von Bruno Paul im Jahr 1908 oder im Bauhausregal von Marcel Breuer (1926) haben. Vom Kunden selbst zusammenzubauende Möbel seien übrigens auch keine Erfindung von Ikea, sondern von Richard Riemerschmid, der zusammenschraubbare Möbel bereits 1906 erfunden hat. „Ideen aus Deutschland wurden in Schweden aufgegriffen und weiterentwickelt, mit Ikea kamen sie dann wieder nach Deutschland zurück und in alle Welt“, resümiert die Skandinavistin.

Die Dissertation wurde mit einer 1,0 bewertet. „Sie ist ausgezeichnet, innovativ, umfangreich und noch dazu interessant zu lesen“, attestiert Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Simek von der Abteilung für Skandinavistik der Universität Bonn, der die Doktorarbeit betreute. Für die Skandinavistik, die sich meist mit Literatur befasst, habe die Dissertation ein ungewöhnliches Thema. „Aber die Fächerkombination von Frau Suhr mit Volkskunde hat sich in diesem Fall sehr glücklich zu einem wirklich kulturwissenschaftlichen Thema gefügt“, sagt Prof. Simek. Das Rigorosum, die Abschlussprüfung zur Erlangung des Doktorgrades, hat Andrea Suhr bereits absolviert. Nun sucht sie einen Verlag für die Veröffentlichung ihrer Dissertation. Ihr Werk wird deshalb erst in einiger Zeit auf dem Büchermarkt erscheinen.

Dissertation: Andrea Suhr: Der „schwedische Stil“ in Deutschland. Von Carl Larsson über den Funktionalismus zu IKEA.

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